: Barbara Frischmuth
: Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen
: Residenz Verlag
: 9783701746576
: 1
: CHF 11.70
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Über die Natur nachdenken mit der wunderbaren Autorin und leidenschaftlichen Gärtnerin Barbara Frischmuth Natur und Kultur lassen sich nicht voneinander abgrenzen. Ständig greifen sie ineinander über, ob sichtbar oder unsichtbar, gelegentlich auch ohne zu harmonieren. Seit jeher versucht der Mensch, die Natur zu zähmen, sie sich untertan zu machen. Je spektakulärer ihm das gelingt, desto seltener denkt er daran, wie abhängig er noch immer von ihr ist. Am deutlichsten wird das in der Sprache, mit der wir versuchen, die Natur zu benennen und zu beschreiben, ob erzählend, poetisch, sachlich oder wissenschaftlich. In ihrem Essay versucht Barbara Frischmuth zu zeigen, wie Natur in Alltag, Literatur, Kultur und Wissenschaft zur Sprache kommt. Die Natur zu unterschätzen, wäre lebensgefährlich. Sie zu schätzen, ja zu lieben, eine menschenwürdige Erkenntnis.

Barbara Frischmuth, geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und ist seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebt seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane 'Die Klosterschule' (1968), 'Die Mystifikationen der Sophie Silber' (1976) oder 'Kai und die Liebe zu den Modellen' (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt sind folgende Neuauflagen erschienen: 'Bindungen' (2013) und 'Machtnix oder Der Lauf, den die Welt nahm' (2018). Zuletzt erschienen: 'Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen' (2021).

Seit der Klimawandel immer deutlicher die Zähne zeigt, rückt auch die Natur stärker ins Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit. Hinzu kommt die Pandemie, denn auch sie gilt als Naturereignis, selbst wenn der Mensch samt seiner Kultur in Verdacht steht, das Seine dazu beigetragen zu haben. Womit wir bei der uns beschäftigenden Frage angekommen sind, was Natur bezeichnet und was sie bedeutet. Das Wortfeld, auf dem sie noch immer beackert wird, ist groß und nicht immer überschaubar, seit die Natur vor ungefähr zwölftausend Jahren, das heißt, zum Ende der Würm-Eiszeit begonnen hat, ihrer Kontrahentin, der Kultur (lat.cultura voncolere: hegen und pflegen), das Wasser zu reichen, indem sie die von ihr geschaffene Erde der Kultur zur Bestellung freigegeben hat.

Aber noch einmal: Was heißt Natur und was bedeutet der Begriff? »Natur« kommt vom lateinischennasci, geboren werden, entstehen, im Griechischen:physis, das immer wieder Gebärende, Hervorbringende. Natur meint aber auch die natürliche Beschaffenheit, die Schöpfung, das Wesen eines Gegenstandes. Zu ihr gehört alles, was sich ohne fremdes, sprich: menschliches Zutun nach den ihr innewohnenden Kräften und Gesetzen entwickelt. So hieß es, und dass die Naturdinge sich von künstlichen Dingen nur dadurch unterschieden, dass erstere ihren Bauplan in sich selbst trügen. Aber damit nicht genug, aus christlicher Sicht wurde das Natürliche zum Gegenbegriff des Übernatürlichen, zur Bezeichnung von allem, was nicht göttliche Offenbarung ist.

Voltaire wiederum meinte, es sei alles Natur, und bezog damit Stellung gegen die Anwesenheit göttlicher Offenbarungen in den Naturdingen. Andere trafen die Unterscheidung zwischen organischer – belebter – und anorganischer – lebloser – Natur, dem gegenüber stellte sich wiederum die These der Allbelebung.

Im Wandel der Weltanschauungen lösten einander Verehrung der Natur und Verurteilung ihrer angeblichen Geist- und Wertefeindlichkeit ab. Was gleich blieb, war der Versuch, den Begriff der Natur einzugrenzen und ihn innerhalb seiner Grenzen mit einer Reihe voneinander abhängiger Bedeutungen auszustatten.

Wer immer den Begriff »Natur« verwendet, muss sich entscheiden, welche Bedeutung des Begriffs er meint. Ist die Natur, von der ich spreche, die Wirkkraft, sozusagen der Akteur, wie es neuerdi