Idealismus versus Realität
Eigentlich könnte doch alles so schön sein hier
Nachdem die erste Euphorie verflogen war, sah ich zunehmend auch die Schattenseiten meines Selbstständigen-Daseins. Weil Rosa und ich in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung waren, ging unheimlich viel Zeit für Diskussionen drauf. Das fing schon bei den kleinsten Kleinigkeiten an und zog sich bis ins Unermessliche. Am Ende war jede Entscheidung mehr oder weniger ein Kompromiss mit fadem Beigeschmack. So war ich zwar selbstständig, konnte aber doch nie wirklich mein eigenes Ding machen.
Auf der anderen Seite hatte es natürlich auch Vorteile, dass wir gleichberechtigte Gesellschafterinnen waren. Wir konnten Sorgen und Nöte miteinander teilen oder uns gegenseitig vertreten, wenn eine mal krank oder im Urlaub war. Zudem hatten wir auf unseren Reisen meistens höllisch viel Spaß und lachten nicht selten Tränen. So wurde ich zum Beispiel mal auf einer Fashion Show von der Presse versehentlich für die Freundin von Joko Winterscheidt gehalten, nur weil ich zufällig neben ihm gesessen und zwei Worte mit ihm gewechselt hatte. Als die Modenschau vorbei war, fand ich mich plötzlich umzingelt von tausend Kameras und wurde von den Reportern aufgefordert, mit meinem vermeintlichen Freund zu posieren. Während Joko gewohnt cool und absolut professionell reagierte, lief ich knallrot an und ergriff schlagartig die Flucht.
Eher peinlich als lustig war mein erstes Zusammentreffen mit Elle Macpherson, für die wir einige Interviewtermine mit der deutschen Presse vereinbart hatten. Sie empfing ihre Interviewpartner in einer Suite im Berliner Hotel Adlon und ich war höllisch aufgeregt – schließlich hatte ich noch nie einen Star dieser Kategorie persönlich kennengelernt und wusste dementsprechend gar nicht, wie man sich zu verhalten hatte. Sollte ich einen Knicks machen wie bei der Queen? Oder ihr einfach nur lässig die Hand schütteln? Ich hatte keine Ahnung! Als ich die Suite betrat, befand sich The Body bereits im ersten Interview, das sie höchst professionell und unglaublich charmant meisterte. Davon abgesehen, sah sie einfach fantastisch aus, war supermegadünn, riesig groß und selbst von Nahem absolut faltenfrei. Ich warf ihr ein schüchternes Lächeln zu und huschte so unauffällig wie möglich in den Nebenraum. Als das Interview zu Ende war, kam sie wie selbstverständlich zu mir herüber, begrüßte mich mit einem festen Händedruck und einem lässigen »Hi. Nice to meet you«. Total benebelt von so viel beeindruckender Star-Aura, anders kann ich mir den peinlichen Blackout echt nicht erklären, stammelte ich ihr ein »You are welcome« entgegen. Was ja so viel heißt wie »Gern geschehen«. Woraufhin sie nur freundlich grinste und sich wieder ins Nebenzimmer verzog, wo bereits der nächste Interviewpartner auf sie wartete. Als ich meinen kleinen Fauxpas realisierte, war es natürlich schon zu spät und ich hätte mich vor Scham am liebsten in der Luxusbadewanne der Suite ertränkt. Es wäre wenigstens ein stilvoller Tod mit ordentlichem Presserummel gewesen. Zum Glück konnte ich aber ein paar Tage später schon wieder darüber lachen.
Weniger lustig war allerdings, dass mit dem Erfolg auch die Ansprüche unserer Kunden wuc