: Christiane Schlötzer
: Istanbul - ein Tag und eine Nacht Ein Porträt der Stadt in 24 Begegnungen
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203183
: 1
: CHF 10.70
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 280
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Erdo?an hin, Erdo?an her - Istanbul leuchtet. Das zeigen die Begegnungen und Gespräche, mit denen die langjährige ­Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, ihr Porträt der ur­alten Weltstadt zeichnet: von der Gezi-Park-­Aktivistin bis zum Gourmetkoch, von der Frau eines Imams bis zum Arzt mit Deutschland-Sehnsucht, von den bunten Vögeln der Nacht bis zu den Nachfahren von Griechen, Juden und Armeniern, die hier noch leben. Anhand der Menschen in dieser moderne Megacity ­erzählt Christiane Schlötzer von den Spaltungen der türkischen Gesellschaft, aber auch von Mut, ­Widerstandskraft und Kreativität, aus ­denen die Stadt am Bosporus ihre Lebendigkeit schöpft.

Christiane Schlötzer, geboren 1954 in München, lebte zwischen 2001 bis 2021 fast zwölf Jahre in Istanbul, als Korres­pondentin der Süddeutschen Zeitung und des Zürcher Tages-Anzeigers, und zuletzt als Stipendiatin der Kultur­akademie ­Tarabya. Sie ist Mitgründerin des ­Vereins Journalisten helfen Journalisten, der ­verfolgte Journalistinnen und Journalisten unterstützt. 2016 erschien ihre ­'Lese­reise Türkei. Jenseits von ­Galata, im Übermorgenland' (Picus).

Vorwort


Dies ist ein Stundenbuch. Es erzählt von einem fiktiven Tag in Istanbul, in Begegnungen mit Menschen, die mir ihre Lebensgeschichten anvertraut haben. Sie sind Teil einer großen zeitgenössischen Geschichtserzählung – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Vielfalt erinnert an die Farben eines türkischen Kelims, in den viele Muster eingewebt sind. Einige Geschichten verlangen nach dem Schutz der Nacht, andere nach der Helligkeit eines sonnendurchfluteten Morgens am Bosporus.

Istanbul ist die Mitte der Türkei und liegt doch an ihrem Rand. Die Stadt ist so alt, dass sie ihr eigenes Alter vergessen hat, und sie wird jeden Tag neu erfunden. Sie betört den Neuankommenden mit ihrer Grandezza, von »betäubenden Eindrücken« schwärmte der italienische Reisende Edmondo De Amicis im 19. Jahrhundert. Die Hymnen auf die Stadt mit den vielen Namen – Byzanz, Neues Rom, Konstantiniyye, Stambul, Konstantinopel, Istanbul – sind bis heute nicht verstummt. Wer aber länger bleibt, der ahnt bald, welchen Preis ihre Bürgerinnen und Bürger im 21. Jahrhundert dafür zu zahlen haben, in einer modernen Megalopolis zu leben. In Trabantenstädten, von denen es bis zur Hagia Sophia und zur Galatabrücke eine Halbtagsreise ist. Die türkische Gesellschaft ist von scharfkantigen Gegensätzen geprägt, und dies nicht erst, seit Recep Tayyip Erdoğan Anfang der 2000er Jahre eine »neue Türkei« erfand. Eine meiner Erzählerinnen kann dies bezeugen, sie ist älter als die Türkisch