Bemerkungen zum Thema Gemeinde-Demokratie
1.Problemstellung
Bis heute ist die Frage nicht wirklich geklärt, welche Bedeutung den Gemeinden in der Verfassungsordnung zukommt. Die Erörterung darüber ist auch noch nicht beendet. Zwar ist die Vereinigung der beiden deutschen Staaten nach dem Zusammenbruch der UdSSR nicht durch einen Akt der Verfassungsgebung nach Art. 146 GG erfolgt. Aber auf der europäischen Ebene hat die Verfassungsdiskussion gerade erst begonnen. Dabei stehen sich in der Frage der Stellung der Gemeinden zentralistische Traditionen, namentlich der Französischen Republik, und der föderative Aufbau anderer europäischer Staaten, unter anderem auch der Bundesrepublik Deutschland, bis heute schroff gegenüber.
Eins der Motive dieser Zeilen ist es, zu zeigen, dass es nicht die Grundprinzipien der Französischen Revolution waren, die zwangsläufig den Zentralismus Frankreichs zur Folge hatten. In der ersten Phase hatte die Große Revolution vielmehr die Pläne für eine Munizipalitätenverfassung entwickelt, die für den Frh. vom Stein und seine Städteordnung von 1808 eine wichtige Quelle der Inspiration waren. Auf der anderen Seite waren es auch nicht klare theoretische Prinzipien, die zu den Besonderheiten des heutigen föderativen Aufbaus der Bundesrepublik geführt haben, sondern eine wechselvolle, noch nicht ganz abgeschlossene Entwicklung, in der die Praxis zum Teil über die Theorie obsiegt hat. Über das bisherige Endresultat dieser Entwicklung besteht auch noch keine überzeugende abschließende Meinung.
Das andere Motiv liegt in dem Versuch, etwas von dem Schatz zu heben, der in dem weithin vernachlässigten Beitrag von Hugo Preuß liegt. Er ist zwar als Autor des Verfassungsentwurfs der Weimarer Republik allgemein bekannt. Seine Rolle als Theoretiker und Praktiker der Kommunalpolitik dagegen ist noch nicht ins allgemeine Bewusstsein gedrungen, obwohl es dazu einige erhellende Untersuchungen gibt.1
Dabei geht es hier nicht um den Versuch, die Genossenschaftstheorie, wie sie Otto v. Gierke im Anschluss an Georg Beseler entwickelt hatte, oder die „organische Theorie“ Bluntschlis, an die Gierke ebenfalls angeknüpft hatte, wiederzubeleben. Hugo Preuß hat sich mit großem Eifer der Verteidigung dieser theoretischen Ansätze gewidmet. Aber er hat sie auch weiterentwickelt und aus ihnen demokratische Konsequenzen gezogen, die in mancher Hinsicht dem verwandt sind, was in der englischen Gierke-Rezeption – über Frederick William Maitland, Ernest Barker, Harold Laski und dieFabian Society – einen Anstoß gegeben hat, die heutige Pluralismus-Theorie auszuarbeiten.2 Die Vors