: Waltraud Hable
: Für alles um die Welt Per One-Way-Ticket in ein neues Leben
: DuMont Reiseverlag
: 9783616491226
: DuMont Welt - Menschen - Reisen E-Book
: 1
: CHF 13.40
:
: Welt, Arktis ,Antarktis
: German
: 350
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Mi den E-Books der DuMont Welt - Menschen - Reisen sparen Sie Gewicht im Reisegepäck und können viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

Das E-Book basiert auf: 1. Auflage 2021, Dumont Reiseverlag

Das Bauchgefühl sagt: Los!
'Wenn ich in meinem alten Job und in meinem alten Leben bleibe, dann verhungere ich emotional. ' Journalistin Waltraud Hable hat auch nach einer einjährigen Weltreise nicht mit dem Fernweh abgeschlossen. Also zieht sie wieder los: ohne Rückflugticket und ohne Scheu, unterwegs auch ein paar neue Jobs auszuprobieren. Sie putzt Klos auf Hawaii, landet als freiwillige Helferin in einem Sterbehaus in Indien und checkt zur Rangerausbildung im südafrikanischen Busch ein. Und dazwischen? Versucht sie, ihren Träumen treu zu bleiben und ihre Definition von alles zu leben. Ein Zick-zack-Trip durch die Welt, in dem geflucht, geliebt, gezweifelt und gelacht wird. Wie das eben so passiert, wenn man sich von etwas leiten lässt, auf das man sonst nicht hört: das Herz.

Tipp: Setzen Sie Ihre persönlichen Lesezeichen an den interessanten Stellen und machen Sie sich Notizen... und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!



<p>Waltraud Hable, Jahrgang 1978, ist Journalistin, Autorin und Weltenbummlerin aus Wien. Jahrelang hat sie für Frauenmagazine geschrieben und sich als Korrespondentin in Miami und New York City versucht (was schicker klingt, als es tatsächlich war). 2016 hat sie ihren Job an den Nagel gehängt, um auf Weltreise zu gehen. Entstanden ist daraus ihr erstes Buch »Mein Date mit der Welt«. Weil eine Rückkehr in den Alltag für sie nicht mehr in Frage kam, hat sie ihren Wohnort einfach in die große weite Welt verlegt.</p>

1

ICH DARF NICHT UNZUFRIEDEN SEIN.
ODER DOCH?

Es gibt Dienstage, da passiert gar nichts. Und dann sind da diese Dienstage, an denen dir klar wird: »Ich kann mich nicht länger selbst bescheißen.«

Mein Dienstag ist im November. Ein nebelgrauer Tag, der nach Desinfektionsmitteln und Heizungsluft riecht.

»Ihre Haut hat begonnen, sich an gewissen Stellen selbst zu zerstören«, eröffnet mir die Ärztin, während ich hinter einem Vorhang wieder in meine Kleidung schlüpfe.

»Ah ja?«, sage ich und fiddle mit den Schnürsenkeln meiner Sneakers herum. Das ist sicherlich nicht der gehaltvollste Kommentar, aber ich habe keine Ahnung, wie ich sonst reagieren soll. Ich dachte, ich wäre für einen Routinecheck in die Praxis gekommen und vielleicht für eines dieser Karamellbonbons, die am Empfang in einer Glasschüssel rumliegen –, aber nicht für die Diagnose »Autoimmunerkrankung im Frühstadium« und für eine Verschreibung von Kortison.

Bevor sich jetzt allgemeine Betroffenheit einstellt – die Sache ist nicht weiter schlimm. Also nichts, was mich groß einschränken oder gar umbringen würde. Der Schutzmantel meines Körpers mag zwar irreparable Risse aufweisen. »Aber das kriegen wir fürs Erste mit einer Salbe hin«, sagt die Ärztin. Und: »Viele dieser Schübe werden durch Stress ausgelöst.« Sie versucht, das Ganze als Feststellung zu formulieren, ich sehe trotzdem eine Frage darin und fühle mich ertappt. Denn man muss kein Psychosomatik-Diplom an der Wand hängen haben, um zu wissen: Autoimmun bedeutet oft auch autoaggressiv. Keine Hautzelle der Welt begeht ohne Grund Selbstmord. Und man entwickelt auch nicht einfach so alle paar Wochen Herpes. Das Ganze verdeutlicht lediglich: Nicht nur mein Immunsystem verlangt nach ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, sondern ebenso mein Seelenleben.

* * *

»Was muss ich ändern, damit ich von meinem Leben keinen Urlaub mehr brauche?« Das ist die Frage, die seit Monaten an mir nagt. Und in den dreizehn suchenden Worten steckt so viel Sehnsucht, dass es mir mitunter eng im Hals und im Brustkorb wird. Die Problemstellung ist zugegebenermaßen nicht ganz neu. An dem Punkt »Soll das bereits alles gewesen sein?« war ich bereits mehrmals in meinem Leben. Ich habe mir deswegen sogar eine Auszeit gegönnt und meine Ersparnisse auf einer Solo-Weltreise verprasst, in der Hoffnung, mein Fernweh und meinen Hunger nach Neuem damit stillen zu können. Doch die Zufriedenheit, die mein Big Trip brachte – ich kam mit tausend Sonnenflecken, einem vollen Herzen und der Gewissheit, dass Solo-Reisen das Beste für die Entdeckung des inneren Rhythmus ist, heim –, hielt nicht sonderlich lange an. Nach einem Jahr scharrte ich bereits wieder wie ein eingesperrtes Wildpferd mit den Hufen, wissend, dass da draußen mehr auf mich wartet als die Hausdächer, auf die ich von meinem Bürofenster aus schaute.

Experten würden sagen: Bore-out statt Burn-out. Ich sage: Wenn man nicht happy ist, sind einem solche Definitionen herzlich egal. Interessanter ist, was man gegen die dunklen Wolken am Geisteshimmel unternimmt. Wird man aktiv? Oder übt man sich in Vogel-Strauß-Taktik? Ausprobiert habe ich beide Strategien. Zuerst meinte ich, ich bräuchte einfach nur neue Hobbys. Ein befreundeter Personaltrainer bot mir gratis CrossFit-Stunden an. Dabei ließ er mich so leiden, als hätte ich seiner Seele in einem früheren Leben etwas Schlimmes angetan. Aber die gewünschte Zerstreuung brachte es genauso wenig wie die YouTube-Tutorials, mit denen ich mir selbst beibrachte, herrlich zitronige Körperbutter anzurühren. Also … gegenpoliger Versuch, Kopf in den Sand. Vielleicht musste ich mich einfach damit abfinden, dass das Leben ein unvermeidbarer Alltagstrott war – und wo ich schon mal im Desillusionierungsprozess war, redete ich mir auch gleich die Möglichkeit auf grundlegende Veränderung aus: »Was soll ich denn machen? Ich kann ja nichts außer Schreiben. Hätte ich mal besser was Vernünftiges gelernt.« Obendrein lähmte mich ein schlechtes Gewissen: »Du hast null Grund, unzufrieden zu sein«, schimpfte es mit mir. »Du bist ein verdammtes Glückskind.« Was prinzipiell stimmte. Mein Hintern klebte von Mon