: Angelika Monkberg
: Belisa
: Elysion Books
: 9783960001584
: 1
: CHF 3.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Belisa Kinkaid lebt nur für ihr Mode-Atelier. Aber sie steht nach zwei Schicksalsschlägen vor den Scherben ihrer Existenz. Massimo Torrione, CEO eines kleinen, exklusiven Mode-Labels auf Capri, macht ihr ein Angebot, das all ihre Sorgen lösen würde. Aber Massimo ist ein Dom und er will sie nicht nur für seine Firma, sondern auch privat, in seinem Bett. Es dauert eine Zeit, bis Belisa Vertrauen zu ihm gewinnt. Doch dann inszeniert eine Braut, für die beide das Hochzeitskleid schneidern sollen, vor der Blauen Grotte spektakulär ihre Flucht vor dem Sohn eines russischen Oligarchen und die Dinge laufen aus dem Ruder.

Kapitel 1


»Mit achtzehn Abitur, Lehre bei einer Gewandmeisterin, anschließend Studium an der Modeakademie München und mit knapp dreiundzwanzig das erste eigene Atelier – Belisa am Wiener Platz.« Der Redner schwieg einen wohlberechneten Moment und Tante Daisy, die mit Belisa den Regenschirm teilte, schnaufte empört.

»Das stimmt doch alles nicht. Das musst du richtigstellen, Bella!«

Ja, aber nicht hier. Belisas Blick schweifte über die vielen kunstvoll geschmiedeten Grabkreuze, die sich unter ihr in sechs Reihen den Abhang hinab bis dicht vor die kleine Kirche zogen. Dort, unter dem Vordach des Portals gegen die Nässe geschützt, stand der Priester und beobachtete seine Gemeinde. Er trug nur einen dunklen Anzug, kein Messgewand, und seine ganze Haltung verriet selbst auf diese Entfernung, dass ihm die Form der Trauerfeier, das heißt ohne kirchlichen Segen, nicht passte.

Belisa hatte dazu keine Meinung. Sie wünschte nur, sie hätte gar nicht hier sein müssen.

Tine und sie hatten letzten Donnerstag noch miteinander gewitzelt, dass diese bei dem Kaiserwetter mit geschlossenen Fenstern fahren musste, damit der Wind nicht unter den Rock der Kundin fuhr. Genau die Sorte Späße, für die Tine zu haben gewesen war, gleichzeitig anzüglich und völlig absurd. Fahrerkabine und Laderaum des Mercedes Sprinters trennte eine Zwischenwand. Er war für ihr AtelierBelisa am Wiener Platz eigentlich überdimensioniert, sie lieferten selten ganze Kollektionen aus, aber die Innenhöhe des Fahrzeugs hatte den Einbau einer Dachschiene mit Ösen für Kleiderhaken erlaubt. Belisa freute sich jedes Mal, wenn die Augen einer Kundin aufleuchteten, weil diese ihr nach Maß angefertigtes Traummodell sofort in ganzer Pracht hängen sah, ohne den meist üblichen Kleidersack.

Aber das spielte jetzt auch schon keine Rolle mehr.

»… und dann, letzte Woche. Dieser frühlingshafte Januartag!« Der Redner ließ den Blick über sein Publikum schweifen, sah jedem in der ersten Reihe lange ins Gesicht. Der beabsichtigte dramatische Effekt verpuffte bei Belisa allerdings. Sie stand durch ihren Platz, quasi auf der Galerie, vielleicht einfach zu weit weg; und ihre Tante, die in vierzig Jahren als Gewandmeisterin bei Theater, Film und Fernsehen viele wirklich große Schauspieler und Sänger gesehen hatte, schüttelte erst recht den Kopf.

»So ein Schmierenkomödiant!« Sie sprach Englisch, ihre Muttersprache und Belisa hoffte, dass niemand die Bemerkung verstanden hatte. Es war schon peinlich genug, dass sie zu spät gekommen und mitten in die Rede geplatzt waren. Tante Daisy