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Josie
»Was soll das denn werden?«
Ich bückte mich gerade unter meinen Briefkasten, um eine Lichterkette um deren Pfosten zu wickeln, als mich die bellende Stimme eines Mannes hochfahren ließ. Prompt knallte ich mit dem Kopf gegen den Briefkasten.
»Autsch.« Ich rieb mir den Scheitel und blinzelte den Mann an, dessen Stimme mich erschreckt hatte. Mein Nachbar saß in seinem lächerlich großen Truck und hielt direkt vor meinem Haus. »Herrgott, musst du dich so anschleichen? Wonach sieht es denn aus?«
Er ließ den Blick über meinen Vorgarten schweifen. »Es sieht aus, als hätte jemand bei dir alles mit Weihnachten vollgekotzt.«
Ich kniff die Augen zusammen. Gott, mein neuer Nachbar war ständig so mies drauf. Das war echt schade, denn eigentlich war er heiß. Er erinnerte mich an diesen britischen Schauspieler aus »Die Bestimmung«, Theo Irgendwas, keine Ahnung. Aber bloß weil er volle Lippen und ein kantiges Kinn hatte und seine Augen die Farbe geschmolzener Schokolade besaßen, würde ich es noch lange nicht auf mir sitzen lassen, dass er meinen geliebten Weihnachtsschmuck beleidigte.
Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ich fange gerade erst an. Bis alles fertig ist, brauche ich zwei Wochen.«
»Du meinst, da kommt nochmehr?«
»Natürlich kommt noch mehr.«
Er schüttelte den Kopf. »Die Lichter auf deinem Dach werden sicher nachts durch mein Fenster scheinen.«
Ich hätte fast gelacht. Er regte sich wegen der zwei armseligen Lichterketten auf, die ich heute Nachmittag angebracht hatte? Das war gar nichts im Vergleich zu dem, was ihn bis zum 1. Dezember erwartete. Die Astronauten im Weltraum würden sich während der Feiertage über den strahlenden Anblick meines Hauses freuen können.
Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht solltest du dir Verdunkelungsrollos besorgen. Du weißt schon, solche für Nachtarbeiter, die tagsüber schlafen.«
Mr Miesepeter runzelte finster die Stirn und warf mir einen bösen Blick zu, trat wortlos aufs Gaspedal und bog in die Einfahrt gegenüber ein. Ich dachte, damit wäre der Fall erledigt, aber als er ausgestiegen war, kam er noch einmal zurück über die Straße.
»Jetzt sag mir bloß nicht, dass deine Festbeleuchtung eine Attraktion sein wird und die ganze Nacht über Leute kommen, um sich einen Haufen Lämpchen und Kitschfiguren anzusehen, die auf deinem Rasen tanzen.«
Ich spitzte die Lippen. »Okay. Werde ich nicht.«
Seine Augen wurden schmal. »Was wirst du nicht?«
»Ich werde dir nicht sagen, dass die Leute von überall herkommen, um sich meine Dekoration anzusehen, obwohl es so sein wird.«
Mr Miesepeter fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe mir das Haus da drüben gekauft, weil es in einem ruhigen Viertel liegt. Die meisten Häuser hier werden nur im Sommer genutzt, und wenn zu dieser Zeit Betrieb herrscht, bin ich unterwegs. Ich dachte, im Winter wäre hier nichts los.«
Da hatte er recht. In diesem Teil der Hamptons gab es vor allem Zweitwohnsitze. Im Sommer lebten hier fünfzehnmal so viele Menschen wie im Winter. Leute wie ich, die das ganze Jahr über hier wohnten, waren die Ausnahme.
»Den größten Teil des Winters über ist es hier sehr ruhig«, sagte ich, ohne zu erwähnen, dass unser kleiner Block in nur wenigen Wochen einen beständigen Strom vorbeifahrender Autos anlocken würde. Die Mensch