: Rabindranath Tagore
: Sadhana Der Weg zur Wirklichkeit
: Books on Demand
: 9783756287123
: 1
: CHF 5.30
:
: Religion/Theologie
: German
: 228
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
1913 erschien Rabindranath Tagores"Sadhana" erstmalig auf Bengali. Es sieht die Aufgabe des Menschen darin, sein wahres Ich zu erkennen, um seine Bestimmung zu erfüllen und reiht sich damit in die Erkenntnisse vieler großer Seelen und spiritueller Meister ein. Gerade dieses Werk hält Antworten auf essenzielle und aktuell mehr denn je drängende Fragen des Menschseins bereit. Die Neuübersetzung basiert auf dem von Tagore selbst verfassten englischen Text, dessen sprachlich-poetische Tiefe und Brillanz das Herz berührt und den Geist erstaunen lässt. Vor allem integriert sie aber erstmalig die Möglichkeit, nicht nur über die von Tagore geforderte und notwendige Selbst-Verwirklichung zu lesen, sondern sie auch praktisch zu erfahren.

1861 in Kalkutta geboren, erlangte und genoss Rabindranath Tagore im Laufe seines Lebens den Ruf eines Universalgelehrten. Vor allem für seinen Gedichtband"Gitanjali&qu t; erhielt er 1913 den Literaturnobelpreis als erster Nicht-Europäer. Von seinen vielen zeitlosen literarischen Werken abgesehen, betätigte sich Tagore auch als Philosoph, Komponist, Maler und Pädagoge. Manche bezeichneten ihn als den"Shakespeare" oder"Goethe Indiens". Die konsequente Suche nach wirklich belastbaren und ebenso in allen Aspekten eines normalen Lebens umsetzbaren Antworten auf grundlegende Fragen der menschlichen Existenz durchdringen seine Werke und prägten sein Leben.

1 Die Beziehung des Einzelnen zum Universum


Die antike Zivilisation Griechenlands wurde innerhalb von Stadtmauern gepflegt. In der Tat wurden die Wiegen aller modernen Zivilisationen aus Backstein und Mörtel errichtet.

In den Köpfen der Menschen hinterlassen diese Mauern tiefe Spuren und schaffen ein Prinzip von „teile und herrsche" in unserem Denken. Dies fuhrt wiederum dazu, unsere Eroberungen zu sichern, indem man sie befestigt und voneinander trennt – wir trennen Nationen, Wissen und Mensch von Natur. Gegenüber allem jenseits der von uns errichteten Barrieren wird ein starkes Misstrauen geschürt, und es muss hart um unsere Anerkennung kämpfen.

Als in Indien die ersten arischen Eroberer auftauchten, war es ein riesiges Land mit Wäldern, die die Neuankömmlinge schnell zu ihrem Vorteil nutzten. Sie boten ihnen Schutz vor der glühenden Hitze und den Verwüstungen der tropischen Stürme, Weiden für das Vieh, Brennholz für Opferfeuer und Material für den Hüttenbau. Mit ihren patriarchalischen Oberhäuptern ließen sich die unterschiedlichen arischen Klans in verschiedenen Waldgebieten nieder, die besonders guten natürlichen Schutz sowie Nahrung und Wasser in Hülle und Fülle boten.

Unsere Zivilisation wurde also in den indischen Wäldern geboren und von ihnen entscheidend geprägt. Umgeben von der unermesslichen Fülle der Natur, wurde sie von ihr ernährt und gekleidet und stand mit ihren verschiedenen Aspekten in engstem und dauerndem Austausch.

Man könnte meinen, ein solches Leben stumpfte die menschliche Intelligenz ab und verringerte die Motivation zum Fortschritt durch die Senkung des Lebensstandards. Doch wir stellen fest, dass im alten Indien das Leben im Wald den menschlichen Verstand nicht bezwungen und den Fluss der Energie nicht geschwächt,