: Catharina Berents
: Wo die Wellen brechen Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960419549
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Atmosphärisc , intelligent und mit Tiefgang erzählt. In einem norddeutschen Wissenschaftsmuseum treibt ein Historiker tot im Wind-Wellen-Kanal. Dr. Franziska de Beer, eine junge, erfolgreiche Wissenschaftlerin und Direktorin des Museums, gerät bald unter Verdacht, eine Mitschuld an seinem Tod zu tragen. Doch die Obduktion fördert Seltsames zutage. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel, das sie nach Warnemünde und zurück in die Zeit der DDR führt. Aber alle Spuren scheinen im Nichts zu enden ...

Catharina Berents, promovierte Kunsthistorikerin, veröffentlichte Bücher, Aufsätze und Übersetzungen zu Kunst, Architektur, Kunstgewerbe, Design und Kulturgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts. Nach einer Laufbahn im Bereich Museum, wo sie im Rheinland, in Hessen und zuletzt als Direktorin eines kulturgeschichtlichen Museums in Schleswig-Holstein im Amt war, ist sie seit 2013 an der Leuphana Universität Lüneburg beschäftigt. Dort lehrt sie im Fach Design und Kunstgeschichte und ist im Wissenschaftsmanagement tätig.

Kleefeld, drei Monate zuvor, 2. März


»Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde und Förderer des Jensen-Museums Kleefeld, ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung unserer Ausstellung ›Der Strom des Lebens – Leben am Wasser, Leben mit Wasser‹.«

Dr. Franziska de Beer, die Museumsleiterin, hatte das Wort ergriffen. Der Geräuschpegel legte sich, die zahlreich an diesem Sonntagvormittag zur Vernissage erschienenen Gäste waren gespannt auf ihre Einführungsrede. Heute Abend wurde der zweite Teil der geplanten Ausstellungstrilogie »Der Strom des Lebens« eröffnet.

DasJMK war eine Institution, die sich der Erforschung der Flussniederung und ihrer Kulturlandschaft, den Marschen von Kleefeld, widmete. Eine über Jahrhunderte fruchtbare, von Handel, Gewerbe und Landwirtschaft geprägte Region. Bevor Kleefeld von einem Monarchen im 17. Jahrhundert gegründet worden war, hatte hier nur amphibische Ödnis geherrscht. Die Landschaft, die dem täglichen Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt war, musste erst einmal kultiviert werden. Viele Kilometer Deich waren notwendig gewesen, bevor das Terrain besiedelt werden und der Stadtbaumeister des Königs mit seiner Arbeit beginnen konnte.

Im Jensen-Museum wurde die Entstehungsgeschichte der Stadt und der umliegenden Marschen erzählt. Jens Jensen, ein umtriebiger Kleefelder Lateinlehrer, hatte die Sammlung im späten 19. Jahrhundert gegründet. Viele Objekte belegten, wie schwer es gewesen sein musste, Deiche zu errichten und den Boden zu kultivieren. Der Große Fluss beherrschte schon damals Land und Leute.

Auch heute Abend ging es um Wasser.

»Wir möchten in unserer Ausstellung zeigen, wie nachhaltig der Fluss das Leben der Menschen und die Entwicklung der Region geprägt hat. Für den Stadtgründer war die Lage am Strom vor fast vierhundert Jahren ausschlaggebend, lieferte er doch zum einen die notwendige Verbindung zu den Weltmeeren und zum anderen ins Binnenland zu den großen Städten, die bald zu wichtigen Handelspartnern wurden. Die Stadt Kleefeld hat sich bis heute ihre Prägung durch den Hafen und die Lage direkt an der Wasserkante bewahrt.«

Manche Ortsbezeichnungen ließen erahnen, dass hier in früheren Zeiten raue Gesetze herrschten, nach Norden erstreckte sich die Gerbersche, nach Süden die Siebrechtsche Wildnis. Die beiden Lehnsherren, nach denen diese Regionen benannt worden waren, gingen mit unrühmlichen Taten in die Geschichte ein, grausame Knechtschaft, Vergewaltigung und Hunger hatten deren Untertanen zu erleiden.

Franziska de Beer scherzte oft, dass sie am Rande der Wildnis lebe. Wie recht sie damit haben sollte, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

Sie war wie immer vor öffentlichen Auftritten nervös, das hatte sie in all den Jahren, die sie ihren Beruf schon ausübte, nicht abgelegt. In Erwartung des bevorstehenden Frühlings trug sie einen cremefarbenen Hosenanzug, dazu helle Wildlederpumps. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt. Ihre äußere Erscheinung war ihr wichtig, perfekt gekleidet zu sein, gab ihr Schutz, wenn so viele Augenpaare auf sie gerichtet waren. Aber sie badete auch in der Menge des Publikums und letztlich in ihrem Erfolg, denn alle waren hier, um ihre Ausstellung zu sehen.

Sie war vor vier Jahren nach Kleefeld gezogen, da war sie eher an ein komfortables Großstadtleben gewöhnt gewesen als an Windstärke neun, Gummist