On tour
In meiner ehrenamtlichen Zeit war ich über weite Strecken mit dem Krankentransportwagen (KTW) unterwegs. Bei diesen Fernfahrten beförderten wir Patienten, um sie von Krankenhaus zu Krankenhaus zu verlegen, oder wir überführten kranke Urlauber sicher und schnell in ihre Heimatstädte. Ich kann mich nicht mehr an die Anzahl dieser Einsätze erinnern, aber da kamen im Laufe der Jahre einige Kilometer zusammen. Auf solchen Fahrten erlebt man nahezu alles, und es sind vor allem die außergewöhnlichen Ereignisse, die man nicht mehr vergisst. Manchmal wusste man nicht, ob man lachen oder weinen sollte.
Eine Fahrt mit Hindernissen hatten wir zu bewältigen, als wir einen Patienten von einer Rehaklinik mit dem KTW nach Wesselburen bringen sollten, eine Stadt in Schleswig-Holstein, etwa hundert Kilometer nördlich von Hamburg gelegen. Wir brachen am frühen Morgen auf. Bei dieser etwa tausend Kilometer weiten Strecke wechselten Heinz und ich uns mit dem Fahren ab. Wir waren schon seit über fünf Stunden unterwegs und hatten den Platz bereits getauscht. Heinz saß am Steuer, während ich hinten den Patienten betreute. Plötzlich, auf der A7 kurz hinter Hannover, rief Heinz: »Herrgott, das Auto reagiert ganz anders. Ich glaube, ich muss rechts ranfahren, Waldi. Da ist etwas mit den Reifen.«
Mir schwante nichts Gutes. Allerdings hatten wir keinen Knall oder andere Geräusche gehört, was aber auch kein Wunder war, diese Autos waren nicht leise. Heinz hielt mit eingeschalteter Warnblinklichtanlage und Blaulicht auf dem Seitenstreifen. Dann stieg er aus, um den Schaden zu begutachten. »Hinten rechts ist der Reifen geplatzt«, verkündete er angespannt, nachdem er die Heckklappe geöffnet hatte. »Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen das Rad wechseln.«
Dazu mussten wir allerdings erst einmal die Trage mitsamt dem Patienten aus dem Wagen befördern. Auf der viel befahrenen Autobahn kein ungefährliches Unternehmen.
»Wir bringen Sie kurz an die Luft«, erklärte ich dem Mann.
Er sah mich nur an und sagte nichts. Allerdings machte er große Augen, als wir ihn mit der Trage aus dem Fahrzeug brachten und so nahe wie möglich an die Leitplanke schoben. Wir befanden uns in einem gefährlichen Umfeld, Autos und Lastwagen rauschten an uns vorbei, und ich hoffte sehr, dass uns die Panne nicht lange aufhalten würde. In diesem Moment stoppte ein Autofahrer zehn Meter hinter uns und stieg aus. »Guten Tag«, grüßte er, »kann ich behilflich sein?«
»Gern«, antwortete Heinz. »Wir haben eine Reifenpanne.«
Der Mann holte sein Bordwerkzeug einschließlich Radkreuzschlüssel und Wagenheber aus seinem Kofferraum. Heinz wollte ihm helfen, aber er winkte nur ab. »Lassen Sie mich mal machen.«
In kürzester Zeit befreite er das Ersatzrad aus seiner Halterung, bockte das Auto mit dem Wagenheber auf, löste die Schrauben des defekten Rades und montierte das Ersatzrad. »Fertig«, meinte er und zog die Muttern fest.
Heinz musste nur noch das platte Rad verstauen. Wir strahlten beide. »Vielen Dank«, sagten wir anerkennend und verabschiedeten uns mit einem herzlichen Händedruck.
Er lächelte. »Keine Ursache.«
Wir waren schwer beeindruckt von diesem hilfsbereiten Menschen.
Nun konnte es weitergehen Richtung Norden. Der Patient, der auf der ganzen Fahrt noch kein Wort gesprochen hatte, schlief, und ich döste vor mich hin. Ich war ganz in Gedanken versunken, als auf der Hamburger Stadtautobahn völlig unerwartet die Heckklappe aufging. Der Schreck war groß. Auch das noch!
»Oh nein«, schrie ich. »Heinz, die Klappe ist auf!«
»Mist, ich kann hier nirgends a