: Hannes Leidinger, Christian Rapp, Birgit Mosser-Schuöcker
: Freud - Adler - Frankl Die Wiener Welt der Seelenforschung
: Residenz Verlag
: 9783701746873
: 1
: CHF 18.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Leben und Wirken von Freud, Adler und Frankl, der Begründer weltbekannter psychotherapeutischer Schulen, im Spiegel der Zeit. Sigmund Freud, Alfred Adler, Viktor Frankl - herausragende Größen des Wiener Geisteslebens, die innerhalb kurzer Zeit die Wissenschaft der Seelenforschung revolutioniert haben. Sie wurden zu den Gründungsvätern bis heute maßgeblicher Theorien und Behandlungsmethoden:der Psychoanalyse, der Individualpsychologie und der Logotherapie. Aus welchen sozialen Milieus stammten sie, welches familiäre Umfeld hat sie geprägt und wie sahen ihre beruflichen Netzwerke aus? Die Autor*innen erzählen auf spannende Weise eine hundertfünfzigjährige Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und beleuchten dabei auch die komplizierten Beziehungen zwischen diesen drei Persönlichkeiten.

Hannes Leidinger, geboren 1969, studierte Geschichte, Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte in Wien. Kurator von Ausstellungen, Berater von Radiosendungen und TV-Dokumentationen, Leiter von wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Lehrtätigkeit am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Leiter der Außenstelle Wien des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt im Residenz Verlag zusammen mit Christian Rapp 'Hitler - prägende Jahre' (2020) und zusammen mit Christian Rapp und Birgit Mosser-Schuöcker 'Freud-Adler-Frankl' (2022). Christian Rapp, geboren 1964, Kulturwissenschaftler und Ausstellungskurator. Lehrbeauftragter an der Universität Wien, an der Universität für angewandte Kunst und an der New Design University St. Pölten. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zur Kultur- und Gesellschaftsgeschichte, Ausstellungen und Museumsprojekte im In- und Ausland. Seit Jänner 2018 wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich. Zusammen mit Hannes Leidinger 'Hitler - prägende Jahre' (2020), Zusammen mit Hannes Leidinger und Birgit Mosser-Schuöcker 'Freud-Adler-Frankl' (2022). Birgit Mosser-Schuöcker, Juristin und Autorin, ist seit 2008 für den ORF tätig. Ihr Spezialgebiet sind zeitgeschichtliche TV-Dokumentationen. Sie veröffentlichte Sachbücher zur neueren österreichischen Geschichte sowie eine Romantrilogie ('Der Sturz des Doppeladlers', 'Kinder einer neuen Zeit', 'Die Stunde der Wölfe'). Zusammen mit Hannes Leidinger und Christian Rapp 'Freud-Adler-Frankl' (2022).

Sigmund Freud – In den Tiefen der Psyche


Erweiterung des Blickfelds


Kritiker von Sigmund Freud fanden harte Worte über ihn: »Seine Beziehung zur Geschichte zeugt von einer totalen Verleugnung. Die Geschichte war ausschließlich seine Geschichte, also die Geschichte der eigenen Person, aber nie die Geschichte seiner Zeit, in der er – ob er wollte oder nicht – lebte und in der sein Werk entstand. Er weigerte sich, sein Denken in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen, also anzuerkennen, dass Einflüsse aus seinem Umfeld, Begegnungen mit anderen und das, was er gelesen hatte, eine Rolle spielten, er wollte alle Spuren seiner intellektuellen Entwicklung verwischen.«1

Solche Charakterisierungen wirken grob vereinfachend. Ein Zerrbild entstand. Die Sachlage war komplizierter und von Veränderungen geprägt. Freud hob beispielsweise die Rolle des Arztes, Philosophen und väterlichen Freundes Josef Breuer hervor, als es darum ging, die Genese seiner Theorien und Behandlungspraktiken zu beschreiben.2 Am Vorabend des Ersten Weltkriegs machte er sich jedoch zur alleinigen Schöpferfigur der Psychoanalyse. Die Einflüsse auf seine Arbeit blieben dennoch evident. Immer wieder legte er ausführliche Literaturberichte vor. Sein Wissenschaftsverständnis gebot es, die Forschungsentwicklung bis zu seinen eigenen Studien zu reflektieren und entsprechend wiederzugeben.

Das Denkmal, das Freud aufgrund seiner Leistungen und Entdeckungen errichtet wurde, hatte also mehrere Gestalter: jene, die sich ihm weitgehend unterordneten oder in ihm gar den Religionsstifter und Übervater sehen wollten; ebenso jedoch die Gegner, die mit »gehässigen Wortklaubereien« und Abwertungsversuchen die Aufmerksamkeit auf ihn lenkten und so zu seiner Unsterblichkeit beitrugen.3 Auch wohlgesonnene Biografen betonen indes Freuds »Gewohnheit, seine geistige Isolation zu dramatisieren«, seine Neigung, das eigene »Heldentum in starken Farben« selbstbewusst hervorzuheben, sich mit »welthistorischen Giganten« zu identifizieren und »seine Kämpfe« fantasiereich zu stilisieren.4

Sigmund Freud, sein unmittelbares Umfeld und sein Werk bedürfen in jedem Fall einer Einordnung in historische Entwic