: Antje Ippense, Christian Stielow, Ina Rieder, Sammy Heet, Dracolonia, Dhana Greif, Tira Beige, Ambo
: Gaynachten Adventengel
: Elysion Books
: 9783960001324
: 1
: CHF 3.60
:
: Anthologien
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In 24 erotischen Kurzgeschichten erzählen deutschen Autoren und Autorinnen von unfreiwilligen Outings, wilden Liebesorgien, unartigen Feiertagen, intensiven Ferien oder lustigen und lustvollen Weihnachtsfeiern. Es sind Erzählungen über zweite Chancen, alte Liebschaften und neue Lieben, die dem Leser kurzweilig und vergnüglich die Zeit bis zum eigenen Weihnachtsgeschenk versüßen. Ein hartes bis zartes Lesevergnügen zum Verschenken, Alleinlesen oder Gemeinsam-Genießen.

24 Autoren - 24 Geschichten

1. Julklapp


Ian Wolsit-Streich

 

 

 

»Magst du auch noch ein Bier?«

»Gern! Bis gleich in der Raucherecke.«

Ich ging schon mal die Treppen zum Innenhof unseres Büros herunter. Die frische, kühle Luft tat mir gut. Ich zündete mir eine Zigarette an, nahm einen kräftigen Zug und atmete tief wieder aus. Ein kurzer Moment der Ruhe an diesem Abend, ich genoss ihn. Dann hörte ich Thies kommen. Er gab mir eine bereits geöffnete Flasche und wir stießen an.

»Auf wunderbare Festtage!« Wie er es sagte, hatte es einen bitteren Klang. Ich fragte ihn, wo er die Feiertage verbringe.

»Ich fahre zu meinen Eltern.«

»Wo war das gleich noch?«

»In der Eifel.«

Mir fiel auf, wie wenig ich über meinen Kollegen wusste.

»Mein Bruder kommt auch mit Frau und Kindern, meine kleine Schwester mit ihrem Partner, heile Familie.«
Ich setzte an, zu fragen, ob er denn keine Partnerin habe, verbiss es mir aber im letzten Moment. So wie es klang, war das ein sensibles Thema und ich sah mich aktuell nicht dazu in der Lage, ein empathischer Gesprächspartner zu sein. Trotz des ausschweifenden fettigen Essens spürte ich die Wirkung des Alkohols; das hier war nicht mein erstes Bier.

»Willst du eigentlich auch eine?« Ich hielt Thies die Kippen hin.

Er schüttelte den Kopf. »Nichtraucher!«

Ich wusste wirklich nicht viel über die Kollegen im Marketing.

Eine Weile standen wir noch schweigend nebeneinander, bis ich aufgeraucht hatte. »Sollen wir mal wieder reingehen?«

Thies, der sich keine Jacke übergezogen hatte und bitterlich frieren musste – er hatte kein Gramm Fett auf seinen Rippen – nickte schlotternd.

Das neu eingerichtete Großraumbüro unserer Kreativabteilung, in dem wir in diesem Jahr Weihnachtsfeier und Einweihungsparty in einem Aufwasch feierten, hatte sich geleert. Drei Projektmanager, zwei Kolleginnen aus der Finanzbuchhaltung und unsere Geschäftsführerin saßen noch am Tisch und unterhielten sich. Thies und ich setzten uns dazu. Es wurden ein paar Anekdoten von den Weihnachtsfeiern vergangener Jahre zum Besten gegeben; früher ging es hier im Laden anscheinend hoch her. Möglicherweise waren die Ausschmückungen aber auch dem Glühwein geschuldet.

Schließlich brach unsere Geschäftsführerin auf und kurz darauf verabschiedeten sich auch die anderen Kolleginnen und Kollegen. Nur Thies, Romy aus der FiBu und ich konnten uns nicht zum Gehen aufraffen. Regen hatte eingesetzt.

Wir drei unterhielten uns noch eine Weile. Ich erfuhr, dass Romy plante, zu ihrem Freund nach Görlitz zu fahren und schämte mich fast dafür, zu sagen, dass ich mir aus Weihnachten nichts mache, die Feiertage zu Hause verbringen würde und zwischen den Jahren vorhatte, ins Büro zu kommen. Romy sah mich mit einem fast mitleidigen Blick an. Bald verebbte unsere Konversation, es war Zeit, endlich aufzubrechen. Der Regen war mittlerwe