: Georg von Wallwitz
: Odysseus und die Wiesel Eine fröhliche Einführung in die Finanzmärkte
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203329
: 1
: CHF 10.70
:
: Sozialwissenschaften allgemein
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ob sich beim Thema Finanzmärkte Skepsis einstellt oder Jagdfieber - dieses Buch ­bedient beides. Als Fondsmanager ist Georg von Wallwitz Insider. Als ­Mathematiker und Philosoph gönnt er sich einen ­gelassenen Blick auf seine Welt, die ein Spiegel ihrer Zeit ist: Er erklärt, warum die Finanzmärkte wurden, was sie sind - gefährlich, doch von hohem Unterhaltungswert. Er beschreibt auf menschenfreundliche Art ­komplizierte Dinge. Er zeichnet Charakterbilder der ­Finanzakteure, in denen man nicht nur die Leute mit den riesigen Bonuszahlungen erkennt, sondern am Ende, ­hoffentlich, auch - sich selbst. Nichts fehlt: Keynes und die Klassische Theorie, Glanz und Elend des Finanzparketts, lang­weilige Aktien, spannende Anleihen, schurkische Hedgefonds und vieles mehr, was das Herz ­erfreut, und auch den Geist. »Ein leicht verständliches Buch über Finanzmärkte, das auf Fachchinesisch verzichtet, aber durch Geist und Sprache den anspruchsvollen Leser zufriedenstellt.« Gerald Braunberger, FAZ »Erstens tatsächlich fröhlich, zweitens hoch­kompetent und drittens wunderbar verständlich geschrieben.« Focus »Stilistisch glänzend, mit dem Esprit ­eines Schöngeistes, gibt Wallwitz ent­larvende Einblicke in eine Branche, die oft mehr verantwortet, als ihr guttut.«?Johannes Saltzwedel, Der Spiegel »Pointiert und entzückend boshaft.« Gregor Dotzauer, Börsenblatt

Georg von Wallwitz, geboren 1968 in München, studierte ­Mathematik und Philosophie in ­England und Deutschland. Als selbständiger Fondsmanager und Mitinhaber einer Vermögensverwaltung lebt er in München. Bei Berenberg erschienen »Mr. Smith und das Paradies. Die Erfindung des Wohlstands« (2013), »Meine Herren, dies ist keine Badeanstalt« (2017) und »Die große Inflation. Als Deutschland wirklich pleite war« (2021).

1. DAS BÜHNENBILD


Die Geschichte Hollands ist sehr viel weniger blutig und grausam als die von irgendeinem der umliegenden Länder. Nicht umsonst hat Erasmus jene Eigenschaften als echt niederländisch gepriesen, die wir auch echt erasmisch nennen könnten: Sanftmut, Wohlwollen, Mäßigung und eine allgemein verbreitete mittlere Bildung. Keine romantischen Tugenden, wenn man so will. Sind sie darum weniger heilsam?1

Die modernen Finanzmärkte haben einen breiten, mit vielen Schleifen und Verästelungen durchsetzten Quellgrund, ein fein geädertes System von kleinen, sich ständig verschiebenden Rinnsalen, von denen sich schwer sagen lässt, ob sie überhaupt genug Wasser führen oder bald wieder versickern.

Der Beginn des neuzeitlichen Finanzwesens lässt sich nur willkürlich bestimmen, aber ein guter Kandidat ist das Jahr 1602, als in Amsterdam die Aktiengesellschaft erfunden wurde. Im 16. Jahrhundert initiieren einzelne Handelshäuser immer längere Reisen nach Asien, die mit hohen Kosten und Risiken verbunden sind. Um die Wende zum 17. Jahrhundert ergibt sich für die niederländischen Kaufleute aber die Gelegenheit, ihren Asienhandel nochmals dramatisch auszuweiten. Durch den Niedergang Portugals während der Herrschaft der spanischen Habsburger und die Vernichtung der Armada durch die Engländer im Jahr 1588 ist es ein Leichtes, die iberischen Handelsniederlassungen in Asien zu übernehmen. Dafür bedarf es einer militärischen und kaufmännischen Infrastruktur, die über die Möglichkeiten der einzelnen Kaufleute hinausgeht. Die Lösung finden die Handelsherren von Amsterdam und Zeeland in einem Zusammenschluss ihrer Häuser zurVereinigten Ostindischen Kompanie, die vom Staat gegen eine Zahlung von 25.000 Gulden für 21 Jahre mit einem Monopol auf den Handel östlich des Kaps der Guten Hoffnung und westlich der Magellanstraße ausgestattet wird. Zum Handelsmonopol kommen noch eine Reihe souveräner Rechte, wie das Recht zur Ernennung von Gouverneuren, das Recht, neben der Flotte auch noch eine Armee zu betreiben, sowie die Ermächtigung, völkerrechtlich bindende Verträge abzuschließen.

Zur Finanzierung eines so langfristig angelegten Unternehmens bedarf es eines festen Kapitalstocks. Mit Krediten oder Anleihen, die immer wieder fällig werden und deren Verlängerung unsicher ist, lassen sich nur zeitlich überschaubare Projekte bezahlen. So kommt es zur Ausgabe von zunächst nicht-rückzahlbaren Anteilsscheinen, Aktien genannt, im Gegenwert von 6,5 Millionen Gulden, einer damals stattlichen Summe. Die Aktionäre sind nicht Gläubi