1. KAPITEL
Nairo Roja Moreno kniff missmutig die Augen zusammen, als er aus seinem Privatjet trat und ihm der eisige Wind den Regen ins Gesicht trieb.
„Perdición!“ Fluchend schlug er den Kragen seines Jacketts hoch. „Es regnet!“
Natürlich regnete es. Dies war England, und das Wetter schien sich gegen ihn verschworen zu haben, als wollte es ihn daran erinnern, warum er diesen Ort so verabscheute.
London, wo er einmal gehofft hatte, einen Neuanfang in seinem Leben starten zu können, und wo man ihm stattdessen das Herz geraubt und gedankenlos gebrochen hatte.
„No!“
Entschlossen stieg er die Stufen hinab. Die Erinnerungen, die ihn bestürmten, hatten nichts mit dem Wetter zu tun, vielleicht abgesehen davon, dass es in dem verdammten Haus immer kalt gewesen war. Kalt und elend, außer in den Zeiten, in denen Red mit ihm den Schlafsack geteilt hatte.
Sei ehrlich. Es war nicht das Wetter oder das Haus, das ihn fertiggemacht hatte, sondern die Kälte des Verrats. Die Kälte eines Herzens, das er für warm und freigiebig gehalten hatte. Bis sie ihn ohne eine Erklärung verlassen hatte, einfach im Dunkel der Nacht aus seinem Leben verschwunden war.
Ein Glück, dass er sie los war! Er schüttelte die ungebetenen Erinnerungen ab, als er in den bereitstehenden Wagen stieg. Damals hatte er keine Lust verspürt, sie zu suchen, und auch gar keine Zeit dafür gehabt. Seine Bemühungen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und sich mit seiner Familie auszusöhnen, was sie durch ihr Handeln fast zerstört hätte, hatten ihn ganz in Anspruch genommen. Er hatte eine zweite Chance erhalten und nicht vor, sie sich zu vermasseln. Diese Reise nach London war der letzte Teil der Aufgabe, die er sich auferlegt hatte.
„Dacre Street“, wies er den Chauffeur an. Hoffentlich kannte der Mann sich aus, denn die Straße lag nicht in einer Gegend, die Nairo geläufig war.
Seufzend lehnte er sich zurück und strich sich das nasse schwarze Haar aus dem Gesicht. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als nach London zurückzukehren, um das Versprechen zu halten, das er Esmeralda gegeben hatte. Wichtig war nur, dass es seine Schwester glücklich machen würde, denn er hatte bei ihr so viel wiedergutzumachen.
Es hätte kaum einen schlechteren Tag geben können, an dem Louise sich krankmeldete. Seufzend strich sich Rose eine rötlich schimmernde kastanienbraune Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem geflochtenen Zopf gelöst hatte. Der Unordnung im Empfangsbereich nach zu urteilen, hatte sich ihre normalerweise so gut organisierte und effiziente Assistentin schon tags zuvor ziemlich unwohl gefühlt. Sogar auf dem Terminkalender prangte ein großer Kaffeefleck, der Einzelheiten unleserlich machte.
Nicht, dass Rose eine Erinnerung gebraucht hätte. Der Termin war vor einer Woche vereinbart worden, von einer Frau, die mit starkem Akzent sprach und sich als die persönliche Assistentin von Nairo Roja Moreno vorstellte.
„Nairo Roja More