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Der Kasten des alten Aufzugs scheppert im Schacht. Unter der Decke surrt das Drahtseil.
Verdammter gieriger Scheißer.
Eliel Zetterborg riecht das aufdringliche Rasierwasser seines Leibwächters und rümpft die Nase. Er denkt an die Worte auf den Transparenten, die er vor einer Stunde durch die getönten Scheiben des Maybach betrachtet hat.
Seine Finger krümmen sich kurz wie zur Faust, die Hände fühlen sich schwach an.Die undankbaren Idioten wissen nicht, wovon sie sprechen.
Eliel verlässt den Aufzug und geht mit dem Schlüssel in der Hand die paar Schritte zu seiner Wohnungstür. Joonas schließt das Gitter des Aufzugs hinter sich. Das metallische Knacken weckt bei Eliel nostalgische Gefühle. Das Geräusch erinnert an die mechanischen Geräte früherer Zeiten, an Eisen- und Metallteile, die nach Schmieröl rochen, durch Federn, Dampf oder Schwerkraft bewegt wurden und den Menschen Arbeit abnahmen. Dagegen ist die moderne Technologie völlig geruch- und geschmacklos. Maschinen, die man mit den Händen bedienen konnte, haben sich in eine Serie ausgeklügelter Algorithmen und Mechanismen verwandelt, deren Funktionsweise so abstrakt ist, dass die Werbe- und Kommunikationsprofis sie in schöne Geschichten verpacken müssen, um ihnen wenigstens ein bisschen Leben einzuhauchen. Da können die Millennials sagen, was sie wollen, früher war alles besser.
Du hast diese Stadt getötet, Zetterborg.
Als Eliel Zetterborg auf den Tag genau vor fünfzig Jahren mit Eetu Montto dieEZEM RohrsystemAG gründete, konnte man aus dem Namen des Unternehmens noch auf seinen Geschäftsbereich schließen. In der Werkstatt im Industriegebiet Herttoniemi fummelte man damals nicht an Computern herum, sondern schmiedete und drehte Teile, aus denen etwas Reelles und Greifbares gebaut wurde. Keine Stromleitungen und Transistoren, sondern nach Blut und Schweiß riechender Stahl. Schwerindustrie im wahrsten Sinn des Wortes.
Eliel schließt die Augen und spürt den süßen Geruch des glühend heißen Metalls in der Nase, hört das Knistern, das entsteht, wenn die Schweißer sich hinten in der südlichen Fertigungshalle an der Puusepänkatu an die Arbeit machen.
»Alles in Ordnung?«, fragt Joonas und blickt sich verstohlen im Treppenhaus um. Joonas Lamberg, Eliels langjähriger Chauffeur und Leibwächter, begleitet ihn auch an diesem Abend und wird dann am Steuer des Maybach in der Muukalaiskatu warten, bis Eliel fertig ist. Danach wird Joonas ihn zum Festplatz bringen, der im benachbarten Viertel ist. Normalerweise würde Joonas jetzt schon Feierabend machen, aber die Lage ist im Moment nicht normal: Viele gewöhnliche Menschen hassen Eliel Zetterborg und den Vorstand der RealEst aus tiefstem Herzen, deshalb ist es besser, wenn Joonas den ganzen Abend in der Nähe bleibt.
»Danke, ja. Wir sehen uns bald unten wieder«, antwortet Eliel, schließt die Tür auf und gibt den Code in die Alarmanlage ein.
Joonas nickt knapp, späht nach oben und geht dann zu Fuß die Treppe hinunter. Das tut er jeden Abend, um sich zu vergewissern, das sich niemand ins Treppenhaus geschlichen hat, der dort nicht hingehört. Joonas ist loyal und gew