: Jan Beinßen
: Bärentod Die Akte Nürnberg. Keller und Marusic ermitteln. Kriminalroman
: ars vivendi
: 9783747203071
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
März 2000: Drama im Nürnberger Tiergarten! Vier Eisbären entkommen aus dem Gehege und laufen frei durch den Park. Besucher schlagen Alarm, Tierärzte versuchen vergebens, die Pelzriesen mit Betäubungspfeilen zu stoppen. Dann die Entscheidung: Alle vier Bären werden getötet. Die Polizei stellt schnell fest: Die Schlösser des Geheges sind geknackt worden. Bald präsentieren die Ermittler das Phantombild eines Verdächtigen. Kriminalhauptkommissar Konrad Keller wird zufällig Zeuge der Ereignisse. Gemeinsam mit seiner findigen Kollegin Tabea Maru?ic nimmt Keller eine heiße Spur auf. Doch dann erschüttert der heimtückische Mord an einem prominenten Unternehmer die Stadt ...

5

--- Mittwoch, 29. März 2000, 20:25 Uhr ---

Keller konnte jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und nach Hause fahren. Dafür fühlte er sich viel zu aufgewühlt. Außerdem betrachtete er es als seine Pflicht, noch heute Abend die Ermittlungen aufzunehmen. Denn inzwischen hatte der für das Eisbärengehege zuständige Pfleger bestätigt, was gerüchteweise bereits die Runde gemacht hatte: Die Schlösser des Geheges waren geknackt worden.

Wenn ein Versäumnis oder eine Nachlässigkeit des Personals ausschied, war das Eisbärendrama ganz klar ein Fall für die Polizei, entschied Keller und bestand darauf, unverzüglich das Gehege besichtigen zu dürfen. Die Kollegen vom Kriminaldauerdienst schlossen sich an, um an Ort und Stelle Spuren zu sichern. Somit würde die Staatsanwaltschaft am folgenden Tag gleich etwas in der Hand haben, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Zocher führte die kleine Gruppe über eine Abkürzung, die Keller trotz zahlreicher Tiergartenbesuche nie und nimmer gefunden hätte, direkt bis zu dem Gehege und weiter zu einer Art rückwärtiger Schleuse, die Keller wegen der vielen daumendicken Stahlgitter an einen Haifischkäfig erinnerte. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass die großen Vorhängeschlösser, von denen eines auf dem Betonboden lag, gesprengt worden waren, brachial aufgebrochen mit einem Stemmeisen oder ähnlichem Werkzeug. Die Türen selbst standen bis zum Anschlag offen. Die Eisbären hatten also bloß noch herauszuspazieren brauchen.

»Kameras?«, lautete Kellers naheliegende Frage.

Zocher schüttelte den Kopf. »Für eine Videoüberwachung reicht unser Budget nicht aus. Bisher hielten wir das auch nicht für notwendig.«

Keller wollte eine weitere Frage stellen, doch er verstummte, als er die Hilferufe eines Mannes und gleich darauf Kinderstimmen hörte.

Wortlos brachen er und seine Begleiter auf, um den Stimmen zu folgen.

Sie trafen auf einen aufgelöst wirkenden Mann mit zwei kleinen Jungen an seinen Seiten.

»Haben Sie den Eisbären einfangen können?«, fragte er voller Sorge.

Keller redete beruhigend auf ihn ein und erklärte die
Situation, während ein Kollege über Funk die Sanitäter verständigte, um die Familie in Obhut zu nehmen.

Apropos Familie, dachte Keller: Er musste dringend seine Frau informieren, dass es heute sehr spät werden würde …

 

Tabea stand nicht mehr der Sinn nach Small Talk mit ihren Freundinnen – nicht nach dem, was sie im Fernseher gesehen hatte. Im Tiergarten spielte sich offenbar eine Tragödie ab – und ihr Chef stand mitten im Geschehen. Das ließ ihr einfach keine Ruhe.

»Ich muss da hin!«, s