: Erasmus von Rotterdam
: Stefan Zathammer
: Das Lob der Torheit Erasmus von Rotterdam - deutsche Übersetzung lateinischer Lektüre - 14284
: Reclam Verlag
: 9783159619798
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 4.50
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 183
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie beherrsche die Welt, sagt sie, man brauche sich nur umzusehen! Und sie sei überall - an den Universitäten, bei den Geistlichen, den Gebildeten, den Herrschenden wie bei den Untertanen: die Torheit. Die Lobrede auf die Torheit, gehalten von der personifizierten Torheit selbst, landete damals, mitten in der turbulenten Reformationszeit des 16. Jh.s, auf dem Index der verbotenen Bücher. Zu scharf war die Kritik an allen Ständen, die Erasmus von Rotterdam in diesem Text untergebracht hatte. Zugleich aber ist diese Kritik zeitlos: Die bitterböse und gleichwohl amüsante Rede wirkt beunruhigend aktuell. Durchgesehene Übersetzung mit ausführlicherem Anmerkungsteil, neuer Bibliographie und neuem Nachwort. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Desiderius Erasmus von Rotterdam (ursprünglich Geert Geerts) (28.10.1466 Rotterdam - 12.07.1536 Basel) - niederländischer Philologe, Philosoph, Theologie - gilt als einer der bedeutendsten humanistischen Denker der Renaissance und als Wegbereiter der Reformation. Erasmus strebte danach, mittels Bildung die Menschheit in einen religiös toleranten, christlichen Humanismus zu überführen. In seiner Satire »Lob der Torheit«, entstanden während eines Aufenthaltes bei seinem Freund Thomas Morus, verurteilt Erasmus mit scharfer Feder Missstände in Kirche und Gesellschaft. Erasmus wertete in seiner Schrift »Lob der Ehe« die Ehe höher als das Zölibat - und sorgte damit seinerzeit für ordentlich Wirbel. Seine Sprichwortsammlung »Adagia« gibt durch seine ausführliche Kommentare und Anekdoten tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt und zählte über Jahrhunderte hinweg zum Bildungskanon.Nach ihm ist das Erasmus-Förderprogramm der Europäischen Union benannt.

[171]Nachwort


Erasmus – Leben und Werk


Geboren wurde Erasmus am 28. Oktober vermutlich in Rotterdam als nicht ehelicher Sohn des Priesters Rotger Gerard aus Gouda, damals ein bedeutendes Handelszentrum in Südholland, und einer verwitweten Arzttochter; das Jahr allerdings ist nicht gesichert: Erasmus’ eigene Angaben schwanken zwischen 1466 und 1469. Über die Kindheit ist wenig bekannt. Seine Schulbildung empfing Erasmus zuerst in Gouda, dann in Deventer. Dort besuchte er für einige Jahre die Lateinschule des Kapitels von St. Lebuinus. Es war wohl in dieser Einrichtung, in der Erasmus nicht nur den Einfluss der immer noch stark präsentenDevotio moderna erfahren hat, sondern zum ersten Mal auch mit Ansätzen eines humanistischen Bildungsprogramms in Berührung kam. Der Fraterherr und Humanist Alexander Hegius war für kurze Zeit sein Lehrer, und dort begegnete er auch Rudolf Agricola. Nach dem Tod seiner Eltern kam Erasmus auf Veranlassung der für ihn bestellten Vormünder in das Augustiner-Chorherren-Kloster Steyn bei Gouda, wo er um 1488 auch seine Profess ablegte; ein Schritt, der allerdings, wie er später selbst gesteht, nicht ganz und gar aus freiem Entschluss erfolgt sei. Er fand dort aber für seine literarischen Neigungen ein fruchtbares Klima vor und nicht wenige Mitbrüder, die sich ganz denbonae litterae, den »guten Wissenschaften«, verschrieben hatten. In dieser Zeit widmete sich Erasmus eifrig dem Studium der antiken Klassiker und der Kirchenväter,[172]besonders der Schriften von Hieronymus und Augustinus. Daneben waren ihm aber auch die Werke italienischer Humanisten, wie die eines Lorenzo Valla, zugänglich.

1492 empfing Erasmus als Augustiner-Chorherr die Priesterweihe. Nur ein Jahr nach seiner Weihe kam er 1493 als Sekretär in die Dienste des Bischofs von Cambrai – für ihn eine wohl nicht unwillkommene Gelegenheit, den verleideten Klostermauern zu entkommen –, der ihm ab 1495 ein Theologiestudium an der Universität von Paris ermöglichte. Dieses zeitigte allerdings wenig Früchte. Zu mehrmaligen krankheitsbedingten Unterbrechungen kam Erasmus’ starke Abneigung gegen die traditionelle scholastische Methode, die die theologischen Studien beherrschte, hinzu. Umso intensiver beschäftigte er sich aber in diesen Jahren mit den antiken Klassikern, und umso prägender konnte der Einfluss des Humanismus, an dessen Spitze in Paris der Trinitarier Robert Gaguin stand, auf den Geist des jungen Gelehrten wirken. Das Studium des Griechischen betrieb Erasmus in dieser Zeit zwar ohne eigentliche Anleitung und Lehrer, aber dafür mit Eifer und Erfolg. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch Privatunterricht in vornehmen bürgerlichen und patrizischen Häusern.

1499 begleitete Erasmus einen seiner Schüler nach England, wo er u. a. Bekanntschaft mit John Colet, John Fisher, dem künftigen König Heinrich VIII. und nicht zuletzt Thomas Morus knüpfte. Gerade mit Letzterem fühlte er sich von da an in inniger und herzlicher Freundschaft verbunden. Von England aus brach er 1506 zu einer mehrjährigen Reise nach Italien auf. Beinahe auf der Durchreise promovierte er in Turin zum Doktor der Theologie. Während seines Aufenthaltes in Venedig fand er Eingang in den Kreis[173]rund um den berühmten Drucker Aldus Manutius, in dessen Offizin er für einige Zeit mitarbeitete und wo er auch sein im Jahr 1500 erschienenes ErstlingswerkAdagia – eine umfangreiche, mit Erläuterungen und Erklärungen versehene Sammlung antiker Sprichwörter und Redensarten – in einer stark erweiterten Neufassung herausgeben konnte. 1509 kehrte Erasmus von Italien nach England zurück. Unmittelbar nach seiner Rückkehr entstanden mit demMoriae encomium (Lob der Torheit) und dem DialogIulius exclusus e coelis (Julius vor der verschlossenen Himmelstüre) zwei seiner schärfsten und bissigsten Schriften. Wenig verhohlen übte er darin Kritik an den zahlreichen Missständen, die in Kirche und Gesellschaft gleichermaßen grassierten. Sein Auskommen fand Erasmus, der in den frühen Jahren seines Schaffen