: Wotan Wilke Möhring, Sönke Möhring
: Rausch und Freiheit Über das Leben, die Nacht und das Brüdersein | Die Autobiografie
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426464137
: 1
: CHF 17.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwei Schauspielstars in einer Doppel-Biografie über das Ausbrechen, Ankommen und Brudersein. Die Brüder Sönke und Wotan Wilke Möhring gehören zu Deutschlands erfolgreichsten Schauspielern. Bei allen Unterschieden zwischen den beiden ist ihre Beziehung von klein auf geprägt von Vertrauen und Offenheit. In einer mitreißenden Doppel-Biografie erzählen sie jetzt gemeinsam ihr Leben samt aller Höhepunkte, Niederlagen, Brüche und Versöhnungen: Wie sie im Ratinger Hof in Düsseldorf gemeinsam feierten, wie sie in New York die Geburtsstunde der House-Musik erlebten und schließlich wie sie ins wilde Techno-Berlin der 1990er Jahre eintauchten. Ihr Buch ist nicht nur ein aufregender Trip durch die Popkultur, sondern vor allem die Geschichte zweier Brüder auf der Suche nach Freiheit und einem sinnerfüllten Leben. Erstmals blicken Sönke und Wotan Wilke Möhring nach jahrzehntelanger Schauspiel-Karriere in ihrer gemeinsamen Autobiografie zurück auf ihre Leben vor der Kamera und abseits des Scheinwerferlichts. Sie schildern ihre gemeinsame Zeit in New York und im Berlin der Nachwendezeit, zeichnen nach, was sie aus Niederlagen gelernt haben und wie sie ihren Platz im Leben gefunden haben. Immer im Zentrum der gemeinsamen Erzählung steht dabei auch ihre innige Beziehung als zwei Brüder, die gemeinsam aufwachsen, erwachsen und erfolgreich werden und sich in allen Lebenslagen aufeinander verlassen können. Wotan Wilke Möhring (Jg. 1967) und sein Bruder Sönke (Jg. 1972) sind Schauspieler, Musiker und Synchronsprecher. Wotan Wilke spielt Tatort-Kommissar Thorsten Falke und ist regelmäßig in den größten deutschen Produktionen zu sehen, etwa in Das Experiment, Das perfekte Geheimnis, 25 km/h und Männerherzen. Sönke gab sein Schauspiel-Debüt im Jahr 2003 und spielte anschließend unter anderem in Der Junge muss an die frische Luft und Zweiohrküken mit. Unter der Regie von Quentin Tarantino stand er für Inglourious Basterds vor der Kamera.

Wotan Wilke Möhring, geb. 1967, ist Schauspieler und Musiker. Eine seiner ersten großen Rollen übernahm er im Psychothriller »Das Experiment«. Seitdem ist er aus dem deutschen Kino- und Fernsehfilm nicht mehr wegzudenken. Neben erfolgreichen Filmen wie u.a. »Das perfekte Geheimnis«, »25 km/h« und »Männerherzen« spielt er Hauptkommissar Thorsten Falke im Tatort.

Freiheit


Aufwachen


Um ehrlich zu sein: Als ich den Prolog-Text zum ersten Mal gelesen habe, konnte ich mich anfangs nicht dran erinnern, dass ich Zeze (wie Sönke zu diesem Spitznamen – den man wie das »ZZ« vonZZ Top auspricht – gekommen ist, dazu später mehr) diese Anker-Kiste geschenkt habe. Blöd eigentlich, denn das ist ja eine echt schöne Geste. Als ich das nächste Mal mit ihm telefonierte, gab ich zu, dass mir die Geschichte entfallen war. Da sagte er »Fuck you« und klang ein wenig enttäuscht. Meine blöde Direktheit tat mir sofort leid. In solchen Dingen bin ich leider etwas stoffelig, wenn auch ehrlich. Bei unserem nächsten Treffen brachte er die Kiste dann mit. Schönes Teil. Dunkles Holz, goldener Anker obenauf, Klappschloss aus Messing, und auf der Innenseite des Deckels steht in meiner Handschrift »Cowgirl,2004«. Als ich das sah, fiel mir die Nacht an der Alster natürlich doch wieder ein. Manchmal brauchst du etwas zum Anfassen, um dich an Dinge zu erinnern. Überhaupt ist es interessant, wie unterschiedlich und individuell Erinnerungen funktionieren. Aber das ist hier nicht der Punkt. Hier geht es darum, dass der Anker das perfekte Symbol für das Verhältnis zwischen meinem Bruder und mir ist. Zeze mag sich an andere Dinge erinnern als ich, wir haben unsere eigenen Leben und eigenen Herausforderungen, aber letztendlich sind wir immer füreinander da, halten den anderen fest, wenn er abtreibt, lassen aber auch los, wenn er Freiraum braucht. Das ist unser Prinzip. Darum geht’s. Wie bei einem Anker.

Bei Drehbüchern heißt es immer: Du musst die Geschichte in möglichst ein bis zwei Sätzen zusammenfassen können. Ich versuch das mal für dieses Buch: Es ist ein Brüderbuch – die Geschichte zweier ungleicher Brüder, die, jeder auf seine Art, ihre eigenen Grenzen ausloten und dabei den Wert des anderen erkennen – der weit über ein gewöhnliches Brüderverhältnis hinausgeht. So in der Art. Oder vielleicht auch ganz anders.

Etwas unkomplizierter könnte ich auch sagen: Es geht um Liebe. Nicht um besitzergreifende oder zielgerichtete Liebe im romantischen Sinne des Wortes, sondern um eine archaische, universelle Form menschlicher Verbundenheit, bei der Status und Alter keine Rolle spielen. Damit meine ich auch nicht den dahergesagten Blut-ist-dicker-als-Wasser-Quatsch, auch wenn da durchaus etwas dran sein kann. Es ist auch kein Brüderbuch im Sinne eines Männerbuchs, das feiert, was wir gemeinhin als maskuline Werte verstehen. Eher geht es darum, all diese Schubladen zu ignorieren, zu hinterfragen oder sie einfach gar nicht erst zu öffnen. Und es geht um die Offenheit, die daraus erwächst. Um das, was danach kommt. Was dann wiederum sehr viel mit dem Titel des Buches zu tun hat: Rausch und Freiheit sind begrifflich mindestens genauso vielschichtig wie die Liebe. Es sind die Worte, in denen sich diese Liebe offenbart.

 

Manchmal brauchst du ein Gegenüber, um Dinge richtig zu begreifen. Das kann eben auch der jüngere Bruder sein. Begonnen hat der Weg zu dieser Erkenntnis erstaunlicherweise nicht in unserer Kindheit, nicht in unserem Elternhaus in Herne, wo wir aufgewachsen sind. Er begann6000 Kilometer davon entfernt. In New York. Deshalb spielt diese Stadt in diesem Buch eine wichtige Rolle – ein Ort, der mehr für uns ist als eine geografische Koordinate oder berühmte Metropole. New York ist ein Gefühl, eine Haltung, vielleicht ein Rausch an sich. Und ein Teil von uns beiden. Für immer.

Als ich1986 zum ersten Mal nach New York kam, war ich19, Punk und brannte innerlich lichterloh. Ich hatte die letzten Jahre meines Lebens damit verbracht, in Proberäumen rumzubrüllen, in Clubs Pogo zu tanzen und leidenschaftlich dagegen zu sein. Der stinkende, stickige, lärmende Moloch, der diese Stadt damals noch war, passte perfekt zu dieser Haltung. New York schien nur auf mich gewartet zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich auch nur eine Sekunde überfordert gewesen wäre von dem unablässigen Gehupe, Gedränge und Sire