1. KAPITEL
Humorvoll.
Durchtrainiert.
Sexy.
Klug. Wirklich klug.
Höflich, attraktiv, selbstbewusst.
Er war alles, was eine Frau sich für eine heiße Liebesnacht wünschen konnte. Und Brodie Stewart wusste, dass es Millionen Frauen gab, die sie für verrückt erklären würden für das, was sie gleich tun würde.
„Brodie? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich habe dich gefragt, ob du mit nach oben kommen willst“, flüsterte Kade ihr ins Ohr und streichelte die Unterseite ihrer rechten Brust.
Sie leckte sich die Lippen und schmeckte ihn noch auf der Zunge, sog den Duft seiner Haut nach würziger Zitrusseife ein und legte den Kopf schief, um an seinem sehnigen Hals zu knabbern.Mann, ist er gut.
Sie musste unbedingt aufhören.
Das sagte sie sich nun schon seit drei Wochen. Sie hätte nicht jeden Morgen auf ihrer Joggingrunde auf Kade warten sollen, hätte keine Schmetterlinge im Bauch bekommen sollen, wenn er auf sie zugelaufen kam: ein hochgewachsener muskulöser Star. Sie hätte nicht über seine Witze lachen oder auf seine Flirtversuche reagieren sollen. Und sie hätte ganz bestimmt nicht seine Einladung annehmen sollen, ihn an diesem Samstagmorgen auf eine Tasse Kaffee nach Hause zu begleiten, nachdem sie ihre zehn Kilometer um den Stanley Park gelaufen waren.
Vor allem hätte sie ihn nicht küssen sollen.
Sie hatte geglaubt, sich alles gut überlegt zu haben und der Situation gewachsen zu sein.Ihm gewachsen zu sein. Es war ja nicht so, als ob sie seit Jay keinen Sex mehr gehabt hätte. Seit dem Unfall vor zehn Jahren hatte sie mit ein paar Männern geschlafen – na gut, mit zweien. Auf den ersten Blick war Kade perfekt. Der Ex-Eishockeyspieler, der jetzt Manager derVancouver Mavericks war, galt als eingefleischter Single. Stolz darauf, nicht zu haben zu sein. Anders als die meisten Frauen in ihrem Alter hatte Brodie kein Interesse daran, ihn zu ändern. Sie hatte seine Einladung auch deshalb angenommen, weil sie wusste, was er wollte: keine ewige Liebe.
Na gut, es war eine Weile her, und sie war aus der Übung, aber warum konnte sie sich nicht einfach überwinden und auf eine heiße Nummer mit dem hinreißenden und sehr erfahrenen Kade Webb einlassen?
Vielleicht lag es daran, dass etwas an ihm eine Saite in ihr zum Klingen brachte. Er war mehr als nur ein attraktiver Mann. Seine Küsse waren leidenschaftlich und berauschend. Er erinnerte sie an Liebe, Intimität und Gefühle.
Daran wollte sie wirklich nicht erinnert werden.
Brodie löste sich von Kades breiter Brust. Sie küsste ihn zur Entschuldigung schnell aufs Kinn und spürte die goldenen Bartstoppeln an den Lippen. Dann stand sie vom Ledersofa auf und ging zu der Schiebetür, die auf den weitläufigen Balkon führte. Sie legte die Hand auf die kühle Glasscheibe. Von diesem Penthouse-Loft hatte man eine wunderbare Aussicht auf den False Creek, die Granville Bridge und die Burrard Bridge. Solch einen Blick konnte man sich nur leisten, wenn man viel Geld hatte. Sie ließ ihn auf sich wirken und dachte in aller Ruhe darüber nach, wie sie Kades Frage beantworten sollte.
Widerstrebend drehte sie sich um und lehnte sich an die Scheibe. Ihr Herz riet ihr, in seine Umarmung zurückzukehren, seine straffen Muskeln zu streicheln, an seiner olivbraunen Haut zu knabbern, ihm durchs zerzauste blonde Haar zu fahren und zu beobachten, wie seine braunen Augen vor Leidenschaft fast schwarz wurden. Aber ihr Gehirn behielt die Oberhand und befahl ihr davonzulaufen, bevor sie die Situation nicht mehr im Griff hatte.
Oh Gott. Er würde denken, dass sie nur mit ihm gespielt hatte. Aber so war es nicht. Sie schützte sich nur selbst.