: Ria Karlotti
: Höhenflug& Tiefenrausch
: Elysion Books
: 9783960001973
: 1
: CHF 3.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sexbombe Julia versteht es, Männer zu manipulieren und für ihre Zwecke einzusetzen. Selbst der unnahbare Vorstandsvorsitzende Theo Kunnert ist ihren Reizen hilflos ausgeliefert. Unter den neidischen Blicken ihrer Konkurrentinnen steigt Julia innerhalb kürzester Zeit zur Chefsekretärin des Unternehmens auf. Das Blatt wendet sich, als der IT-Techniker Fabrizio in ihr Leben tritt und sie mit seinem unwiderstehlichen Charme in seinen Bann zieht. Erstmals erlebt Julia die Faszination der Unterwerfung. Mit einem Mal ist nicht mehr klar, wer an wessen Fäden zieht.

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»Hier wird Ihr Arbeitsplatz sein.« Die unscheinbare Endvierzigerin im mausgrauen Zweiteiler wies auf einen leeren Schreibtisch, der wie alle Arbeitsplätze in dem Großraumbüro durch Trennwände abgeschirmt war. In ihrer Koje würde sie zumindest ein gewisses Maß an Privatsphäre haben, stellte Julia befriedigt fest. Sie hatte schon Schlimmeres erlebt. Nachdem sie ihre Handtasche auf dem Bürostuhl abgestellt hatte, wandte sich erwartungsvoll an die ältere Kollegin.

»Werde ich jetzt dem Chef vorgestellt?«

Die Sekretariatsleiterin lächelte abschätzig. »Herr Kunnert interessiert sich nicht dafür, wer die Arbeit erledigt – Hauptsache, sie wird schnell und ordentlich ausgeführt! Ihre Ansprechperson hier bin ich, von mir erhalten Sie alle Anweisungen.«

Julia nickte unbehaglich. Der überhebliche Tonfall ihrer neuen Vorgesetzten stieß ihr sauer auf, und ein Chef, der kein Interesse an seinen Mitarbeitern zeigte, war auch nicht gerade das, was sie sich erhofft hatte.

Aber wer weiß, motivierte sie sich selbst,vielleicht entpuppt sich der Posten als das große Los. Geben wir der Sache eine Chance!

Höflich lächelnd nahm sie die Instruktionen der leitenden Sekretärin entgegen. Während Frau Marchert ihren zukünftigen Aufgabenbereich erläuterte, machte sich Julia auf einem Schreibblock Notizen, um alles in Erinnerung zu behalten.

Als mit einem Mal die Bürotür aufgerissen wurde, straffte sich die Haltung ihrer Vorgesetzten schlagartig. Das Stimmengewirr, das den Raum eben noch durchflutet hatte, verebbte, und eine unnatürlich wirkende Stille trat ein. Angesichts der plötzlich in der Luft liegenden Anspannung hob Julia überrascht den Kopf.

Im Türrahmen stand ein nicht unattraktiver Mann in einem eleganten anthrazitfarbenen Anzug mit dunkelrot gemusterter Seidenkrawatte. Er mochte Ende fünfzig sein und trug das einstmals dunkle, inzwischen aber weitgehend ergraute Haar zu einer sportlichen Kurzhaarfrisur geschnitten. Unter seinen zusammengezogenen Brauen blitzten die braunen Augen zornig. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an Frau Marchert hängenblieb. Sie erblasste.

»Wieso wurde das Protokoll der Vorstandssitzung nicht ausgeschickt?«, herrschte er die Sekretariatsleiterin an. »Ich habe es gestern Abend zum Versand freigegeben!«

»Bitte um Entschuldigung«, stammelte die Angesprochene und zog den Kopf ein wie ein gemaßregeltes Schulkind. »Ich wollte schnell die neue Sekretärin einschulen,