: Uwe Schütte
: Figurationen Zum lyrischen Werk von W. G. Sebald
: Books on Demand
: 9783755765820
: 1
: CHF 4.90
:
: Lexika, Nachschlagewerke
: German
: 164
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
W. G. Sebald gilt heute als der vielleicht bedeutendste deutschsprachige Autor des späten 20. Jahrhunderts. Seine Prosawerke haben eine kaum mehr überschaubare Zahl von Deutungen und Kommentaren in Gang gesetzt. Wenig bekannt hingegen sind seine Gedichte, die im Verlauf von vier Jahrzehnten entstanden und zumeist posthum publiziert wurden. Diese Studie des Sebald-Schülers Uwe Schütte vermittelt einen kenntnisreichen Einblick in das poe­ti­sche Gesamtwerk - von den Jugendgedichten bis zu den enigmatischen Mikropoemen, an denen Sebald unmittelbar vor seinem Tod arbeitete - wobei auch unbekannte Texte aus dem Nachlass analysiert werden. »Figurationen« macht es möglich, W. G. Sebald als Lyriker (neu) zu entdecken.

Uwe Schütte, geboren 1967, promovierte 1997 bei W. G. Sebald an der University of East Anglia und ist Reader in German an der Aston University in Birmingham, England. Neben wissenschaftlichen Aufsätzen und literaturkritischen Essays hat er zahlreiche Monografien verfasst. Zuletzt erschienen: W. G. Sebald. Einführung in Leben& Werk (2011); Urzeit, Traumzeit, Endzeit - Versuch über Heiner Müller (2012); Unterwelten. Zu Leben und Werk von Gerhard Roth (2013) sowie die umfangreiche Studie Interventionen. Literaturkritik als Widerspruch bei W. G. Sebald (2014).

Vorbemerkung

Die bisherige Wahrnehmung von Bedeutung und Funktion der Lyrik im Werk W. G. Sebalds ist in mancher Hinsicht seiner Essayistik zu vergleichen: Angesichts des extraordinären Interesses, das der Erzählprosa entgegen gebracht wird, hat man die Relevanz der poetischen und essayistischen Schriften bisher zu stark vernachlässigt. Dieser Band versteht sich daher alscompanion piece zuInterventionen, meiner umfangreichen Studie zu den literaturkritischen Schriften, die beide – obschon auf unterschiedliche Weise – sich zum Ziel gesetzt haben, etwas Licht in die noch immer unbeleuchteten Winkel von Sebalds Werk zu bringen.

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Eine gründliche Auseinandersetzung mit den nicht-literarischen Schriften ist erst rund zehn Jahre nach Sebalds Tod langsam in Gang gekommen. Erst die beiden 2012 erschienenen Dissertationen von Peter Schmucker1 und Fridolin Schley2 stützen sich – bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Zielsetzungen – wesentlich auf die Literaturkritik, während die 2008 erschienene Auswahledition der Gedichte keine nennenswerte literaturkritische Reaktion auslösten, bis Axel Englund unlängst mit einer Reihe aufschlussreicher Interpretationen von Sebalds Lyrik hervortrat. In einer davon brandmarkt er zurecht

the injustice of criticism’s complete negligence of Sebald’s poems: while they are often concerned with the same problems as his expansively flowing prose – memory, history, intertextuality, travel, death – these themes are placed in an entirely different light when they are reflected by the dense concentration that marks his treatment of the poetic genre.3

Lässt sich der offizielle Beginn der literaturkritischen Produktion auf die 1969 publizierte Arbeit über Carl Sternheim festlegen, so sind die Anfänge der lyrischen Publikationstätigkeit noch etwas früher zu datieren auf die vier Gedicht