2Ciel
Als sie endlich das Gebiet erreichten, auf dem das Basislager seit zweieinhalb Wochen aus dem Boden gestampft wurde, schien es Ciel, als hätten sie die Stadt Hunderte von Kilometern hinter sich gelassen. Dabei lag das alte Zoogelände nur etwas mehr als einen Steinwurf vom Stadtkern entfernt. Aber die Anbindung hierher war so ziemlich die schlechteste, die man sich vorstellen konnte, denn mittlerweile gab es einfach keinen Grund mehr herzukommen.
Nachdem Mitte des letzten Jahrhunderts das Ghostend eröffnet worden und innerhalb kürzester Zeit in den Fokus der Touristen gerückt war, hatte der Sonnen-Zoo nämlich immer mehr an Bedeutung verloren und war schließlich sogar stillgelegt worden. Seitdem gab es hier nur noch die riesigen Lagerhallen, die sich rechts von der Straße aneinanderreihten, und dazwischen erstrahlte Natur in sattem, sommerlichem Grün.
Das sah zwar beeindruckend aus, aber Ciels eigentliche Aufmerksamkeit galt dem Gelände auf der linken Seite, an dem sie, Victor und Albert nun vorbeimarschierten. Es war von einer massiven Backsteinmauer umgeben, die ungefähr drei Meter hoch und gut einen halben Meter dick war. In regelmäßigen Abständen hingen Warnschilder mit der Aufschrift:
Und damit sich niemand über dieses Gebot hinwegsetzte, hatte man oben auf der Mauer Suchscheinwerfer und Kameras angebracht.
Ciel fragte sich, wem die Warnungen wohl gelten mochten, bis sie sich nur wenig später dem Eingang näherten und damit auch den zahllosen dort parkenden Übertragungswagen vom Fernsehen. Vor den meisten saßen kleine Grüppchen von Leuten, die sich angeregt unterhielten oder auf andere Weise die Zeit vertrieben. Doch als einer der Reporter Albert erkannte, war es schlagartig vorbei mit der Ruhe. Wie auf Kommando wurden überall Kameras gezückt und auf die drei Neuankömmlinge gerichtet.
Ganz kurz zögerten Ciel und Victor beim Anblick des aufwallenden Aufruhrs, dann strafften sie ihre Schultern und liefen mit starr geradeaus gerichteten Augen weiter hinter Albert her. Dem Alten schien es kein bisschen schwerzufallen, die neugierige Meute zu ignorieren. Nemo dagegen, der mit verschränkten Armen nicht weit vom bewachten Haupttor entfernt auf sie wartete, war das Unwohlsein deutlich anzusehen. Wie üblich trug der Geisterjunge von Kopf bis Fuß schwarz, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er ziemlich mies drauf.
»Hallo, Sonnenschein!«, flötete Ciel, als sie vor ihm stehen blieb. »Mächtig gut gelaunt heute, was?«
»Wir besuchen einenZoo, was hast du erwartet?«, gab Nemo griesgrämig zurück. »Aber so, wie du grinst, gefällt dir das auch noch.«
»Natürlich, das ist doch irre aufregend! Endlich Geistertiere aus der Nähe sehen …«
»Und das hier wieder loswerden, bevor es endgültig an mir festwachsen kann«, fügte Victor hinzu und präsentierte verlegen sein geckobesetztes Handgelenk.
Nemo musterte das Tierchen einen Augenblick lang, dann wandte er sich kopfschüttelnd an Albert.
»Können wir bi