Stadt am Scheideweg
Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft
Bei einem jener wöchentlichen Spaziergänge durch Manhattan, die mir zur Gewohnheit geworden waren, seit das Coronavirus im Frühling 2020 New York in den Ausnahmezustand versetzte, fand ich mich ganz im Westen der Insel wieder, dort, wo der sechsspurige Westside Highway die Stadt vom Wasser abtrennt und wo in normalen Zeiten Kreuzfahrtschiffe an den letzten funktionierenden Piers im Hudson anlegen. Es muss Sommer gewesen sein, ich erinnere mich an jene drückende Schwüle, die zwischen Juli und September oft über der Stadt hängt und die einem manchmal das Atmen schwer macht.
Zwischen der 10th Avenue und dem Fluss ist hier in den vergangenen Jahren eine neue Stadt innerhalb der Stadt entstanden. Aus dem alten U-Bahn-Depot zwischen der 30th und der 34th Street ist ein Ensemble an funkelnden neuen Wolkenkratzern gewachsen, das vom Fluss her wirkt wie eine Art Fata Morgana. Herausgelöst aus der Midtown Skyline scheint der Distrikt, der frech den Blick auf das alte Empire State Building verstellt, irgendwo zwischen Land und Wasser zu schweben.
Dankbar für die Vollklimatisierung schlüpfte ich an der Ecke der 33rd Street und der 10th in die Nummer 20 Hudson Yards, die Shoppingmall, die den Passanten in den funkelnden neuen Wohn- und Geschäftsbezirk hineinziehen soll. Über eine Rolltreppe gelangte ich in das drei Stockwerke hohe Atrium der Geschäftspassage, wo ein livrierter Portier mich übertri