: Pablo Hagemeyer
: Die perfiden Spiele der Narzissten Der nette Narzissmus-Doc klärt auf
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959103466
: 1
: CHF 14,30
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: Angewandte Psychologie
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Narzissmus-Doc meldet sich zum Dienst! In »Gestatten, ich bin ein Arschloch.« hat er erklärt, wie Narzisst*innen ticken. Im zweiten Buch wird es konkret: Wie reagiert man, ohne sich selbst dabei kaputtzumachen? Anhand anschaulicher Beispiele entwirft Pablo Hagemeyer ein Panorama der perfiden Spiele von Narzisst*innen, die ihren Opfern das Leben schwer machen. Er schildert, wie sie sich in Liebesbeziehungen immer tiefer in die Seele fressen, um das Objekt der Begierde wehrlos zu machen. Auch im Job manipulieren sie gewieft ihr Gegenüber, um das eigene Ego zu stärken. Von der Aufschlüsselung dieser komplexen Spiele handelt das zweite Buch des netten Narzissten. Psychiater und bekennender Narzisst Pablo Hagemeyer bietet entnervten Opfern Aufklärung, Anleitung zur Gegenwehr und die Hoffnung auf Selbstbestimmung. Jedes Beispiel mündet in einer Analyse der Beziehungsmuster und in einer konkreten Handlungsanweisung für die Betroffenen. So wird ihnen das Handwerkszeug gereicht, um sowohl privat als auch beruflich konstruktiv mit ihren ganz persönlichen Narzisst*innen umzugehen. Denn zu einem Spiel gehören immer zwei Seiten ...

Dr. med. Thomas Pablo Hagemeyer, 1970 in Bonn geboren, ist Arzt, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und in eigener psychotherapeutischer Praxis niedergelassen. Fachbuchautor und Supervisor, Drehbuchautor, Drehbuchberater und Dozent für Persönlichkeitspsychologie. Aufgewachsen in Südamerika und Spanien. Mit seinen Büchern »Gestatten, ich bin ein Arschloch.« und »Die perfiden Spiele der Narzissten« stand er mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Er ist mit einer Rechtsanwältin verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.

Kapitel 2


Das Spiel um Autonomie


Seit dem Erfolg meines BuchesGestatten, ich bin ein Arschloch plagte mich eine gewisse Sorge, dass Carlota und ich als Paar die dort beschriebene narzisstische Art, miteinander zu leben, beibehalten müssten. Die Lesenden erwarteten es von uns. Noch verdrehter, wirdachten, dass sie es von uns erwarteten. Und verhielten uns dementsprechend. Ständig kokettierten wir damit, wer narzisstischer wäre. Narzisst. Klang wie ein Schimpfwort. Immer noch. Dabei wollte ich mitGestatten, … doch eigentlich die Schattenseiten dieser Charaktereigenschaft beleuchten.

Trotzdem spielten wir das Spiel weiter, wer toller sei. Kaum entdeckte Carlota etwas großartig Narzisstisches an mir, benannte sie es, und ich fühlte mich immer wieder ertappt. Als Reaktion provozierte ich gewisse Dinge, um umgekehrt sie als verkappte Narzisstin zu überführen. Sie konterte: Das habe sie alles von mir gelernt, sie treffe keine Schuld, und sie kümmere sich nun um sich selbst, statt sich ihren Kopf über mich zu zerbrechen. Es gehe ihr gut damit.

Da war es wieder. Sie stahl sich aus der Verantwortung, wies sämtliche Schuld von sich, schob allesmir in die Schuhe. Immerhin konnten wir darüber lachen und die Anspannung ableiten, die dabei entstand. So lief unser Spiel, und irgendwie machte es Spaß.

Zu meinem Glück kam 2020 die Pandemie, und der Ehe-Vertiefungskurs bei Johannes, unserem Paartherapeuten, fiel aus. Bis auf Weiteres keine Termine mehr. Das tat mir irgendwie gut, obschon ich wusste, dass noch mal in so eine Nabelschau zu gehen, sinnvoll gewesen wäre, um endlich abzugleichen, wie ichdachte zu wirken und wie ichwirklich wirkte.

Stattdessen betrachtete ich wie gewohnt nur die Menschen um mich herum. Meine Klienten. Meine Kollegen. Auch meine Frau. Pardon, die Frau an meiner Seite. Ich meine es nicht so besitzergreifend, wie es klingt. Es ist die Sprache, ich bin frei von Schuld! In jedem von uns gibt es dieses Bedürfnis nach Bindung an einen anderen Menschen. Narzissten missverstehen das. Sie nehmen sich Menschen und machen sie sich zu eigen, Menschen gehen in ihren Besitz über. So stillen sie ihre Sehnsucht nach Anerkennung. Allerdings verwechseln sie das Objekt ihrer Bindungssehnsucht mit etwas Verfügbarem. Narzissten merken nicht, dass Menschen in ihrem Umfeld lebendig und eigenständig sind oder zumindest sein wollen oder können. Das schafft Probleme.

Wie im Fall von Anna.

Anna und die Nähe


Anna war jung, hübsch und fand an einem regnerischen Herbsttag zu mir in die Praxis. Sie wirkte ratlos und verwirrt, hängte ihren Mantel zunächst in der Garderobe auf, um ihn dann doch mit ins Sprechzimmer zu nehmen, wo sie ihn über ihren Knien ausbreitete, um an den Ärmeln herumzuspielen. Sie sprach leise und zögerlich. Ihr Blick huschte durch den Raum oder klebte an ihren Händen, die auf ihrem Schoß gefaltet auf ihrem Mantel lagen.

Es war offensichtlich, dass sie eine Schutzmauer aus Angst und Scham um sich errichtet hatte, durch die ich nicht sofort drang. Ich gab mich vertrauensvoll, empathisch und sagte, sie könne sich hier geschützt und willkommen fühlen.

Es dauerte, doch schließlich fing sie an, von ihrer Beziehung zu erzählen, deren desaströser Verlauf sie zu mir geführt hatte.

»Es fing toll an, mein neuer Freund Andreas hofierte mich regelrecht, holte mich mit einem geliehenen Sportwagen von zu Hause ab, zum Champagner- und Kaviarfrühstück. In einer überfüllten Pizzeria stellte er sich plötzlich auf seinen Stuhl und verkündete laut: ›Schaut her, schaut euch diese tolle Frau an! Das ist Anna, meine Freundin – ist sie nicht großartig!?‹« Ein kleines Lächeln huschte über Annas Gesicht, als sie daran zurückdachte. Rasch verschwand es wieder.

Nach ei