: Gisela Heimburg
: Ein kleines Mädchen ohne Liebe? Fürstenkinder 59 - Adelsroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740992422
: Fürstenkinder
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der völlig neuen Romanreihe 'Fürstenkinder' kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe - ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit. Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann. Ein kleines Mädchen ohne Liebe? Angelika ist schon ganz außer Atem, aber sie läuft und stürmt weiter. Sie weiß - heute wird sie ihr Ziel erreichen, heute schafft sie es ganz bestimmt! Da! Plötzlich sieht sie eine lichte Gestalt auf dem Weg - ihre Mutter! Die junge Frau breitet ihre Arme aus, und Angelika fliegt hinein. Die Frau hebt sie empor und umfängt den frierenden kleinen Körper mit ihren Armen. Angelika spürt die Wärme und die Zärtlichkeit, nach der sie sich immer gesehnt hat. »Mami!« bricht es aus ihr heraus. »Endlich!« Sie birgt ihren Kopf am Hals der Frau, und Tränen beginnen zu fließen. In diesem Augenblick lösen sich die Arme, die sie halten, und Angelika fällt - fällt ins Bodenlose. Mit angehaltenem Atem wartet das kleine Mädchen auf den Aufprall, der aber nicht kommt. Es kommt nur das Erwachen - das Erwachen aus einem wunderschönen und sehnsuchtsvollen Traum. Was bleibt, sind die Tränen, das nasse Kopfkissen in einem der vielen Betten des Kinderheims ?Sonnenschein?. Eine große Verlorenheit steht wie ein sichtbares Gespenst im Halbdunkel des großen Schlafsaales. Dieses grausame Gespenst packt das Kind und schüttelt es unbarmherzig. Angelika vergräbt angstvoll ihr kleines blasses Gesicht im Kissen. Keiner soll ihr Schluchzen hören.

Angelika ist schon ganz außer Atem, aber sie läuft und stürmt weiter. Sie weiß – heute wird sie ihr Ziel erreichen, heute schafft sie es ganz bestimmt!

Da! Plötzlich sieht sie eine lichte Gestalt auf dem Weg – ihre Mutter!

Die junge Frau breitet ihre Arme aus, und Angelika fliegt hinein. Die Frau hebt sie empor und umfängt den frierenden kleinen Körper mit ihren Armen.

Angelika spürt die Wärme und die Zärtlichkeit, nach der sie sich immer gesehnt hat.

»Mami!« bricht es aus ihr heraus. »Endlich!« Sie birgt ihren Kopf am Hals der Frau, und Tränen beginnen zu fließen.

In diesem Augenblick lösen sich die Arme, die sie halten, und Angelika fällt – fällt ins Bodenlose.

Mit angehaltenem Atem wartet das kleine Mädchen auf den Aufprall, der aber nicht kommt. Es kommt nur das Erwachen – das Erwachen aus einem wunderschönen und sehnsuchtsvollen Traum. Was bleibt, sind die Tränen, das nasse Kopfkissen in einem der vielen Betten des Kinderheims ›Sonnenschein‹.

Eine große Verlorenheit steht wie ein sichtbares Gespenst im Halbdunkel des großen Schlafsaales. Dieses grausame Gespenst packt das Kind und schüttelt es unbarmherzig.

Angelika vergräbt angstvoll ihr kleines blasses Gesicht im Kissen. Keiner soll ihr Schluchzen hören.

Niemand auf der ganzen Welt ist so einsam wie sie.

Das kleine Mädchen richtet sich auf und horcht auf die leise Symphonie der Atemzüge. Alle schlafen – wie immer. Nur sie schreckt fast jede Nacht aus ihrem Traum, in dem sie die Mutter findet.

Das Kind starrt in die Dunkelheit, und ein verzweifelter Entschluß entsteht in dem ratlosen Köpfchen:

Ich muß nur wirklich losrennen, dann werde ich meine Mami finden… Im Traum ruft sie ja immer nach mir… Jedes Kind hat eine Mami, nur manche haben sie durch ein Unglück verlo-
ren.

»Ich werde sie finden! Ich muß
sie finden!« flüstert Angelika beschwörend und schlägt die Decke zurück. Vorsichtig gleitet sie aus dem Bett, schleicht sich an den vielen anderen weißen Betten vorbei. Wie eine Nachtwandlerin geht sie durch das Treppenhaus. Die kleinen nackten Füße verursachen kaum einen Laut. An der großen Eingangstür bleibt sie zögernd stehen.

»Die ist zu«, flüstert sie. »Gar nicht erst probieren, sonst hört es jemand.« Sie steigt noch eine Treppe tiefer und gelangt in den Waschraum. Dort erklimmt sie mit einem Hocker das Fenster, das zur ebenen Erde liegt – und ist draußen.

Einen Augenblick lang steht sie wie erstarrt. Die Kälte greift mit schneidenden Messern nach ihr, und die nackten Füße im Schnee sind sofort gefühllos.

»Kalt!« flüstert sie. Aber das hat sie unzählige Male im Traum erlebt. Ratlos dreht sie das Köpfchen. Wohin soll sie sich wenden? Überall ist weiße Einsamkeit, überall ist das Grauen. Aber am Ende des Weges steht bestimmt die lichte Gestalt der Mutter.

Angelika rennt los. Sie hat das Gefühl, als ob der verharschte Schnee ihre Füße zerfetzt, doch sie läuft weiter. Nach kurzer Zeit beginnen ihre Füße wie Feuer zu brennen. Der eisige Westwind aber zerrt an ihrem Nachthemd, als wolle er ihr diese spärliche Bekleidung auch noch vom Leib reißen.

Das Kind hastet vorwärts. Irgend etwas treibt es weiter, immer weiter. Sein Atem geht keuchend. Kleine weiße Wolken verlassen in ganz kurzen Abständen den kleinen Mund.

Angelikas Kräfte lassen nach. Sie beginnt zu taumeln. Einen Moment bleibt sie stehen. Ihr Blick irrt durch die weiße Wüste. Da entdeckt sie einen hellen Punkt, ein goldenes Viereck auf einem schwarzen Hintergrund.

Licht bedeutet Wärme, vielleicht sogar Geborgenheit! Angelika läuft auf das lockende goldene Viereck zu. Jetzt erkennt sie ein großes Haus. Es hat Türmchen und Erker, die sich gegen den fahlen Nachthimmel abheben. Ein Märchenschloß?

Angelika staunt mit offenem Mund. Aber dann warnt sie etwas in ihrem Innern, dort zu klopfen. Wenn Menschen sie finden, m