Wie mein weiterer Weg nicht immer schnurgerade verläuft, ich dennoch meine Passion finde und meine Familie überzeuge, dass diese absolut großartig ist
Nach dieser langen und zermürbenden Zeit des Suchens und Grübelns stolpere ich eines Tages völlig überraschend, ungeplant und unverhofft in meine neue Leidenschaft. Ich würde liebend gern eine anrührende Geschichte erzählen, dass mich Bienen schon immer magisch angezogen haben. Dass mir ein gütiger, graubärtiger Großvater oder eine ältere Imkerin die Welt der Imkerei geduldig und liebevoll nahegebracht haben. Meine Geschichte ist jedoch eine andere. Eine sehr viel unspektakulärere. Aber vielleicht zeigt sie gerade deshalb ganz gut, dass es für einen Neuanfang manchmal nur einen winzigen Funken braucht.
An einem strahlend sonnigen Sommertag schiebe ich in Gedanken versunken unseren Sohn im Buggy durch die Landschaft, bis ich an einem Feldrand ein sanftes Brummen vernehme und auf einen Bienenstand aufmerksam werde. »Ssssssmmmmmmmmmmssssmmmm«, höre ich es gleich darauf auch fröhlich aus dem Buggy glucksen. Minutenlang verharre ich und verfolge das emsige Treiben, die Sonne kitzelt auf meiner Nase, und ich lausche dem sanften Summen der Bienen.
Schlagartig ist es um mich geschehen. Ich spüre, dass mich irgendetwas ganz tief berührt und dass mich dieses Gefühl zugleich völlig überrascht und verwirrt. Rückblickend habe ich genau in diesem Augenblick meine Passion gefunden, ohne dass ich es auch nur ansatzweise rational erklären könnte. Beinahe magisch werde ich von der Ahnung angezogen, dass jeder Bienenstock uralte Weisheiten und Regeln in sich birgt, die uns grundlegende Dinge des Lebens lehren. In einem Kinderbuch unserer Töchter habe ich erst wenige Tage zuvor gelesen, dass Honigbienen bereits seit über fünfzig Millionen Jahren auf der Welt leben und sich jeder Veränderung erfolgreich angepasst haben. Dies hat mich überrascht und zugleich mein Interesse geweckt – wenn die Dinosaurier es nicht vermocht haben zu überleben, wie konnten es diese kleinen Wesen schaffen?
Eigentlich haben Insekten bislang nicht zu den Tieren gehört, die mich in großes Verzücken versetzen. Gegen Hunde oder die flauschigen Kaninchen unserer Kinder kommt auf den ersten Blick auch nur schwer an, wer sechs Beine, vier Flügel und einen Panzer hat, eher als störend gilt und von vielen genervt vom Gartentisch weggewedelt wird. Aber ich spüre in diesem Moment unweigerlich, dass ich mehr über die feinen Brummer erfahren möchte.
So ziehe ich am Abend eins meiner ältesten Kinderbücher aus dem Regal, um mich darin zu vertiefen: Mein Klassenlehrer hat mir vor vielen Jahren das wunderbare Bienenbuch von Jakob Streit geschenkt. Mein halbes Leben hat es geduldig darauf gewartet, nun neu von mir entdeckt zu werden! Und ich spüre zugleich immer stärker, dass ich mit den Jahren stetig dankbarer für die Art und Weise geworden bin, wie man uns an der Waldorfschule angehalten hatte, auf die Welt und uns selbst zu blicken. Stets achtsam seine Umwelt wahrzunehmen und die Welt in ihrer Ganzheit zu begreifen – diese Haltung bietet mir nun, in meiner persönlichen Krise, die Möglichkeit, mich neu zu denken.
Es kann losgehen!
»Nein, das ist absoluter Wahnsinn!« Fassungslos schaut mich mein Mann an. Noch vor wenigen Minuten hatten wir entspannt die Füße in den warmen Sand gesteckt und die abendliche Stimmung in der kleinen griechischen Strandtaverne genossen. Die Kinder spielen am Strand und bauen kleine Steintürme – der perfekte Zeitpunkt, um frei über unsere Pläne fürs nächste Jahr zu sprechen.
Dachte ich jedenfalls.
Offensichtlich habe ich den Eindruck, den die vergangenen Monate und Jahre auf meinen Mann gemacht haben, deutlich unterschätzt. Seit unserem Aufbruch aus Berlin gleicht unser Le