: Friedrich Waismann
: Was ist logische Analyse? Gesammelte Aufsätze mit einer Einleitung herausgegeben von Kai Buchholz
: CEP Europäische Verlagsanstalt
: 9783863936112
: 1
: CHF 11.70
:
: Philosophie: Antike bis Gegenwart
: German
: 219
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Waismanns Auseinandersetzung mit der Philosophie Wittgensteins findet ihren Niederschlag in diesen Aufsätzen zu mathematisch-logischen und allgemeineren philosophischen Problemstellungen aus den Jahren 1928 bis 1956. Waismann stellt die in kurzen Bemerkungen und tagebuchartigen Notizen festgehaltenen Gedanken Wittgensteins kohärent dar und macht auf Kontinuitäten von der frühen Philosophie des »Tractatus« bis zur sprachpragmatischen Spätphilosophie aufmerksam.

Friedrich Waismann, 1896 in Wien -1959 in Oxford, war ein österreichischer Mathematiker und Philosoph. Er war Mitglied des Weiner Kreises und Vertreter des logischen Positivismus. Von 1927 bis 1936 führte er mehrere Gespräche mit Ludwig Wittgenstein, die aufgezeichnet und 1967 in dem Werk 'Ludwig Wittgenstein und der Wiener Kreis.

Logische Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs


Das Ziel der folgenden Erörterungen ist die logische Klärung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs. Sie wollen eine bestimmte Antwort geben auf die Frage, was Wahrscheinlichkeit bedeutet und was der Sinn der Wahrscheinlichkeitsaussagen ist. Im Einklang mitLeibniz undBolzano glaube ich, daß die Wahrscheinlichkeitslehre ein Zweig der Logik ist. Und ich möchte hier ausführen, wie diese Auffassung, durch Verwendung der GedankenWittgensteins, von den Schwierigkeiten befreit werden kann, die bisher ihre Annahme gehindert haben.1

Das Wort ‘Wahrscheinlichkeit’ hat zwei verschiedene Bedeutungen. Entweder man spricht von der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses. In diesem Sinn wird das Wort in der Wahrscheinlichkeitsrechnung verwendet. Oder man spricht von der Wahrscheinlichkeit einer Hypothese oder eines Naturgesetzes. In diesem letzteren Sinn ist die Wahrscheinlichkeit nur ein anderes Wort für die Zweckmäßigkeit dieser Hypothese oder dieses Naturgesetzes, d. h. für die Unbequemlichkeit, die es uns machen würde, diese Hypothese durch eine andere zu ersetzen. Diese beiden Bedeutungen haben nicht das Geringste miteinander zu tun, und man sollte, wenn man von ihnen spricht, sich lieber ganz verschiedener Worte bedienen. Nur von der