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Mit besorgtem Blick beobachtete die Taxifahrerin, wie eine stark alkoholisierte Melissa Hawthorne die hintere Tür des silbernen Mazda 3 aufstieß und ungelenk auf den Gehsteig vor ihrem Haus taumelte. Es war kurz vor zwei an einem Sonntagmorgen, und Melissa hatte seit etwa einundzwanzig Uhr die ganze Nacht hindurch getrunken. Normalerweise machte sie so etwas nicht, aber ihre beste Freundin war achtundzwanzig geworden, und sie hatten im Broken Shaker gefeiert, einer Cocktailbar mit Pool und einem entspannten South-Beach-Vibe auf dem Dach des historisch einzigartigen Freehand Hotels in Downtown Los Angeles. Fruchtige Cocktails und Jägerbombs waren, wie Melissa nun feststellen musste, eine nahezu tödliche Mischung, und obwohl sie sich großartig amüsiert hatte, graute ihr bereits vor dem monumentalen Kater, der ihr garantiert beim Aufwachen bevorstand.
»Die Tür …«, rief die Taxifahrerin. »Könnten Sie bitte die Tür zumachen?«
»Ach so, ja. Sorry!«, lallte Melissa, ehe sie der Tür des Mazda mit der Hüfte einen Schubs versetzte. Das war erstens recht mühsam, und zweitens nahm sie nicht genug Schwung, um die Tür vollständig zu schließen.
»Sie ist immer noch nicht richtig zu«, rief die Fahrerin und zog eine Grimasse.
Melissa grinste schief, ehe sie einen zweiten Versuch unternahm. Doch statt die halb eingerastete Tür einfach zuzudrücken, riss sie sie wieder auf und gab ihr abermals einen kraftlosen Stoß mit der Hüfte.
»Ups!«
»Ist schon gut«, meinte die Fahrerin kopfschüttelnd. »Ich mach es selbst. Kein Stress.«
Während sie ausstieg und um den Wagen herumging, torkelte Melissa langsam in Richtung Haustür. Dort angekommen, brauchte sie annähernd zweieinhalb Minuten, um in der Tasche ihren Schlüssel zu finden und ihn ins Schlüsselloch zu stecken.
Sobald sie im Haus war, schloss sie die Tür hinter sich, goss sich ein Glas Wasser ein und ging weiter ins Schlafzimmer. Sie warf ihre Handtasche auf den Nachttisch und sprang noch schnell unter die Dusche, ehe sie endlich ins Bett kroch. Noch ein letzter Blick auf ihr Smartphone. Es war zwei Uhr achtundzwanzig.
Keine neuen Nachrichten.
Ehrlich gesagt, war sie ein bisschen enttäuscht. Sie hatte im Broken Shaker einen Mann kennengelernt, der ihr ziemlich sympathisch gewesen war. Er hieß Mark, und nach einigen Cocktails, ein paar Shots und viel Gelächter hatten sie Telefonnummern ausgetauscht.
Kurz bevor sie gegangen war, hatte Mark gefragt, ob er mit ihr nach Hause kommen solle. Ein verlockendes Angebot. Sie hatte seit einem halben Jahr keinen Sex mehr gehabt – seit sie herausgefunden hatte, dass ih