: Bianca Kos
: Wasserstaub Erkundungen
: Otto Müller Verlag
: 9783701362950
: 1
: CHF 16.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 152
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer als Reisender den Wunsch in sich trägt, nicht nur oberflächliches Sightseeing zu betreiben, sondern tiefer in eine Stadt einzutauchen, ihrem echten Leben, ihrem Wesen nachzuspüren, dem sei dieses Buch empfohlen. 'Wasserstaub' erkundet die kroatische Hafenstadt Rijeka abseits des klassischen Reiseführers über die Kaffeehaus- und Medienszene. In den Tages- und Wochenzeitungen des Landes, die die Erzählerin in schattigen Gastgärten und auf Café-Terrassen mit Blick aufs Meer konsumiert, finden sich Nachrichten über die Bora im Speziellen und das Wetter im Allgemeinen, über Wildschweine am Friedhof, Drogen in einer Pizzaschachtel, einen Partisanenstern am Hochhausdach oder eine Badehosen-Kontroverse zwischen den Regierungschefs. Die lebendigsten Lokale, die kaum je ein Tourist betritt, öffnen hier ihre Türen: das Café Tunel, versteckt unter einem Viadukt, in dem man in annähernder Finsternis seinen Drink genießt. Das Café Boonker, ein früherer Bunker, so nah ans Meer gebaut, dass es mit der Vorderseite fast kopfüber hineinfällt. Oder das Café Bordel, von dessen Vergangenheit eine alte Preisliste an der Eingangstür erzählt. Die besten Geschichten schreibt das Leben, sagt man. Aber die noch besseren stehen in der Zeitung. Und die allerbesten passieren im Kaffeehaus. Bis zur nächsten Urlaubsreise könnte noch etwas Zeit vergehen - sie lässt sich mit diesem Buch wunderbar überbrücken.

Kos, Bianca Angaben zur Person: Geboren in Graz, studierte Geschichte und Kunstgeschichte. Arbeitete als Journalistin und Sachbuchautorin. Auslandsaufenthalten in der Türkei, den USA und Rumänien, OeAD-Lektorin an den Universitäten in Charkiw/Ukraine und aktuell in Rijeka/Kroatien. Veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften. U.a. Preisträgerin des Literaturwettbewerbs der Klagenfurter Gruppe, des Kärntner Lyrikpreises der Klagenfurter Stadtwerke und des PERGamenta-Literaturpreises. Stipendium des Landes Kärnten zur Finalisierung literarischer Projekte 2018.

Café Bordel


Die Polizei sucht den Urheber der Morddrohungen gegen Njemanja C., den Künstler des Partisanensterns. Auf eine Wand hat jemand groß „Wir werden dich richten, du verdammter Serbe“ geschrieben. Der Autor muss Analphabet sein, mutmaßt die Polizei, weil er die Wörter nicht getrennt hat, dafür aber ein Ausrufezeichen am Ende gesetzt und darunter die Buchstaben C und A, was ein allseits bekanntes Symbol der Armada ist. Als Armada wurde ursprünglich eine bewaffnete Streitmacht bezeichnet, der Ultra-Fanklub des Fußballklubs Rijeka heißt zufälligerweise auch so. Die größten Feinde dieser fußballerischen Armada sind die Mitglieder der Torcida, die Ultra-Fangruppe des Fußballklubs Hajduk der dalmatischen Stadt Split. Hajduken nannte man ursprünglich eine Gruppe bandenmäßig organisierter Gesetzloser. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn diese beiden Gruppierungen aufeinandertreffen. In Zeiten, in denen es keine Spiele und auch keine Ausschreitungen gibt, möchten einige Fans trotzdem nicht nur faul auf der Couch herumlümmeln, sondern sich bemerkbar machen, indem sie Hauswände mit orthografisch fragwürdigen Parolen verschönern.

Der Bürgermeister, der seinen Boykott kurzfristig ausgesetzt hat, gibt der ZeitungNovi list ein Interview zu dieser mysteriösen Inschrift. „Leider kein Einzelfall, solche Inschriften wurden an mehreren Fassaden von Rijeka angebracht. Wir werden sie entfernen, sobald es aufhört zu regnen“, gibt er bekannt. Zunächst wird es aber erst einmal anfangen zu regnen. Der Herr Bürgermeister ist ein Fels in der Bran