: Fritz Jergitsch
: Die Geister, die ich teilte Wie soziale Medien unsere Freiheit bedrohen
: Residenz Verlag
: 9783701746682
: 1
: CHF 14.40
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: Medien, Kommunikation
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Gründer der 'Tagespresse', der binnen Wochen ein Millionenpublikum über Facebook erreichte, rechnet mit den sozialen Medien ab. Eine spannende Analyse! Das vergangene Jahrzehnt brachte uns erstmals seit Ende des 2. Weltkriegs einen bedenklichen Anstieg der autokratisch regierten Staaten. Hängt das Wiedererstarken von Autokratien mit dem Aufstieg der sozialen Medien zusammen? Fritz Jergitsch zeigt in 'Die Geister, die ich teilte' auf, wie Facebook, Twitter und Co. ticken, und beschreibt, wie Autokraten und andere dieser Welt die sozialen Medien für Fake News missbrauchen. Dabei bezieht sich Jergitsch auf aktuelle Entwicklungen und analysiert, wieso in einer Pandemie plötzlich Millionen Menschen glaubten, das Virus sei nur eine Erfindung, und wieso ein US-Präsident seine Anhänger zum Sturm auf das Kapitol aufhetzen konnte. Werden wir die Geister, die wir teilten, wieder los?

Fritz Jergitsch, geboren 1991 in Wien gründete 2013 das Satiremagazin 'Die Tagespresse'. Daneben arbeitet er zeitweise für andere Medien als freier Autor an diversen Produktionen und gilt als Kenner von Social Media. Jergitsch studierte in Utrecht Volkswirtschaft. Zahlreichen Auszeichnungen u.a.: Österreichischer Kabarettpreis - Sonderpreis, 2016: 'Onliner des Jahres' in der Kategorie Medienmacher, 2017: 'Journalist des Jahres' in der Kategorie Unterhaltung, 2018: Forbes Europe '30 unter 30' in der Kategorie 'Medien', 2019: 'Digital Superheroes 2019' in der Kategorie 'Medien'. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen 'Die Geister, die ich teilte' (2021).

Einleitung


Im Jahr 2012 genoss ich mein Leben als fauler Volkswirtschaftsstudent in Utrecht, einer malerischen Studentenstadt. In der geografischen Mitte der Niederlande gelegen, kennt man Utrecht vor allem für seine idyllischen Kanäle und den ikonischen, 112 Meter hohen Kirchturm. Eines Abends, als ich, anstatt zu lernen, wie ein Zombie durch meinen Facebook-Newsfeed scrollte, erblickte ich eine sonderbare, massenhaft geteilte Nachricht: »Linie übertreten: Rekordsprung aus 39 Kilometern Höhe für ungültig erklärt.« Auf dem Artikel-Foto: Felix Baumgartner, der tags zuvor aus der Stratosphäre gesprungen war und den Weltrekord für den höchsten Fallschirmabsprung aufstellte. Verdutzt klickte ich den Artikel an und las eine todernste Meldung darüber, dass Baumgartner beim Absprung um sieben Millimeter über der Absprunglinie gestanden hatte. Bald musste ich feststellen, ich war auf eine Meldung der deutschen SatirezeitungDer Postillon hereingefallen.

Ich fand sofort Gefallen an dem Stil, das aktuelle Weltgeschehen durch satirische Überhöhung zu persiflieren. Natürlich, dem kleinen Österreich blieb eine eigene Satireseite wieder einmal vorenthalten (jedenfalls kannte ich keine). »Hm, na ja, wenn niemand eine Satireseite macht, vielleicht muss ich sie machen?«, schoss es mir durch den Kopf. In derselben Sekunde verwarf ich den Gedanken jedoch wieder, da ich bezweifelte, dass meine Texte lustig genug wären, um irgendwen zu interessieren.

Doch die Idee ließ mich nicht los und so begann ich, regelmäßig satirische Texte über aktuelle Nachrichten zu verfassen. Nach einigen Dutzend Meldungen entschied ich mich, Nägel mit Köpfen zu machen, und registrierte am 5. Mai 2013 die Domäne »dietagespresse.com«. Binnen weniger Tage hatte ich den Blog eingerichtet und stellte erste Texte online.

Nur: Wie lenkt man die Massen auf seine neue Website? Ich registrierte mich inkognito auf der österreichischen Nachrichtenseitederstandard.at, die für ihr belebtes Diskussionsforum bekannt ist. Ich beobachtete über Tage, welche Meldungen gerade heiß diskutiert wurden, schrieb einen Satireartikel darüber und postete im Forum unterhalb der Meldung einen Link. »DieTagespresse hat das gut auf den Punkt gebracht!«, kommentierte ich am 29. Mai 2013 unter einem Artikel über die Legalisierung der gleichgeschlechtli