2. KAPITEL
Freitag, 26. August 2011
Noch zwölf Tage
Die Weltuntergangsprophetin befestigte einen Haken an der Decke. Finster im Gemüt, hatte sie sich ein Seil fest um Hals und Nacken geschlungen.
Als Letztes blieb nur noch, den Hocker wegzuschubsen. Es hörte ja doch niemand auf sie, und es waren jetzt nur noch zwölf Tage bis zum Weltuntergang. Auf die paar Tage konnte sie herzlich gern verzichten.
Sie hatte es immer und immer wieder berechnet. Und dann noch einmal. Neben ihren Astrophysikforschungen war sie im Brotberuf Oberschullehrerin, damit sie Essen und Miete bezahlen konnte. Die Schülerinnen und Schüler, die zum Job gehörten, waren ein notwendiges Übel. Als sie mit ihren Weltuntergangsberechnungen fertig war, wandte sie sich an die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. Sie hatte neun Jahre lang an der vierundsechzig Schritte langen Gleichung gearbeitet und wollte ihre Kalkulationen bestätigt bekommen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, und noch viel weniger hätte es das Ergebnis beeinflusst. Doch sie verlangte nach Anerkennung.
Die Akademie antwortete nicht auf ihre E-Mails. Auch nicht auf die postalischen Briefe. Wenn sie anrief, wurde sie so lange weiterverbunden, bis sie schließlich wieder da ankam, wo sie angefangen hatte. Als letztes Mittel fiel ihr nur noch ein, unangemeldet in der Akademie aufzutauchen und auf einer Unterredung mit dem Präsidenten zu bestehen. Oder mit einem Referenten. Oder mit sonst irgendwem außer dem Pförtner. Der daraufhin die Polizei verständigte, die keine Zeit hatte, vorbeizukommen. Also nahm sich der Pförtner selbst der Sache an und führte sie hinaus und die lange Treppe hinunter, auf der bestimmt zwanzig Studierende herumhingen. Ein paar schauten verschreckt, als der Pförtner vorbeikam, den Eindringling fest am Arm gepackt. Andere waren verwundert. Vor allem aber erinnerte sie sich an das allgemein nachsichtige Lächeln. Und das auf Gesichtern von Studierenden, die allesamt demnächst sterben würden.
Schließlich würden jaalle sterben!Ohne dass auch nur eine Menschenseele erfuhr, was sie bereits wusste.
Was hatte dann überhaupt noch einen Sinn? Wo doch auch so schon alles keinen Sinn hatte?
Die Prophetin rechnete nach, wie viele Tage sie nun schon auf der Welt war. Bis dato elftausendzweiundfünfzig. Jeder einzelne hatte aus nichts als Elend bestanden, soweit sie zurückdenken konnte. Niemand hatte sie jemals verstanden, niemand sie je geliebt. Hatte sie selbst je jemanden geliebt, außer Malte Magnusson in der Oberstufe? Der so ein süßes Lächeln und so ein sanftes Wesen gehabt hatte.
Ein süßes Lächeln. Das war auch so ziemlich alles, was sie von ihm bek