: Leni Behrendt
: Es kam das Glück, das ohne Reu Leni Behrendt Bestseller 34 - Liebesroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740993955
: Leni Behrendt Bestseller
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Die »gestrengen Herren« meinten es in diesem Jahr grimmig. Es war richtig kalt draußen. Hoffentlich sank die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt, dann wäre es um die Baumblüte, die bereits eingesetzt hatte, geschehen. »Nun holt wieder eure Pelze vor«, sagte Christian Myland zu Gattin und Tochter, mit denen er im wohlig durchwärmten Zimmer saß und sich Kaffee nebst Zubehör munden ließ. »Oft genug habe ich euch von den Eisheiligen in meiner Heimat erzählt, und nun erlebt ihr sie selbst.« Dabei dehnte der elegante Fünfziger mit den angegrauten Schläfen diskret die immer noch schlanken, elastischen Glieder. Griff zur Importe, steckte sie in Brand und legte sich mit einem behaglichen Schnaufer im Polsterstuhl zurück. Und er hatte auch allen Grund dazu, das Leben von der Perspektive der Behaglichkeit aus zu betrachten, als der Mann, der sein Schäfchen im trocknen hatte, wie man so sagt. Hatte Frau und Kind, an denen er mit jeder Faser seines Herzens hing, hatte viel Geld, eine Beschäftigung, die ihm zusagte, und wohnte in der »Allee der Reichen«, wie diese Straße in der Stadt allgemein hieß. Denn da gab es nur Villen in vornehmer Abgeschiedenheit, die sich ein gewöhnlicher Sterblicher wahrlich nicht leisten konnte. Christian Myland hatte das großzügige Haus sowie auch das Unternehmen eines Geschäftsmannes, der Konkurs gemacht hatte, in Bausch und Bogen gekauft, als er nach achtundzwanzig Jahren aus Kanada in die Heimat zurückkehrte, und zwar nach einer schweren Krankheit, welche die Ärzte dort nicht nur als körperlich, sondern auch als seelisch bedingt bezeichneten. Also gab der Holzkaufmann Myland, wie er sich schlicht nannte, seine riesigen Unternehmungen einem Ehrenmann in Pacht und suchte sich in der so schmerzlich vermißten Heimat mit seinem prall gefüllten Geldbeutel ein neues Unternehmen, weil er noch viel zu vital war, um die Hände geruhsam in den Schoß zu legen. Und was sagte die Gattin nebst Töchterlein dazu, die in Kanada geboren waren? Die sagten ganz einfach: ?Wo du hin­gehst, da wollen wir auch hingehen. ? Folgten also ohne Vorbehalt dem zärtlichen Gatten und Vater und hatten das bisher auch noch nicht eine Minute bereut. Jetzt brachte der Diener in seiner schlichten Livree die Post. Wohl griff der Hausherr danach, aber nicht sonderlich interessiert.

Ihre 70 Romane sind berühmt. Sie werden von einem vielfachen Millionenpublikum gelesen. Leni Behrendt versteht sich wie kaum eine andere in die Herzen der Menschen zu schreiben. Ihr Werk vermittelt unendlich viel Liebe und Güte. Als Schriftstellerin ist sie ein wahres Naturtalent. Mit ihrer bewusst schlichten und damit authentischen Sprache findet sie Anklang und Beifall auch von Seiten der Literaturwissenschaft. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse liegt darin, dass für jeden ihrer mitreißenden Romane Bilder und Begebenheiten aus ihrem eigenen schicksalhaften Leben erwachsen sind. Als Privatlehrerin gewann die in Insterburg / Ostpreußen geborene Leni Behrendt schon früh einen tiefen Einblick in die adlige Gesellschaft. In vielen ihrer Romane spiegeln sich die Bilder unserer Welt wider. Aus den Erlebnissen stammt die Glaubwürdigkeit ihrer bewundernswerten Moral. Mit großem, sicherem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe, besonders eindrucksvoll schildert sie die liebende Frau. Die Romane der Leni Behrendt vermitteln die Botschaft einer tiefen Wahrhaftigkeit. Eben dieser Wert ist heute mehr gefragt denn je.

Die »gestrengen Herren« meinten es in diesem Jahr grimmig. Es war richtig kalt draußen. Hoffentlich sank die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt, dann wäre es um die Baumblüte, die bereits eingesetzt hatte, geschehen.

»Nun holt wieder eure Pelze vor«, sagte Christian Myland zu Gattin und Tochter, mit denen er im wohlig durchwärmten Zimmer saß und sich Kaffee nebst Zubehör munden ließ. »Oft genug habe ich euch von den Eisheiligen in meiner Heimat erzählt, und nun erlebt ihr sie selbst.«

Dabei dehnte der elegante Fünfziger mit den angegrauten Schläfen diskret die immer noch schlanken, elastischen Glieder. Griff zur Importe, steckte sie in Brand und legte sich mit einem behaglichen Schnaufer im Polsterstuhl zurück.

Und er hatte auch allen Grund dazu, das Leben von der Perspektive der Behaglichkeit aus zu betrachten, als der Mann, der sein Schäfchen im trocknen hatte, wie man so sagt. Hatte Frau und Kind, an denen er mit jeder Faser seines Herzens hing, hatte viel Geld, eine Beschäftigung, die ihm zusagte, und wohnte in der »Allee der Reichen«, wie diese Straße in der Stadt allgemein hieß. Denn da gab es nur Villen in vornehmer Abgeschiedenheit, die sich ein gewöhnlicher Sterblicher wahrlich nicht leisten konnte.Christian Myland hatte das großzügige Haus sowie auch das Unternehmen eines Geschäftsmannes, der Konkurs gemacht hatte, in Bausch und Bogen gekauft, als er nach achtundzwanzig Jahren aus Kanada in die Heimat zurückkehrte, und zwar nach einer schweren Krankheit, welche die Ärzte dort nicht nur als körperlich, sondern auch als seelisch bedingt bezeichneten.

Also gab der Holzkaufmann Myland, wie er sich schlicht nannte, seine riesigen Unternehmungen einem Ehrenmann in Pacht und suchte sich in der so schmerzlich vermißten Heimat mit seinem prall gefüllten Geldbeutel ein neues Unternehmen, weil er noch viel zu vital war, um die Hände geruhsam in den Schoß zu legen.

Und was sagte die Gattin nebst Töchterlein dazu, die in Kanada geboren waren? Die sagten ganz einfach: ›Wo du hin­gehst, da wollen wir auch hingehen.‹ Folgten also ohne Vorbehalt dem zärtlichen Gatten und Vater und hatten das bisher auch noch nicht eine Minute bereut.

Jetzt brachte der Diener in seiner schlichten Livree die Post. Wohl griff der Hausherr danach, aber nicht sonderlich interessiert. Es waren ja doch alles nur Reklamesendungen, die an seine Privatadresse gelangten.

Doch heute war ein Brief darunter, den er erst mißtrauisch von allen Seiten besah, ehe er ihn, immer noch zögernd, öffnete. Seine beiden Damen sahen ihm dabei nicht zu, weil sie mit ihrer eigenen Post beschäftigt waren. Sie schauten jedoch verwundert auf, als ihr geliebter Mann, wie sie ihn beide zu be­namsen pflegten, grunzende Laute von sich gab.

»Ja, was hast du denn, Chris?« fragte die Gattin interessiert. »Du schnaufst ja wie ein Walroß!«

»Dann lies und schnaufe auch.«

Eine gepflegte Frauenhand griff nach dem dargebotenen Schreiben, und Frau Myland las es verblüfft, während die neugierige Tochter ihr dabei über die Schulter sah.

Der Herr halten zu Gnaden, wenn ein Diener es wagt, einige Zeilen an ihn zu richten. Aber er tut es aus Not. Denn meine Herrin war sehr krank und muß jetzt gute Pflege haben. Doch dazu reicht es bei uns nicht, die wir zu vier Personen mit dreihundert Mark im Monat haushalten müssen.

Der Herr entsinnen sich wohl noch an den Diener Traugott? Der bin ich, wenn auch achtundzwanzig Jahre älter geworden. Ich diene immer noch meiner Herrschaft mit jedem Tropfen Blut. Und das sträubt sich nun dagegen, daß unsere gnädige Frau dahinsiechen soll, weil es ihr an nötiger Pflege fehlt. Habe ich umsonst an das Herz des Herrn geklopft? Wohl nicht, weil es ein gutes Herz ist. Daher hoffe ich auf Antwort und zwar unter postlagernd. Denn meine Herrschaft darf von dem Brief nichts wissen, sie ist nämlich sehr stolz.

Der tiefbekümmerte Diener Traugott.

Verständnislos ließ Frau Verena dieses merkwürdige Schreiben sinken, und auch ihre Tochter Ingun schaute nicht gerade geistreich drein.

»Was hat das zu bedeuten, Paps? Wer ist überhaupt dieser sonderbare Traugott?«

»Ein Diener der Familie Hersen, mein Kind. Ist dir das ein Begriff?«

»Hersen – Hersen? Moment mal! Hieß deine erste Frau nicht so mit Mädchennamen?«

»Ganz recht. Bist du im Bilde, Rena?«

»Natürlich, Chris. Woher mag der Mann nur deine Adresse wissen?«

»Dafür haben solche Getreue vom alten Schlage schon eine Spürnase«, entgegnete er achselzuckend. »Was machen wir nun? Sollen wir diesen Hilferuf ungehört verhallen lassen?«

»Auf keinen Fall!« entschied Ingun resolut. »Ich fahre hin und sehe nach dem Rechten.«

»Dann viel Vergnügen!« spottete der Vater. »Mein liebes Kind, du hast es nämlich nicht mit Menschen zu tun, denen du nonchalant ein Almosen zuwerfen kannst, sondern mit hoch­mütigen, konservativen Leuten. Die würden eher verhungern, als eine Unterstützung annehmen, die ausgerechnet von mir kommt, der ich, ihrer Ansicht nach, ihre Tochter wie ein Raub­ritter entführte.«

Nach diesen Worten war es zuerst einmal beklemmend still. Denn Christian Myland hatte vor seiner zweiten Frau kein Geheimnis daraus gemacht, wie schwer es für ihn gewesen war, Gesine Hersen aus dem Haus der stolzen Kaufherrn herauszuholen und zu heiraten. Denn das sehr zarte, sensible Geschöpf sollte auf Wunsch des Vaters einen Mann ihrer Clique ehelichen, um mit dessen Reichtum dem vornehmen Handelshaus wieder zum alten Wohlstand zu verhelfen, den der leichtsinnige Sohn schwer erschüttert hatte bei Frauen, Trunk und Spiel.

Doch gegen dieses Opfer empörte sich jeder Blutstropfen in Gesine. Zumal ihr ganzes Herz dem mittellosen, aber höchst ehrenwerten Holzka