Himmlisches Geschenk Verborgen wächst es heran Erde die Mutter
Unsere Welt ist von einem erstaunlichen Mangel an Vision geprägt, und damit meine ich eine umfassende Vision für die Menschheit. Deshalb fühlen wir uns im Grunde verloren, denn wir spüren einen Mangel an klarer Orientierung und Lebenssinn. Es fehlt uns eine gemeinsame ethische Basis für unser Handeln ebenso wie eine klare Perspektive über unser jetziges Leben hinaus. Betrachten wir zunächst, wie es dazu gekommen ist.
Große Weltmythen haben in früheren Zeiten dafür gesorgt, dass Menschen ihren Platz im Gesamtgefüge des Kosmos ihrer Kultur finden und mit diesem Rückhalt leben konnten. Sie fanden ihn zwischen Ursprung und Bestimmung ihres Volkes, dem sie sich zugehörig fühlten, und in der Ordnung, die der Mythos als die »rechte« definierte. Der Begriff von der rechten Ordnung wird von vielen indigenen Völkern gebraucht. Doch was verstehen sie darunter?
Gemeint ist eine göttliche Ordnung, die in der Sphäre der Sterne zum Ausdruck kommt und auch auf der Erde etabliert werden soll, um den Einfluss des Himmels auf ihr sicherzustellen. Sie legt die Beziehung zwischen den Menschen und allen anderen Wesen – ob sichtbar oder unsichtbar – fest, das heißt, auch die Beziehung mit der Erde selbst, die als lebendiges Wesen und Gottheit begriffen wird. In der Tradition der Anden ist sie die physische Repräsentation des kosmischen PrinzipsPachamama, was man am genauesten mit »Mutter der Raumzeit« übersetzen kann. Nachdem diese Ordnung also diejenige ist, die der großen kosmischen Ordnung entspricht, die unser Leben überhaupt möglich macht, ist sie zweifellos die »rechte«. Oft sieht sich ein Volk in besonderer Weise mit einer bestimmten Gruppe von Sternen (was nicht unbedingt den uns bekannten Sternbildern entsprechen muss) verbunden, und so kommen diejenigen Aspekte der kosmischen Ordnung, die von dem betreffenden Volk hier auf der Erde gelebt werden sollen, von genau diesen Sternen. Jeder Stamm oder jedes Volk und jeder Mensch, der ihnen angehört, haben also einen Platz und damit verbunden auch ihre Eigenart und ihre spezifische Funktion in diesem Weltgefüge, und einen Namen, der diese benennt. Die ethische Grundlage einer solchen Kultur ergibt sich dementsprechend ganz von selbst aus dieser rechten Ordnung, der eigenen Herkunft (von den betreffenden Sternen) und der Vision von einer gemeinsamen Bestimmung, die wiederum mit der Vollendung der göttlichen Ordnung auf der Erde zu tun hat.
Jeder Ort in der Landschaft, in der diese Menschen leben, ist von lehrreichen mythischen Ereignissen geprägt und deshalb eine Quelle von Medizin für sie: einheil-iger Ort. Einen solchen Ort wird man hüten und pflegen, um in wechselseitigem Austausch mit ihm seine Medizin empfangen zu können. Besitzen-Wollen ist bei einer solchen Beziehung mit der Landschaft ein unsinniges Konzept; vielmehr geht es darum, dass uns ein Stück vom Körper der heiligen Erde anvertraut ist, für das wirsorgen sollen, um in rechter Beziehung zu stehen.
Nun wird ersichtlich, wie fatal der Verlust der mythischen Weltsicht für uns ist, die wir einfach nicht mit unserer rati