: Simone Aigner
: Ein Zuhause für Nele Sophienlust - Die nächste Generation 45 - Familienroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740986391
: Sophienlust - Die nächste Generation
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Das Wohnmobil holperte über die Landstraße. Nele saß auf der Kindersitzerhöhung hinter Tamara und sah aus dem Seitenfenster, vor dessen Scheibe eine weiße Gardine gespannt war. Trotzdem erkannte sie Wiesen und Felder, auf die die Sonne schien. Sie konzentrierte sich auf den Anblick. Wenn Steffen schnell fuhr, und zwischendurch tat er das, dann war es, als würde die Landschaft außen am Fenster vorbeifliegen, und ihr wurde ein bisschen schwindelig im Kopf. Jetzt zum Beispiel. 'Lass das', hörte sie Steffens ärgerliche Stimme. Erschrocken wandte sie den Kopf nach vorne und sah im Rückspiegel den unwirschen Blick des Mannes am Lenkrad auf sich gerichtet. 'Wenn du ständig aus dem Fenster schaust, wird dir schlecht. Ich will nicht, dass du dich im Wagen übergibst. Nele schluckte. Ein wenig schlecht war ihr tatsächlich, aber das konnte auch daran liegen, dass sie Hunger hatte. Das Frühstück war schon eine ganze Weile her und sie hatte nichts essen wollen. Überhaupt wurde ihr nie schlecht, wenn sie beim Autofahren aus dem Fenster sah. Das hatte sie früher, wenn sie mit Mama und Papa unterwegs gewesen war, auch immer gemacht. Nele senkte den Kopf und wurde furchtbar traurig. Sie würde nie wieder mit Mama und Papa im Auto fahren... 'Was ist? Ist dir schon übel? ', fragte Steffen und klang gereizt.

Das Wohnmobil holperte über die Landstraße. Nele saß auf der Kindersitzerhöhung hinter Tamara und sah aus dem Seitenfenster, vor dessen Scheibe eine weiße Gardine gespannt war. Trotzdem erkannte sie Wiesen und Felder, auf die die Sonne schien. Sie konzentrierte sich auf den Anblick. Wenn Steffen schnell fuhr, und zwischendurch tat er das, dann war es, als würde die Landschaft außen am Fenster vorbeifliegen, und ihr wurde ein bisschen schwindelig im Kopf. Jetzt zum Beispiel.

„Lass das“, hörte sie Steffens ärgerliche Stimme. Erschrocken wandte sie den Kopf nach vorne und sah im Rückspiegel den unwirschen Blick des Mannes am Lenkrad auf sich gerichtet.

„Wenn du ständig aus dem Fenster schaust, wird dir schlecht. Ich will nicht, dass du dich im Wagen übergibst.“

Nele schluckte. Ein wenig schlecht war ihr tatsächlich, aber das konnte auch daran liegen, dass sie Hunger hatte. Das Frühstück war schon eine ganze Weile her und sie hatte nichts essen wollen. Überhaupt wurde ihr nie schlecht, wenn sie beim Autofahren aus dem Fenster sah. Das hatte sie früher, wenn sie mit Mama und Papa unterwegs gewesen war, auch immer gemacht. Nele senkte den Kopf und wurde furchtbar traurig. Sie würde nie wieder mit Mama und Papa im Auto fahren...

„Was ist? Ist dir schon übel?“, fragte Steffen und klang gereizt. Stumm schüttelte Nele den Kopf, ohne hochzusehen.

„Sie wird müde sein“, vernahm sie Tamaras sanfte Stimme.

„Dann soll sie schlafen. Meine Güte, das fängt ja gut an. So habe ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt“, regte Steffen sich auf. Neles Augen füllten sich mit Tränen, die auf ihr Röckchen tropften. Steffen war so böse und so gemein. Niemand hatte sie gefragt, ob sie mit ihm und Tamara wegfahren wollte. Es hatte sie auch niemand gefragt, ob sie überhaupt zu Tamara und Steffen wollte. Viel lieber wäre sie bei Oma Luise geblieben, aber das ging nicht.

Und am allerliebsten wollte sie, dass Mama und Papa wieder zurückkommen würden und sie für immer bei ihnen sein konnte. Aber auch das ging nicht. Sie waren nämlich jetzt oben im Himmel und ihr Auto war ganz kaputt.

Nele schluchzte auf. Das Wohnmobil schlingerte, und sie wurde im Sitz hin und hergeworfen.

„Herrschaft!“, fuhr Steffen wütend hoch. „Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken?“

Nele presste beide Hände vors Gesicht.

„Steffen, bitte! Sie ist ein Kind und sie hat vor Kurzem einen furchtbaren Verlust erlitten“, sagte Tamara.

„Ja, ja. Von der Sache her tut mir das ja auch leid. Dennoch kein Grund, unvermittelt derart aufzuheulen. Beinahe hätten wir den nächsten Unfall gehabt. Ich bin einfach kein Kinderfreund. Vergiss nicht, du hast der Tussi vom Jugendamt zugesagt, dich um das Mädchen zu kümmern, ohne mit mir darüber zu reden.“

„Weil ich nicht damit gerechnet habe, dass du derart ablehnend und…“

„Halte mir bloß keinen Vortrag! Ich habe aus meiner Einstellung zu Kindern nie ein Geheimnis gemacht.“

„Es ist eine Notlage“, protestierte Tamara.

„Aber nicht meine und auch nicht unsere. Ich wollte die kommenden zwei Wochen mit dir genießen. Stattdessen…“

Durch die Finger sah Nele, dass Steffen mit einer heftigen Bewegung mit dem Daumen nach hinten zeigte. Sie atmete ganz vorsichtig.

„Es wird sich eine Lösung finden“, bemühte sich Tamara, ihn zu beschwichtigen. Steffen schnaubte.

„Ja, nach unserem Urlaub, auf den ich mich seit Monaten gefreut habe. Natürlich wird sich eine Lösung finden. Oder denkst du, wir spielen jetzt die nächsten Jahre Vater, Mutter, Kind? Mit mir nicht. Du musst schon wissen, was du willst.“

„Was hätte ich denn machen sollen? Sie hat doch sonst niemanden.“

„Für solche Fälle gibt es durchaus Möglichkeiten. Aber du…“

In Neles Kopf begann es zu rauschen, und plötzlich wurde sie ganz arg müde. Die Worte von Steffen und Tamara schienen sich zu entfernen und ihr fielen die Augen zu.

*

Das Wohnmobil hielt an und das Motorengeräusch verstummte. Nele blinzelte. Wo war sie? Lag sie daheim in ihrem Bett und alles war gut und sie