: Thomas Leibnitz
: Verrisse Respektloses zu großer Musik von Beethoven bis Schönberg
: Residenz Verlag
: 9783701746880
: 1
: CHF 18.00
:
: Musikgeschichte
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Große Komponisten im Zentrum der Kritik. Ein amüsanter Rückblick! 'Bruckner componirt wie ein Betrunkener': Zu diesem Schluss kommt 1886 ein Musikkritiker nach der Wiener Erstaufführung von Anton Bruckners Siebenter Sinfonie. Stimmen wie diese sind heute nicht mehr zu hören, wenn in den Konzert- und Opernhäusern der Welt die großen Werke des klassischen Repertoires aufgeführt werden - bewundert, verehrt, jeglicher Diskussion enthoben. Respektlose, auch amüsante Zugänge öffnen sich jedoch beim Blick in die Archive: Thomas Leibnitz zeigt, wie scharf die zeitgenössische Kritik mit Werken von Komponisten umging, die heute zu den unbestrittenen Größen der klassischen Musik zählen - Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Giuseppe Verdi, Anton Bruckner, Johannes Brahms, Richard Strauss, Gustav Mahler, Arnold Schönberg.

Thomas Leibnitz, geboren 1955 in Wien, Studium von Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien. Seit 1978 Mitarbeiter des Instituts für Österreichische Musikdokumentation. Ab 1986 wissenschaftlicher Bibliothekar an der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, seit 2002 Direktor der Musiksammlung. Präsident der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Zahlreiche Publikationen zur österreichischen Musik des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen 'Verisse' (2022).

»Er hat die Musik krank gemacht«


Richard Wagner


Friedrich Nietzsche über Wagner als künstlerische Erscheinung:

»Ich stelle diesen Gesichtspunkt voran: Wagners Kunst ist krank. Die Probleme, die er auf die Bühne bringt – lauter Hysteriker-Probleme –, das Konvulsivische seines Affekts, seine überreizte Sensibilität, sein Geschmack, der nach immer schärferen Würzen verlangte, seine Instabilität, die er zu Prinzipien verkleidete, nicht am wenigsten die Wahl seiner Helden und Heldinnen, diese als physiologische Typen betrachtet (– eine Kranken-Galerie! –): alles zusammen stellt ein Krankheitsbild dar, das keinen Zweifel läßt.Wagner est une névrose. Nichts ist vielleicht heute besser bekannt, nichts jedenfalls besser studiert, als der Proteus-Charakter der Degenereszenz, der sich hier als Kunst und Künstler verpuppt. Unsre Ärzte und Physiologen haben in Wagner ihren interessantesten Fall, zum mindesten einen sehr vollständigen. Gerade, weil nichts moderner ist als diese Gesamterkrankung, diese Spätheit und Überreiztheit der modernen Maschinerie, ist Wagner dermoderne Künstler par excellence, der Cagliostro der Modernität. In seiner Kunst ist auf die verführerischste Art gemischt, was heute alle Welt am nötigsten hat – die drei großen Stimulantia der Erschöpften, dasBrutale, dasKünstliche und dasUnschuldige (Idiotische).

Wagner ist ein großer Verderb für die Musik. Er hat in ihr das Mittel erraten, müde Nerven zu reizen –