: James L. Dickerson
: Colonel Tom Parker Das verrückte Leben des exzentrischen Managers von Elvis Presley
: Hannibal
: 9783854457237
: 1
: CHF 8.90
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Macht, Gier und Rock'n'Roll: das Leben des legendären Elvis-Managers Wer weiß, ob die Welt jemals von Elvis Presley gehört hätte, wenn er nicht gewesen wäre: Colonel Tom Parker, einer der skrupellosesten und geheimnisumwittertsten Manager, die es im Rockbusiness je gab. Er machte Elvis zum Star, beutete seinen Schützling gleichzeitig gnadenlos aus und gefährdete schließlich durch seine Spielsucht und seine halbseidenen Geschäftskontakte sein eigenes Werk. Elvis' Karriere ist ohne ihn undenkbar - weshalb sich Warner Bros. entschieden hat, James L. Dickersons Biografie als Grundlage für Baz Luhrmanns Kinofilm Elvis zu nehmen, in dem Parker von Tom Hanks verkörpert wird. Parker war schon als junger Mann eine schillernde Figur. 1909 in den Niederlanden geboren, wanderte er 1929 illegal in den USA ein und fürchtete sich lebenslang vor einer Abschiebung. In den folgenden Jahren lernte er das Entertainment-Handwerk als Helfer bei den Wanderbühnen, die mit ihrem Kuriositätenprogramm durch die amerikanische Provinz zogen. Seit 1938 managte er Sänger und Musiker, bis ihm 1955 sein Bravourstück gelang: Er entdeckte den jungen Elvis Presley und konnte seinen naiven Schützling und dessen Familie überzeugen, ihm sämtliche Entscheidungen über dessen Karriere zu überlassen. James L. Dickerson hat für seine Biografie aufwendig recherchiert und geht durchaus hart mit Parker ins Gericht, bleibt aber immer fair. Colonel Tom Parker zeichnet das fesselnde Porträt eines rücksichtslosen Machtmenschen, der mit seinem manipulativen Genie neue Weg bei der Vermarktung von Künstlern erschloss und der Erste war, der aus seinem Star eine Marke machte. Dadurch, dass Parker stets an Elvis' Seite war und jeden Schritt des Sängers kontrollierte, bringt dieses Buch auch viele neue Details über das Leben Elvis Presleys ans Licht - ein Muss für Fans des »King«, die ihren Star einmal aus einem neuen Blickwinkel betrachten wollen.

James L. Dickerson arbeitete für eine Reihe renommierter amerikanischer Tageszeitungen und verfasste zahlreiche Biografien, u.a. über Nicole Kidman, Russell Crowe oder Faith Hill. Besonderes Lob erhielt er für seine Bücher über die Musikgeschichte des amerikanischen Südens, Mojo Triangle und Memphis Going Down. Gemeinsam mit Elvis' erstem Gitarristen und Manager Scotty Moore schrieb er That's Alright, Elvis und Scotty& Elvis.

Kapitel 1
Die zweitgrößte
Show auf Erden

Dem jungen Tom Parker schien das Leuchten Tampas wie ein Signalfeuer in der Nacht. Die Natur hat die Städte Tampa und St. Petersburg durch eine riesige inländische Salzwasserbucht zusammengefügt, doch sie unterscheiden sich sehr voneinander. St. Petersburg, mit seinen Sandstränden am Golf von Mexiko, ist seit Langem die Spielwiese der Reichen und Schönen an Floridas Westküste. Tampa ist herber und von der Arbeiterschicht geprägt. Die Stadt war fast die gesamte Frühgeschichte hindurch als Zielhafen für Bananenboote aus Kolumbien bekannt.

Seit die Region im sechzehnten Jahrhundert von Juan Ponce de Leon und Hernando de Soto entdeckt wurde, genießt Tampa dank seiner Mineralquellen mit wundersamen Heilkräften einerseits den Ruf eines Naturparadieses, andererseits aber auch den einer gesetzlosen Hafenstadt, wo Glücksspiele, Prostitution und Alkohol in Maßen toleriert wurden, solange ein gebührlicher Abstand zu den gepflegten Vierteln der feinen Gesellschaft gewahrt blieb.

Tampa bot Tom Parker alles, was ein junger Mann sich nur wünschen konnte. Als er in den frühen 1930er-Jahren zum ersten Mal in der Gegend um die Bucht von Tampa auftauchte, war der Land-Boom der 1920er-Jahre in Florida abgeklungen und hatte eine Flut von Neuankömmlingen zurückgelassen, darunter manche mit Vermögen, das sie investieren konnten, aber auch andere, die verzweifelt Arbeit suchten. Für Parker war dies sowohl der ideale Zeitpunkt als auch der ideale Ort, um Wurzeln zu schlagen. Mit Ausnahme der Region um die Bucht von Tampa war die gesamte Westküste Floridas trostloses Brachland.

Da Tampa den einzigen bedeutenden Hafen zwischen Key West und Pensacola besaß, wurde die Stadt von zahllosen illegalen Einwanderern frequentiert, welche die Häfen mit dem größten Zulauf an der Westküste umgehen wollten. Tausende von Kubanern kamen, um in den Zigarrenfabriken der Gegend zu arbeiten, und Tampa war auch der Hafen der Wahl für jene, die durch die Hintertür in die Vereinigten Staaten kommen wollten. Von allen Häfen Amerikas wurden im Hafen von Tampa die wenigsten Fragen gestellt. Es war genau der richtige Ort, wenn man eine Vergangenheit hatte und noch einmal von vorn anfangen wollte.

Tom Parker kam in den frühen 1930er-Jahren zum ersten Mal nach Tampa. Aus der Zeit davor gibt es keine Aufzeichnungen über seine Existenz in Amerika, und es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis jemand herausfand, dass sein wahrer Name Andreas van Kuijk lautete. Dem sichersten existierenden Beweismaterial zufolge – Material, das später von einem Nachlassgericht in Tennessee anerkannt wurde und von Tom Parker selbst unangefochten blieb – wurde er am 26. Juni 19091als Andreas van Kuijk in Breda in den Niederlanden geboren.

Als Andreas auf die Welt kam, wurde er von fünf Brüdern und Schwestern begrüßt; noch vor seinem zehnten Geburtstag folgten vier weitere Geschwister. Seine Eltern waren Adam und Maria van Kuijk. Allen Angaben zufolge hatte er eine ganz normale Kindheit. Johannes und Marie Ponsie, seine Großeltern mütterlicherseits, verdienten sich ihren Lebensunterhalt als reisende Händler auf den Wasserwegen der Niederlande und verhökerten billigen Plunder.

Andreas war sechzehn Jahre alt, als sein Vater starb. Die Familie versuchte, sich irgendwie über Wasser zu halten, nachdem sie den Hauptverdiener verloren hatte, aber die Situation war verzweifelt. Wo sollten sie wohnen? Was sollte Maria arbeiten, um die Familie zu ernähren? Andreas verschwand wiederholt für kurze Zeiträume. Später stellte sich heraus, dass er sich auf dem Werftgelände herumgetrieben hatte. Eines Morgens verließ er sein Zuhause und kam nie mehr zurück.2

In den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren war Andreas von der Bildfläche verschwunden. Irgendwo zwischen den Niederlanden und den Vereinigten Staaten – mehr wissen wir nicht – legte er seine alte Identität ab und erfand sich neu. So wurde Tom Parker geboren, vollständig ausgewachsen und in seinem Mund eine gigantische handgerollte kubanische Zigarre zur Schau tragend.

»Hallo«, sagte er bei seiner Ankunft in der nüchternen Hafenstadt Tampa, »mein Name ist Tom Parker und ich komme aus Huntington, West Virginia.«

* * *

Die 1920er- und frühen 1930er-Jahre hindurch gab es Dutzende von Schaustellerbetrieben, die kreuz und quer durch Amerika reisten und Jahrmärkte, Ausstellungen und Messen mit ihrem Unterhaltungsangebot bereicherten. Einer der bekanntesten war die Johnny J. Jones Exposition