: Michael Connelly
: Der letzte Coyote Der vierte Fall für Harry Bosch
: Kampa Verlag
: 9783311702740
: Ein Fall für Harry Bosch
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Harry Bosch steckt in Schwierigkeiten. Er hat sich an seinem Vorgesetzten vergriffen und ist bis auf Weiteres vom Dienst suspendiert. Die ihm auferlegte Psychotherapie hält er für Schwachsinn und wehrt sich zunächst dagegen. Doch dann muss er sich eingestehen, dass ihn schon lange etwas quält: der dreißig Jahre zurückliegende Mord an der Prostituierten Marjorie Lowe - seiner Mutter. Es wird Zeit, dass Bosch sich mit dieser traumatischen Erfahrung auseinandersetzt, endlich den Mörder seiner Mutter findet und ihn seiner gerechten Strafe zuführt. Und so lernen wir den brillanten Detective Harry Bosch in seinem vierten Fall von seiner privatesten Seite kennen.

Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

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»Worüber möchten Sie zuerst sprechen?«

»Worüber ich sprechen möchte?«

»Ja. Wollen Sie mit dem Vorfall anfangen?«

»Mit dem Vorfall? Nun, natürlich hab ich mir so meine Gedanken darüber gemacht.«

Sie wartete, aber er sprach nicht weiter. Noch bevor er in Chinatown angekommen war, hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde sie zwingen, ihm jedes Wort einzeln aus der Nase zu ziehen.

»Könnten Sie mir sagen, was Sie denken, Detective Bosch?«, fragte sie endlich. »Das ist der Zweck der …«

»Ich denke, dass das Ganze eine Scheißfarce ist – reines Theater. Aber das scheint ja der Zweck der Übung zu sein. Mehr hab ich nicht zu sagen.«

»Halt, warten Sie. Was meinen Sie mit Theater?«

»Ich gebe zu, dass ich den Typ gestoßen habe. Wahrscheinlich habe ich ihm auch eine verpasst. Was genau passiert ist, weiß ich nicht mehr. Aber ich streite nichts ab. Also gut, man kann mich suspendieren, versetzen oder es vor den Disziplinarausschuss bringen – was weiß ich. Aber dieses Verfahren ist eine Scheißfarce. Die Zwangsbeurlaubung ist eine Scheißfarce. Warum muss ich dreimal die Woche hierherkommen, als ob ich ein … Sie kennen mich nicht einmal! Warum muss ich mit Ihnen reden? Warum müssen Sie Ihre Zustimmung geben?«

»Nun, Sie haben gerade selbst die formale Begründung dafür gegeben. Die Polizeibehörde hat sich gegen Disziplinarmaßnahmen und für Therapie entschieden. Sie sind wegen Stress zwangsbeurlaubt worden, was bedeutet …«

»Ich weiß, was es bedeutet. Und deshalb ist es reines Theater. Jemand entscheidet arbiträr, dass ich total gestresst bin. Und das gibt meinen Vorgesetzten das Recht, mich für unbefristete Zeit zu suspendieren – oder wenigstens so lange, bis ich für Sie brav Männchen mache.«

»An dieser Entscheidung ist nichts arbiträr. Sie gründet sich auf Ihr Verhalten, welches meiner Ansicht nach klar zeigt …«

»Was passiert ist, hatte nichts mit Stress zu tun. Es hatte mit … ach egal. Wie gesagt, wir spielen hier Theater. Also warum kommen wir nicht ohne weitere Umschweife auf den springenden Punkt? Was muss ich tun, um wieder arbeiten zu können?«

Er konnte sehen, wie Zorn in ihren Augen aufleuchtete. Seine totale Ablehnung ihres Berufs und ihrer Fähigkeiten traf sie in ihrem Stolz. Sogleich jedoch verlosch ihr Zorn wieder. Sie hatte ständig mit Polizisten zu tun und war vermutlich dergleichen gewohnt.

»Können Sie nicht einsehen, dass es um Ihr Wohl geht? Ich gehe davon aus, dass die Polizeiführung Sie eindeutig als wertvolle Kraft ansieht. Andernfalls wären Sie nicht hier. Man hätte ein Disziplinarverfahren einleiten und Sie zum Abschuss freigeben können. Stattdessen tut man alles Mögliche, um Ihre Karriere zu retten sowie deren Funktionswert für die Polizei zu erhalten.«

»Wertvolle Kraft? Ich bin Polizist und keine Wertanlage. Wenn ich draußen auf der Straße bin, denkt niemand an meinenFunktionswert. Was soll das überhaupt bedeuten? Muss ich mir so ein hochgestochenes Zeug hier anhören?«

Sie räusperte sich und begann dann in energischem Ton:

»Sie haben ein Problem, Detective Bosch. Und es beschränkt sich nicht allein auf den Vorfall, der zu Ihrer Beurlaubung führte. Darum geht es in diesen Sitzungen. Kapieren Sie das? Es handelt sich nicht um einen e