: DominoKati, Saskia Hirschberg
: Echt ist mein Perfekt Lipödem: Eine unterschätzte Krankheit und wie ich gelernt habe, meinen Körper zu akzeptieren
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959103732
: 1
: CHF 13.40
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Solange sie sich erinnern kann, steht die erfolgreiche YouTuberin DominoKati mit ihrem Körper auf Kriegsfuß - seit Jahren beobachtet sie, dass ihre Beine immer kräftiger werden, besonders an den Oberschenkeln. Sie fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut, probiert erfolglos zahlreiche Diäten. Als sich die Hinweise häufen, dass ein Lipödem die Ursache für ihr Leiden sein könnte, sucht sie eine Spezialistin auf.  2019 geht DominoKati mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit, um anderen Betroffenen zu helfen. Rund 3,8 Millionen Frauen in Deutschland leiden an einem Lipödem, einer Störung der Fettverteilung, vor allem an Beinen, Hüfte, Gesäß und in einigen Fällen auch an den Armen.  In ihrem Buch teilt DominoKati ihren Leidensweg und spricht ganz offen darüber, wie das Lipödem sie begleitet und welche Folgen es für ihr Selbstbild hat. Sie will der Krankheit ein Gesicht geben und die Leserinnen ermutigen, ihre Symptome ernst zu nehmen und sich frühzeitig Unterstützung zu holen. Sie gibt einen Überblick über Therapiemöglichkeiten, Ernährungstipps und lässt andere Betroffene zu Wort kommen.

Kati, 1996 in Hessen geboren, ist seit mehr als acht Jahren eine der angesagtesten Beauty-Influencerinnen. Auf Social Media wurde sie als »DominoKati« bekannt, unterhält mittlerweile erfolgreich eine eigene Haarpflegemarke und gründete ein Fashionlabel. Seit einigen Jahren kämpft Kati mit ihrer Lipödemerkrankung und möchte ihre Bekanntheit nutzen, um über die Krankheit zu informieren und Betroffenen zu helfen.

Vorwort


Dicke Beine? Eine Krankheit namens Lipödem

Oha! Du bringst ganz schön was auf die Waage …

Da stand sie: Die zwölfjährige digitale Kati aus meiner Wii mit ihrem langen blonden Zopf kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Das bunte T-Shirt, das meinem Avatar noch wie angegossen gepasst hatte, bevor ich mein Körpergewicht und meine Größe in diverse Felder eingeben musste, spannte nach den Hochrechnungen des Computers plötzlich am dicken Bauch meines erschrocken blickenden Cyber-Abbildes. Automatisch ertastete ich meine Hüfte. Sah ich etwa auch in echt so aus? Mein Blick flog hinüber zu der Skala rechts auf dem Bildschirm. Untergewicht, normal, Übergewicht, fettleibig. Eigentlich war ich fest davon ausgegangen, dass der Pfeil nach dem Errechnen meines BMI im gelben Normalbereich stehen bleiben würde. Aber dann: dingdingding! Rot!

Wtf?

Hatten die blöden Zicken in der Schule etwa doch recht? War ich fett und hässlich?

Wenn ich mich heute als Erwachsene frage, wieso mich die Darstellung in einer Computeranimation so aus dem Konzept gebracht hat, und mir zum Vergleich alte Fotos ansehe, finde ich, dass meine Figur damals eigentlich noch ziemlich normal war. In meiner Kindheit war ich tendenziell sogar eher schlank gewesen – »keine gute Esserin«, wie Eltern das ausdrücken würden. Dafür gab es einen guten Grund: Ich hatte da dieses Zahnbürsten-Trauma! Oops! Kleiner Unfall. Die Zahnbürste landete in meiner Speiseröhre, tatütata, ab ins Krankenhaus …

Nur aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass ich als Einjährige irgendwann mit der Zahnbürste im Mund hingefallen bin und sich der Bürstenkopf tief in meiner Kehle verhakte – an den Krankenhausbesuch und die ganze Aufregung drumherum habe ich selbst keine Erinnerung mehr. Was ich aber wohl nie in meinem Leben vergessen werde, sind die endoskopischen Untersuchungen, die ich noch Jahre nach dem Vorfall unter Narkose über mich ergehen lassen musste, damit die Ärzte1 die Narbenbildung kontrollieren konnten. Dieser Teil der Geschichte hatte offensichtlich schon eher Traumapotenzial, denn seither kann ich es nicht mehr leiden, wenn mir jemand an den Mund oder den Hals fasst.

Wahrscheinlich entstand mein zögerliches Essverhalten in meiner Kindheit aus einer Art Schutzmechanismus heraus. Reine Mutmaßung! Allerdings ist es auch nicht weiter relevant, denn mit dem »Größerwerden« überwand ich mein Trauma und aß wieder mehr. Offenbar sogar zu viel, wenn man dieser unverschämten Animation aus meiner Spielekonsole Glauben schenken durfte. Und den Mädchen aus der Schule … Und den Fotos und Figurenratgebern aus derBRAVO GiRL! … Und irgendwann auch meinen eigenen Gedanken, dem Flüstern in meinem Kopf, das mir den ganzen Tag einredete, ich sei zu dick. Diese fiese innere Stimme nenne ich übrigens Motzi, weil sie immer an mir herummeckerte:Zieh den Bauch ein! Versteck deine Beine! Iss weniger! Je älter ich wurde, desto lauter wurde Motzi. Manchmal wusste ich schon gar nicht mehr, ob mir zum Heulen, Schreien oder Kotzen zumute war, wenn ich vorm Spiegel stand und sah, wie jede Hose an meinen Oberschenkeln spannte und sich die Dellen auf meiner Haut kraterartig durch den Stoff drückten. Sommer für Sommer in langer Kleidung schwitzen, bloß kein nacktes Bein zeigen! Wie wir Frauen unsere Problemzonen kaschieren können, lernen wir ja schon früh. Zeitschriften verraten uns, welches Bikini-Modell breite Hüften schmaler erscheinen lässt, Push-up-BHs schummeln an den Brüsten ein Körbchen dazu, Absätze strecken die Beine.

Schon als Teenager kaufte ich mir wegen Inputs wie diesem die ersten Sättigungspillen und Cellulitecremes im Drogeriemarkt, um gegen meine Problemzonen vorzugehen. In den folgenden Jahren veränderte sich mein Körper, genau genommen meine Beine, jedoch tatsächlich immer auffälliger – egal wie sehr ich dem entgegenarbeitete. Meine Oberschenkel und Waden legten im Vergleich zu meinem restlichen Körper unproportional an Umfang zu. Erfolglos