: Simon Scarrow, T. J. Andrews
: Piraten Roman
: Heyne
: 9783641272470
: 1
: CHF 9.80
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Römisches Reich, 25 n.Chr.: Seine erste Fahrt zur See mündet für den jungen Telemachos in einen Kampf um Leben und Tod. Das Handelsschiff, auf dem er angeheuert hat, wird gekapert. Um seine Haut zu retten, muss er sich wohl oder übel den Männern des grausamen Kapitäns Bulla anschließen. In der brutalen Welt der Seeräuber verdient sich Telemachos durch Zähigkeit und Geschick den Respekt der Mannschaft. Als am Horizont die Segel der römischen Flotte in Sicht kommen, ist er längst selbst zum Piraten geworden. Die letzte Schlacht naht!

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

KAPITEL 1


Piräus, Anfang 25 A. D.

Eine scharfe Windbö ließ beißenden Regen auf den griechischen Kapitän niederprasseln, der auf der trüb beleuchteten Straße dahinstolperte. Es war ein ungemütlicher Vorfrühlingsabend, und die Hafengegend lag wie ausgestorben da. Clemestes hastete weiter und schielte immer wieder über die Schulter nach den drei bulligen Gestalten knapp hinter ihm. Der erfahrene Kapitän des HandelsschiffsSelene war gerade von einer erfolgreichen Fahrt nach Salamis mit einer Ladung Garum und Klippfisch zurückgekehrt. Obwohl er letztlich nur einen schmalen Gewinn erzielt hatte, der kaum die Kosten der Mannschaft und des Schiffs deckte, war es ihm besser ergangen als den meisten seiner Standesgenossen. Zwei Jahre mit schlechten Ernten und Piratenangriffen hatten das Handelsaufkommen hier im Hafen schrumpfen lassen, und die Kapitäne der Kauffahrer machten schwere Zeiten durch. Mehrere hatten sich gezwungenermaßen aus dem Geschäft zurückgezogen, und viele der Übrigen hatten sich bei den Händlern größere Summen ausleihen müssen, um ihre Verluste aufzufangen. Clemestes hatte beschlossen, den raren Anlass einer gelungenen Reise in einer örtlichen Taverne mit einem Schlauch Mulsum zu feiern. Als sich über den Hafen schon die Dämmerung stahl und das Licht verblasste, hatte er den »Lustigen Seemann« verlassen und sich auf den Weg zurück in die warme kleine Kabine auf seinem Schiff gemacht. Dabei waren ihm die Männer aufgefallen, die ihm folgten.

Der Regen rauschte unablässig auf die Dachschindeln der umgebenden Gebäude, als Clemestes durch die zwielichtigen Gassen des Speicherviertels stapfte. Normalerweise herrschte um diese Stunde bei den Lagerhallen großer Betrieb, wenn die Stauer die meist für Athen bestimmten Güter von frisch eingelaufenen Handelsschiffen ausluden. Doch jetzt hing eine unheimliche Stille über dem Stadtteil. Die Bedrohung durch Piratenbanden, die auf den großen Schifffahrtsstraßen ihr Unwesen trieben, hatte die örtlichen Kaufleute und Schiffseigner verunsichert, und sie scheuten das Risiko eines Transports ihrer Waren durch das Imperium. Unter dem Rückgang des Handelsverkehrs hatte Piräus schwer gelitten, und nichts deutete darauf hin, dass sich die Stadt bald von dieser wirtschaftlichen Flaute erholen würde.

Ohne sein Tempo zu verlangsamen, spähte Clemestes erneut über die Schulter. Die drei kräftig gebauten Männer in ihren braunen Tuniken blieben ihm auf den Fersen, ohne je zurückzufallen. Zuerst hatte er den Gedanken, dass sie ihn verfolgten, als Unsinn abgetan. Doch dann hatte er im Schein einer offenen Tür einen Blick auf ihre Gesichter erhascht und sie aus dem Trubel in der Taverne wiedererkannt. Sie hatten mit ihren Getränken an einem aufgebockten Tisch in einer dunklen Ecke gesessen und die anderen Gäste voller Neugier gemustert. Mit einer allzu starken Neugier, überlegte Clemestes jetzt angespannt. Er hegte keinen Zweifel mehr. Diese Männer waren Banditen. Sie hatten beobachtet, wie er die Taverne verl