: Sigrun Arenz
: 16 Uhr 50 ab Ellingen Ein fränkisch-britischer Kriminalroman
: ars vivendi
: 9783747203033
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Schreittänze, Männer in Kniebundhosen und verrückte Jane-Austen-Fans - Reporter Markus Wieland ist wenig begeistert, als er erfährt, dass seine nächste Reportage ihn in ein altes fränkisches Schlosshotel führen wird, in dem ein historischer Winterball im Stil der englischen Regency-Zeit stattfinden soll. Aber zwischen Pompadour, komplexen Schrittfolgen und Kutschfahrten im Schnee kristallisieren sich jede Menge Spannungen heraus: Eifersucht, Konkurrenzkämpfe und Lügen verbergen sich hinter Fächern und Small Talk, und bald kommt es ihm vor, als ob fast jeder ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Und als dann auch noch eine Leiche gefunden wird, sieht sich der Reporter mit der Frage konfrontiert, welches dieser Geheimnisse tödliche Folgen hatte - und ob es ihm gelingen wird, die Fäden zu entwirren, ehe eine weitere Tragödie droht.

Sigrun Arenz, 1978 geboren, lebt als Lehrerin, Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Englischen in Fürth. Bei ars vivendi erschienen u. a. ihre Kriminalromane 'Das ist mein Blut' und 'Nicht vom Brot allein' sowie ihr Freizeitführer Jakobswege in Franken.

Prolog

Aufforderung zum Tanz

»Ich betrachte einen Tanz als Sinnbild für die Ehe. Treue und Verbindlichkeit sind in beiden Fällen die wichtigsten Pflichten beider Parteien; und diejenigen Männer, die sich entscheiden, selber nicht zu tanzen oder zu heiraten, sollten nichts zu schaffen haben mit den Partnerinnen oder Ehefrauen ihrer Mitmenschen.«

»Aber es handelt sich um so unterschiedliche Dinge! Zwei Menschen, die heiraten, können sich nie wieder trennen und müssen im selben Haus wohnen. Wenn man miteinander tanzt, steht man sich lediglich eine halbe Stunde lang in einem großen Saal gegenüber.«

»Sie müssen aber doch zugeben, dass in beiden Fällen der Mann das Privileg der Wahl hat, die Frau nur die Freiheit, nein zu sagen; dass es sich in beiden Fällen um eine Verbindung handelt, die zum gegenseitigen Nutzen eingegangen wird und dass man verpflichtet ist, dem anderen keinen Grund zu dem Wunsch zu geben, sich für jemand anderen entschieden zu haben.«

Jane Austen,Northanger Abbey

Schon die Aufforderung zum Tanz bietet Gelegenheit zu einer Menge Chaos.

Und da ist von Konkurrenz, Geheimnissen und Mord noch nicht einmal die Rede.

Die Musiker spielten auf, und die Dame im langen Kleid sank in einen eleganten Knicks, während der Mann, der ihr gegenüberstand, sich verbeugte. Die beiden reichten sich die behandschuhten Hände und schritten zwischen dem nächsten Paar hindurch. Unter ihren zierlichen Schuhen glänzte das alte Parkett des großen Tanzsaals wie neu.

»Fuck, Johannes, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!«, rief Markus Wieland aus.

Sein Kollege beugte sich nach vorn zum Bildschirm und drückte auf Pause. Die Musik verstummte, und die Tänzer erstarrten in der Bewegung.

»Warum nicht?«, gab Johannes ungerührt zurück. »Das passt super in die Reihe über Hobbys und Sportarten in Franken. Du nimmst Kontakt mit einer dieser Gruppen in der Gegend auf, schaust dir das Ganze an, und wir machen einen netten kleinen Beitrag darüber.«

Er ließ den Youtube-Film weiterlaufen. Auf dem Bildschirm »sprangen« gerade mehrere Leute im Kreis herum, ehe die Männer und Frauen wieder in die ursprünglichen Reihen zurückkehrten. »Netter kleiner Beitrag, na klar«, grummelte Markus. »Mittelalterliches Rumgehüpfe – das wird der Knaller!«

Johannes lachte auf. »Komm schon, hab dich nicht so, wir müssen alle Opfer bringen. Ich würde es selbst machen, aber ich bin leider mit dem Bouldern und der Splashdiving-Meisterschaft völlig ausgelastet.«

»Splashdiving?«, fragte Markus in der Hoffnung, dem Thema »Historischer Tanz« für ein paar Minuten zu entfliehen.

»Besser bekannt unter der Bezeichnung ›Arschbombe‹«, antwortete sein Kollege knapp und kehrte direkt zum unbeliebten Gegenstand zurück. »Bei deinem Ausflug in die galante Zeit des englischen Regency Dancing arbeitest du mit Elif Aydin zusammen. Sie macht die Filmsequenzen, du kümmerst dich um die Texte. Ich lasse euch alle Freiheiten, Hauptsache, es kommt etwas Sehenswertes dabei heraus.«

In diesem Moment lief die Praktikantin an ihnen vorbei, und ihr Blick fiel auf die Tänzer und Tänzerinnen. »Oh, wie cool«, rief sie aus. »Wie bei Jane Austen. Wie beiBridgerton. Ich wusste nicht, dass es so was in echt gibt.« Sie sah die beiden Männer strahlend an. »Ich fänd’s super, wenn wir darü