: Angela Planert
: Seleno - Die Kraft der zwei Monde Zweiter selenorischer Roman
: tolino media
: 9783739339122
: 1
: CHF 3.60
:
: Fantasy
: German
: 335
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit einem außergewöhnlichen Ritual gewinnt Gerrit sein Augenlicht zurück. Seine veränderten Fähigkeiten stellen ihn immer wieder vor neue Herausforderungen, bis er Zusammenhänge mit den Prophezeiungen aus den alten Büchern zu erkennen glaubt. Sein treuer Gefährte Sanar scheint mehr über seine Veränderungen zu wissen, als er zunächst preisgibt.

Angela Planert, begeisterte sich bereits in der Schulzeit für das Schreiben. Zunächst erlernte sie einen medizinischen Beruf, später füllte die wachsende Familie ihren Alltag aus. Seit 2004 widmet sie sich intensiv der Schriftstellerei. So erstanden in den letzten Jahren insgesamt zahlreiche Manuskripte. Von der selenorischen Literatur zum Vampirroman über Krimi bis hin zu Science-Fiction bieten die Werke vielfältigen Lesestoff. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen im Norden Berlins

 

Das Ritual

Seltsame Geräusche rissen Farie aus dem Schlaf. Der rote Mond schien genau in ihren Schlafraum. Von draußen drang eine flüsternde Stimme zu ihr hinauf. Die weckte ihre Neugier. Sie stand auf, ging zum Fenster, um in den Klostergarten zu schauen. Der rote Mond besaß nicht viel Leuchtkraft, der weiße Mond stand direkt hinter dem Haus. Die Gestalt, die unten am Waldrand bewegungslos verharrte, war im Mondlicht kaum zu erkennen. Dennoch glaubte Farie zu wissen, wer sich im Schatten der Bäume versteckte und dass derjenige auf sie wartete. Eiligst nahm sie ihren Umhang und lief die Treppen hinunter. Gespannt öffnete sie das schwere Holztor.

»Gerrit? Bist du das?« Farie bemühte sich, leise zu sprechen, um die anderen Klosterbewohner nicht zu wecken.

»Ich brauche Eure Hilfe, Farie«, flüsterte eine dunkle Stimme ganz in ihrer Nähe.

»Gerrit? Wo bist du?« Er musste nur wenige Schritte von ihr entfernt sein. Farie war etwas verwundert, denn es war nicht seine Art, sich vor ihr zu verstecken.

»Hier, Farie«, hörte sie die ihr vertraute Stimme.

Nur mit Mühe war die Silhouette einer Gestalt in der Dunkelheit zu erkennen. Sie ging darauf zu und erkannte ihren Schützling, der vor vielen Monden für einige Zeit in ihrem Kloster gelebt hatte. Nun trat er aus dem Schatten des Baumes hervor, in den Lichtschein des weißen Mondes. Unwillkürlich wich Farie zurück. So groß hatte sie Gerrit nicht in Erinnerung gehabt. Obwohl die letzte Begegnung mit ihm noch nicht lange her war. Heute erschien er ihr dagegen etwas schmaler.

Für diesen nächtlichen Besuch gab er gewiss einen bedeutenden Grund, durchfuhr es sie in Gedanken. »Was ist geschehen, Gerrit?« Sie machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hand auf seine Wange. Dabei musste sie sich ziemlich strecken. Sie spürte den weichen Flaum seiner Barthaare in ihrer Handfläche kitzelten.

»Bitte, Farie. Ich benötige Eure Hilfe.« Er schien, als würde er nach ihren Schultern tasten.

»Es ist sehr wichtig!«

Farie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihm besser in seine großen braunen Augen sehen zu können. Gerrit sah sie jedoch nicht an. Sein Blick blieb starr geradeaus gerichtet. Farie erschrak. »Du bist blind, Gerrit!« Diese Erkenntnis bohrte sich wie ein Messerstich in ihr Herz. Sie griff nach seinen Händen. »Um Mondes willen, was ist nur passiert?«

»Beruhigt Euch, Farie«, antwortete er gelassen. »Deshalb bin ich zu Euch gekommen. Niemand darf mich finden. Niemand. Versteht Ihr das?«

»Ich bringe dich in meinen Schlafraum, komm!« Sie nahm seine Rechte und führe Gerrit durch den Klostergarten in das Kloster hinein. »Achtung! Jetzt kommen die Stufen. Erinnerst du dich, wie oft du hier hochgerannt bist?« Farie erinnere sich an den scheuen, zurückhaltenden Jungen, der er einmal gewesen war.

»Die Zeit im Kloster habe ich in wundervoller Erinnerung.« Trotz seiner Blindheit waren seine