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Wilfried hatte Garfield am Schwanz gepackt und schleifte das Stofftier über den Boden. Angelika stellte sich ihm in den Weg. Bevor sie etwas sagen konnte, beugte er sich zu Garfield herunter.
»Was kommt dir zufolge noch mal dabei heraus, wenn wir eine Katze mit einem Hund kreuzen?«
»Leg ihn zurück auf die Couch.«
»Ich höre. – Was nuschelst du da? Deutlicher, bitte. – Ah, ja – eine blöde Katze.« Er richtete sich zufrieden nickend auf. »Eine blöde Katze kommt dabei heraus. Ein kluges Tierchen. – Auf die Couch? Will Geli unseren süßen Garfield nicht mehr in ihrem Bettchen haben? Nein?« Er zog einen Schmollmund.
»Auf die Couch«, wiederholte Angelika.
Wilfried nahm das Stofftier zu sich hoch.
»Armer Kater«, sagte er und schaute den Gestreiften betrübt an. Und dann seine Frau. Sie war eine großgewachsene, schlanke Frau. Ihr dunkelblondes, gewelltes Haar hatte sie zurückgebunden. Ihr Gesicht war gerötet. Sie trug noch ihren grauen Jogginganzug. Die Hosenbeine waren bis zu den Knien mit Dreckspritzern gesprenkelt. Die Nikes waren stark verschmutzt.
»Frauchen muss duschen.«
Angelika presste die Lippen aufeinander. Wilfried zuckte die Achseln und trottete zur Couch hinüber.
»Ein Herr Mahlzahn hat angerufen«, sagte er mit veränderter Stimme. Ruhig und sachlich. »Er ist bereit, die geforderte Summe zu akzeptieren.«
»Hast du etwa mit ihm gesprochen?«
»Nein, wie käme ich dazu. Die Nachricht ist auf Band. – Ist das der Mahlzahn?«
»Es gibt nur einen in der Branche.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Gut. – Er hat es sich zu lange überlegt.«
»Hast du schon verkauft?«
»Ja. Gestern Abend. An denStern.«
Wilfried hatte Garfield platziert, rückte Bibo und Karlchen zurecht und zupfte an Wendelin.
Als Angelika und er vor vierzehn Jahren geheiratet hatten, war sie in ihn vernarrt gewesen, hatte all ihre Liebe ihm allein gegeben. Nicht diesen Plüschtieren, den unzähligen Teddies und Bären, die überall in der Wohnung ihren bestimmten Platz hatten.
Wilfried hörte, dass Angelika den Reißverschluss ihrer Jacke aufzog. Er drehte sich nicht zu ihr um. Siebenhundertzweiundneunzig Nächte schlief er jetzt schon allein. Immer noch zählte er. Und jedes Mal wurde sein Hals wieder eng. Er schluckte und wartete, bis sie die Schuhe abgestreift hatte und ins Bad ging. Kurz darauf rauschte die Klospülung. Garfield grinste ihn fett an.
»Was betrachtest du noch als Selbstverstümmlung? – Gymnastik, ja. Und Fasten. – Ja, du fetter Lasagne-Fresser. Und Selbstmord. – Schwachkopf. Ich springe nicht aus dem Fenster. – Oh, nein. Wilfried springt nicht.« Er wandte sich ab und sah hinaus auf die Straße. Der Bus zum Flughafen fuhr vorbei. Wilf