: Lina Albrecht
: Die Inselpension - Heimkehr ans Meer Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751728713
: Inselpension
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 399
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wegen einer OP ihres Vaters muss sich die Hamburger Hotelmanagerin Marieke um die familieneigene Pension auf Juist kümmern. Überrascht erkennt sie, dass die Leitung des kleinen Gästehauses eine echte Herausforderung darstellt. Hier zählt ein offenes Ohr für die Gäste mehr als ein perfekter Service. Zudem hat Marieke mit der Beziehung zum Vater zu kämpfen, der ihr eine Mitschuld am Tod der Mutter gibt. Die ungewöhnlichen Behandlungsmethoden des attraktiven Inselarztes Dr. Siemon machen die Situation nicht einfacher.Als sich Mariekes Aufenthalt dem Ende zuneigt, wirft eine überraschende Nachricht ihre Pläne über den Haufen ...

Die nächste Fähre geht immer erst morgen ...



Lina Albrecht studierte Sprachwissenschaften und arbeitete anschließend für Zeitschriften, bevor sie ihren Kindheitstraum wahr machte: Sie schrieb ihren ersten Roman, dem viele weitere folgten. Lina Albrecht lebt in einer hübschen Kleinstadt im Nordwesten Deutschlands, doch ihre Herzensheimat fand sie auf der idyllischen Nordseeinsel Juist. Nirgendwo kann sie entspannter und glücklicher Geschichten erfinden und die Seele baumeln lassen.

1.  Kapitel


»Mauve«, sagte die Braut und schaute wild entschlossen über den Rand ihrer modischen Brille mit dem schwarzen Gestell und den großen Gläsern.

»Mauve?«, vergewisserte sich Marie und gab sich große Mühe, nicht allzu entsetzt dreinzublicken. Die Planung einer Hochzeitsfeier war stets eine kniffelige Angelegenheit. Die Grundregel dabei war, dass die Braut ihren Willen bekam. Leider gab es nicht wenige Bräute, die mehrfach ihre Meinung änderten. Andere konnten die optische Wirkung ihrer Vorstellungen absolut nicht einschätzen. Wenn sie dann das Ergebnis ihrer Träume sahen, musste in letzter Minute alles geändert werden. Deshalb lautete die Maxime, den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen, wie es sich ohnehin für ein Fünfsternehotel gehörte, andererseits jedoch nach Kräften das Schlimmste zu verhindern. Das war oft ein Drahtseilakt. Dennoch oder gerade deswegen liebte sie die Herausforderungen, die mit ihrer Position als Bankettmanagerin desAlbatros einhergingen. Irgendwie hatte sie noch jede Braut glücklich gemacht. Bis auf die Frauen, die ohnehin nie zufrieden waren.

»Mauve ist meine Lieblingsfarbe. Nicht wahr, Schatzi?«, wandte sich die junge Frau an ihren Zukünftigen.

Der nickte und blickte möglicherweise noch ratloser drein als Marie, die der Verdacht beschlich, dass der arme Mann nicht einmal wusste, was er sich unter dem Farbton Mauve vorzustellen hatte.

»Mauve.« Melanie Schrader, die in wenigen Wochen Melanie Maier mit ai heißen würde, wie sie stolz verkündet hatte, schien sich schon allein an dem Wort zu berauschen. »Blumen, Servietten, Tischdecken … ich will alles in Mauve.«

»Selbstverständlich. Es ist der Anspruch unseres Hauses, ein unvergessliches Fest für Sie zu organisieren.« Marie zauberte jenes strahlende Lächeln auf ihr Gesicht, von dem ihre Assistentin Tina behauptete, genau an diesem Gesichtsausdruck zu erkennen, wenn Marie der Verzweiflung gefährlich nahe war.

Tina hatte ausgerechnet heute ihren freien Tag, sodass Marie die Katastrophe in Mauve allein überstehen musste. Falls es ihr nicht gelang, die Braut von einer anderen Farbwahl zu überzeugen, würde Tina jedoch diejenige sein, die sich auf die Jagd nach mauvefarbenen Kerzen und Servietten machen musste, ganz zu schweigen von den entsprechenden Blumengestecken.

Mit auf den Lippen festgefrorenem Lächeln holte Marie ihr Handy hervor, tippteMauve ein und hielt Melanie Schrader das Display hin, auf dem sich Fotos von mauvefarbenen Kleidern und Wänden geöffnet hatten.

Sie lächelte tapfer weiter, während sie säuselte: »Nur damit wir uns einig sind, um welche Farbe es genau geht. Hier steht, dass Mauve ein ins Grau spielender Lilaton ist. Es könnte also ein wenig …«trist sein, doch das sprach Marie wohlweislich nicht aus.

»Ich liebe diese Farbe, weil sie so fröhlich wirkt«, erklärte die künftige Braut mit ernster Miene. »Nicht wahr, Schatzi?«

Schatzi warf ebenfalls einen Blick auf das Handy und zögerte einen winzigen Moment, bevor er heftig nickte.

Möglicherweise hatte dieses Paar sich gesucht und gefunden, weil sie beide farbenblind