9Der Campingplatz
Ich kehre draußen das erste Laub zusammen, als ich ihn von Weitem kommen sehe. Von der Seite blendet die Sonne und ich halte inne. Die Campingsaison ist eigentlich zu Ende. Dass er so spät eintrifft, ist das einzig Auffällige. Trotzdem kommt mit ihm eine Unruhe. Das habe ich mit der Zeit gelernt: das Gefühl zuerst im Körper zu orten, es zu benennen und schließlich nach seinem Ursprung zu suchen. Inzwischen passiert es automatisch. Es sind seitdem immerhin zwanzig Jahre vergangen. Obgleich ich mich im September am häufigsten erinnere.
Manchmal denke ich dann, dass ich mir das alles nur einbilde. Dass nichts davon wirklich geschehen ist und Franziska Fellbaum irgendwo glücklich mit dem Peter lebt. Und der Jakob schon groß ist. Nicht wie unser Jakob, der noch ein Kind ist.
Endet ein Tag mit diesem Gedanken, schlafe ich in der Nacht ruhig und ganz ohne Albträume. In den Nächten, die auf die anderen Tage folgen, schlafe ich kaum, ziehe stattdessen Igas Longboard unter dem Bett hervor und fahre damit in die Vergangenheit. So muss man sich das vorstellen.
Mit einem kleinen Wörterbuch steht er vor mir und stammelt: »Nocleg? Nie mam namiot.« Erst jetzt legt er den Rucksack ab. Als wäre es vorher zu riskant gewesen. Was, wenn ich ihn sofort weggeschickt hätte. Martin, sagt er und reicht mir die Hand. Ich sage: Saša, und schüttle sie. Dabei kennen wir einander,