: Johannes Wilkes
: Meeting mit Mord Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839273562
: Kommissar Mütze
: 1
: CHF 9,90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 251
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Merkwürdige Dinge passieren im Dorf. Wie jedes Jahr bereiten die örtlichen Rotarier ihren Stand auf dem Weihnachtsmarkt vor, bei dem sie für einen guten Zweck sammeln. Doch immer wieder mittwochs, wenn sich die rotarischen Freunde im »Grünen Baum« zum Meeting zusammenfinden, kommt auf tragische Weise einer von ihnen ums Leben. Zufall? Die Verkettung unglücklicher Umstände? Oder steckt etwas anderes dahinter? Glaubt man anfangs noch an natürliche Todesursachen, wird bald klar: Ein Mörder geht um. Kommissar Mütze ermittelt!

Johannes Wilkes, Jahrgang 1961, lebt in Bayern. Der Autor von Romanen, Krimis und Reisebüchern ist mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet worden, seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

30. Kapitel


Auch wenn keiner richtig Lust hatte, Tradition war Tradition. Der erste Advent war gekommen und damit der Tag des Gänsemarschs. An jedem ersten Adventssonntag versammelten sich die Freunde am Wanderparkplatz von Kirchehrenbach, um gemeinsam auf das Walberla zu steigen, den heiligen Berg der Franken, wo man oben einen Glühwein zu sich nahm und anschließend auf der anderen Seite hinabstieg und beiKathie einkehrte. Die Nacht hatte den ersten Reif gebracht. Fröstelnd stand man auf dem Parkplatz beisammen. Auch die Frauen waren gekommen, Friederike van der Brink, die Bäckersgattin mit den wunderbaren Oberarmen, Babsi Trebbisch, rheinisch gut gelaunt, allen Ereignissen zum Trotz, und Hiltrud Thürauf, die Expertin für Deutsch und Geschichte, die sich an die Bäckersfrau hielt, um sich nicht mit Babsi unterhalten zu müssen. Wie immer etwas abseits und eher den Männern zugewandt, stand Susanne Hufschnabel, von den anderen Damen kurz und frostig begrüßt, was ihr mittlerweile egal zu sein schien, die Männer waren ihr ohnehin lieber, zumal diese niemals auf die Idee kommen würden, am Status einer Drittfrau Anstoß zu nehmen. Sie waren in dieser Beziehung deutlich toleranter.

Wer nicht gekommen war, das waren die Witwen. Der Präsident sah auf die Uhr. Zunehmend ungeduldig wartete man noch auf Freund Göllner, der natürlich wieder allein kommen würde. Seine Ehefrau Antoinette hatte noch niemand zu Gesicht bekommen, offiziell zumindest nicht. Warum sie die Treffen mied, blieb ihr Geheimnis und das ihres Ehemanns. Dass Freund Göllner sich verspätete, verwunderte keinen, seine Extra-Zehn-Minuten waren legendär. Als die zehn Minuten verstrichen waren und von Freund Göllner immer noch nichts zu sehen war, beschloss man aufzubrechen. Freund Göllner kannte den Weg ja, er würde schon noch kommen, sportlich, wie er war, hatte er sie bald eingeholt.

Hinter einem gefassten Brunnen führte ein schmaler Weg steil bergauf, ein Hohlweg von Hecken gesäumt, an deren Zweigen noch herbstliche Früchte hingen, Schlehen und Hagebutten, vom Reif verziert. Der Tag versprach, schön zu werden, die Sonne ließ schon den östlichen Teil des Gipfels erstrahlen. Man ging in kleinen Gruppen, aber selbst denjenigen, die sich vorgenommen hatten, nicht über die Todesfälle zu sprechen, gelang es nicht, das Thema zu meiden. Den Schluss bildete Freund van der Brink, dem sein Bandwurmleiden sichtlich zu schaffen machte, auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Der Präsident ging vorweg, einen großen Wanderrucksack auf dem Rücken, aus dem rhythmisch schwappende Geräusche erklangen. Begleitet wurde Pirkhei