Das erste Gespräch war nicht gerade inhaltsreich gewesen.
»Hallo! Ich bin Patrick. Sieht so aus, als wären wir Nachbarn!«
»Hei! Nett, dich kennenzulernen! Ich heiße Valerie. Woher kommst du?«
»New York. Bin schon drei Wochen hier. Bißchen einsam, die Gegend, aber sonst ganz toll.«
»Ja, finde ich auch«, hatte Valerie gesagt und tapfer gelächelt, denn in Wahrheit fand sie die Einsamkeit bedrückend und die kleine Strandsiedlung trostlos. Selbst das Meer, obwohl glatt und blau, erschien ihr wenig vertrauenerweckend.
Die Insel, auf der sie sich befanden, hieß Paros und gehörte zu den griechischen Kykladen im Ägäischen Meer. Noch vor kurzem hatte Valerie nicht gewußt, daß es sie gab.
Bei Patrick, ihrem Nachbarn, verhielt es sich offenbar anders.
»Ich komme alle paar Jahre für einen Monat oder zwei hierher«, verriet er bei einem Drink auf der Terrasse seines Strandbungalows, »es ist der beste Platz auf der Welt, um in Ruhe ein Buch fertigzuschreiben.«
»Das glaube ich dir«, erwiderte Valerie, diesmal völlig aufrichtig, »aber wenn du nur einfach Urlaub machen wolltest, würdest du dann nicht woanders hinfahren?«
Er lachte und fischte eine Olive aus seinem Glas. »Kommt darauf an, auf meine Stimmung zum Beispiel und natürlich auf die Gesellschaft. Wenn ich konzentriert arbeite, fehlt mir nichts und niemand. Aber im Urlaub bin ich normalerweise nicht allein unterwegs, und es gibt kaum jemanden, dem ich diese sehr spezielle Idylle zumuten könnte.«
»Aha«, murmelte Valerie, hörbar erleichtert, wenn nicht gar triumphierend.
Patrick beugte sich vor und sah sie prüfend an. Er hatte ein schmales Gesicht, dunkle, aufmerksame Augen und fast schwarzes, sehr kurz geschnittenes Haar. Alles in allem war er eine sympathische Erscheinung, vermutlich Mitte dreißig, groß, schlank und natürlich knackig braun gebrannt von der griechischen Sonne.
»Gehe ich fehl in der Annahme, daß du dich hier nicht besonders wohl fühlst?« erkundigte er sich teilnahmsvoll.
»Nein, damit liegst du leider völlig richtig.«
»Darf ich dich fragen, warum du hier bist? Oder ist es ein Geheimnis?«
»Absolut nicht«, seufzte Valerie, »wir haben die Reise in einem Preisausschreiben gewonnen, mein Freund und ich. Aber als es soweit war, hat er einen Rückzieher gemacht. Nicht aus Böswilligkeit, nur weil er den Termin nicht halten konnte. Er studiert in Darmstadt an der Technischen Hochschule, und im letzten Semester hat er wohl geschlampt, jedenfalls muß er jetzt einen Schein nachholen, sonst wird er nicht zum Examen zugelassen.«
»Das ist ja jammerschade. Habt ihr die Reise nicht verschieben können?«
»Eben nicht. Ich war schon drauf und dran, sie abzublasen und auch daheim zu bleiben. Aber irgendwie hätte mich das geärgert, verstehst du? Nachdem ich alles drangesetzt hatte, Urlaub zu kriegen – und das war nicht einfach, kann ich dir sagen! Ich arbeite in einem Notariat, alle anderen sind ungefähr hundert Jahre älter als ich und um diese Zeit im Jahr, also über Pfingsten und Fronleichnam, da will ja jeder weg, um Urlaubstage zu schinden – wenn du weißt, was ich meine, aber wahrscheinlich weißt du es nicht, weil ihr in Ameri