: Monika Feth
: Randvoll mit Glück Ein berührender Roman über das Down-Syndrom, Patchworkfamilien und echte Freundschaft
: cbj Kinder-& Jugendbücher
: 9783641277819
: CHF 8.90
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Amys Eltern sagten immer, sie sei ein besonderes Kind. Das fand Amy auch. Nur besondere Menschen wohnen in einem Schloss.«

Es gibt Schlimmeres, als in einem Schloss zu wohnen, behauptet Suris Mutter. Doch Suri und ihre Brüder Bjarne und Erik sehen das anders. Das Schloss steht auf dem platten Land und der Schlossverwalter ist der Freund der Mutter, mit dem sie dort zusammenleben sollen. Dass er eine Tochter hat, macht die Sache nicht einfacher, denn Amy ist ziemlich speziell. Sie ist die Einzige, die sich wie verrückt darauf freut, Teil einer großen Patchworkfamilie zu sein. Aber zunächst sieht es nicht so aus, als würde ihr Wunsch sich erfüllen …

Eine Geschichte über das Anderssein, Freundschaft und Patchworkfamilien, erzählt aus der Sicht von Amy, einem Mädchen mit Downsyndrom, und Suri, ihrer Stiefschwester, von der SPIEGEL-Bestsellerautorin Monika Feth

Monika Feth wurde 1951 in Hagen geboren, arbeitete nach ihrem literaturwissenschaftlichen Studium zunächst als Journalistin und begann dann, Bücher zu verfassen. Heute lebt sie in der Nähe von Köln, wo sie vielfach ausgezeichnete Bücher für Leser aller Altersgruppen schreibt. Der sensationelle Erfolg der »Erdbeerpflücker«-Thriller machte sie weit über die Grenzen des Jugendbuchs hinaus bekannt. Ihre Bücher wurden in mehr als 24 Sprachen übersetzt.

Kapitel 1

Kapitel 1

Manche Ereignisse fingen so harmlos an, dass man später kaum sagen konnte, wann und wie genau sie ins Rollen gekommen waren. Das hatte Suri schon oft erfahren.

»Das Leben ist ein Flickenteppich«, sagte Opa manchmal, wobei er nachdenklich nickte. »Aus den unterschiedlichsten Schnipseln zusammengesetzt.«

Doch er sprach nie darüber, wer diesen Teppich knüpfte. Und wie es bei den Milliarden von Menschen auf der Welt überhaupt möglich war, dass jeder Einzelne seinen eigenen Lebensteppich besaß.

Suri fragte sich, wie ihrer wohl aussehen mochte. Bunt, glaubte sie. In unzähligen strahlenden, zauberschönen, aber auch sanften, gedeckten, dunklen Farben.

Und sie zerbrach sich vergeblich den Kopf darüber, aus welchem Grund dem einen ein großer, prächtiger Lebensteppich zufiel und dem andern ein schmales, blasses, fadenscheiniges Exemplar.

Welche Erklärung gab es dafür, dass der kleine Miro aus der Nachbarschaft mit drei Jahren von einem Auto überfahren wurde, während der alte Herr Schwitters, der in den Abendstunden verwirrt durch die Straßen geisterte, gerade seinen zweiundneunzigsten Geburtstag gefeiert hatte?

Ein Flickenteppich.

Und jede einzelne Situation, jedes noch so unwichtig erscheinende Ereignis wurde darin verwoben.

Jedes.

• • •

Einmal hatten sie beim Essen über ihre Namen geredet.

»Was bedeutet eigentlich Bjarne?«, fragte Bjarne damals aus heiterem Himmel.

»Der Name kommt aus dem Dänischen und Norwegischen«, antwortete Mama geistesabwesend. Auf dem Stuhl neben ihr summte ihr Handy und sie schielte unauffällig auf das Display.

»Cool!«

Bjarne stopfte sich eine halbe Sandwichscheibe in den Mund und kaute wie ein Hamster mit vollen Backen.

»Er bedeutetFresssack«, behauptete Erik grinsend.

Bjarne boxte ihn auf den Arm.

»Erik«, ging Mama dazwischen. »Hör auf, deinen Bruder zu provozieren.«

»Was bedeutet der Name denn wirklich?«, kehrte Bjarne zum Thema zurück.

»Bär«, sagte Mama und warf Erik einen warnenden Blick zu. »Außerdem steckt darinbrun, ein altes deutsches Wort fürBraun

»Brauner Bär.«

Bjarne stopfte sich die zweite Sandwichhälfte in den Mund. Er schien mit der Erklärung sehr zufrieden zu sein. »Kraft. Größe. Stärke. Wow.«

»Und mein Name?«, erkundigte sich Erik.

»Ist ebenfalls nordisch und heißtAlleinherrscher

Mama hatte offensichtlich keine Lust auf das Thema. Ihr Handy meldete sich erneut, und sie überflog die Nachricht, was den Kindern während der Mahlzeiten streng verboten war.

Diese beantwortete sie sofort. Ihre Daumen flogen nahezu über die Tasten.