Dezember/Silvester
Alec
»Ist nicht wirklich was Brauchbares dabei, oder?« Vigo klingt, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Gemeinsam haben wir uns in seinem Hotelzimmer auf dem Bett sitzend die Handyaufnahme angehört, die er heimlich von dem Gespräch seines Vaters mit dessen neuem Geschäftspartner mitgeschnitten hat. Er wollte mir damit beweisen, dass er auf meiner Seite steht. Deshalb gibt es auch überhaupt keinen Grund für ihn, sich schuldig zu fühlen. Er kann nichts dafür, was besprochen wurde und was nicht. Ich bin ebenso wie er davon überzeugt, dass es künftig um illegale Geschäfte gehen wird, doch beim gemeinsamen Abendessen mit Vigo haben sowohl Royce als auch der Gastgeber, ein gewisser Howard Deacon, tunlichst darauf geachtet, nicht konkret über dergleichen zu sprechen.
Immerhin fiel mehrmals Nguyens Name, weil der vermeintliche Textilhändler, zu dem Vigos Bruder Lloyd kürzlich Geschäftsbeziehungen aufgenommen hat, die Lieferungen koordinieren soll. Was konkret bedeutet, dass er seine Container mit Stoffen und Kleidung gleichzeitig für weitere Güter zur Verfügung stellt, um die teuren Transportwege effizient zu nutzen. Es ist eine schwache Spur, aber eine Spur.
»Dad traut mir nicht. Wird er vermutlich nie.« Niedergeschlagen lässt Vigo die Schultern hängen. Ich hingegen wäre sogar froh darüber, wenn Royce zu der Erkenntnis käme, dass sein jüngerer Sohn nicht für dieses Geschäft taugt.
»Fuck, ich wusste ja, dass mein Vater kein Heiliger ist, aber dass er zu echten Verbrechen fähig ist, hab ich wirklich nicht geahnt, das musst du mir glauben.«
Beruhigend lege ich meine Hand auf Vigos Arm. »Alles gut. Ich glaube dir.«
Das tue ich absolut. Es ändert nur nichts. Wir stehen im Grunde immer noch auf unterschiedlichen Seiten, weil er niemals bei der Polizei oder gar vor Gericht sagen wird, was er weiß. Nicht einmal das, was er vor Kurzem im Wochenendhaus seiner Eltern beobachtet hat.
Er ist Zeuge eines Verbrechens – und mit seinem Schweigen macht er sich mitschuldig. Genau wie ich. Aber was haben wir für eine Wahl? Wir hätten beide nicht dort sein dürfen, und zumindest was mich angeht, darf auch niemand erfahren, dass ich es war.
»Ich werde das an Bovers weitergeben«, sage ich und schalte das Handy aus, lege es auf das kleine Schränkchen neben dem Bett. »Mal sehen, was unsere Experten damit anfangen.« Ich versuche, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, damit Vigo nicht noch mehr hadert. Natürlich hatte ich gehofft, dass bei diesem Treffen eine konkretere Spur zutage treten würde. Immerhin kennen wir jetzt den Namen des Kerls, mit dem Royce künftig Geschäfte machen will.
Wir werden Deacon gründlich durchleuchten. Vielleicht war er früher schon in illegale Geschäfte verstrickt, obwohl ich das nicht glaube. Sinetti sucht sich seine Geschäftspartner sorgfältig aus.
»Habt ihr denn sonst keine Anhaltspunkte?«, fragt Vigo vorsichtig und entlockt mir ein Seufzen.
»Keine, mit denen sich etwas anfangen lässt. Wie ich dir schon gesagt habe, dein Vater ist schlau.«
Er nickt nachdenklich, stockt dann und sieht mich an, als wäre ihm gerade eine Idee gekommen. »Was ist denn mit Patrick? Er hat ziemlichen Ärger wegen dem Geschäft, dass er mit mir abschließen wollte, oder? Kann man ihm nicht einen Deal anbieten oder sowas?«
Sein Ansatz ist niedlich, aber leider vollkommen sinnlos.
»Patrick wird nicht reden. Und Copper auch nicht. Das ist bei allen aus dem Dunstkreis deines Vaters so, die wir festnehmen. Er schiebt die Sch