DER CHEF
Ich bin ihr auf einer der Felstreppen zum Oberland begegnet. Ich kam von unten. Zuerst gerieten nur ihre nackten Füße in meinen Blick. Ihre Zehen waren kleine Würmer. Mit hoher Beweglichkeit wuchsen sie aus einem breiten Knochen. Schnell senkte sie den Vorhang ihres Rocks. Bleiches Blau.
Sie ging vorbei und drehte sich um. Ihre Augen ein bleiches Blau. Meine Hand verfehlte das hölzerne Geländer, griff ins Leere. Ich stürzte, überschlug mich und lag am Ende der Treppe mit schmerzenden Knien und Ellbogen vor ihr.
Die von den Baugerüsten gestohlenen Schrauben für unser Bohrgestänge hüpften aus meinen Taschen, sprangen um mich herum. Flöhe. Sie lachte und stieg über mich hinweg.
Wir sind fünf. Wir bohren nur montags. Wir sind sicher, dass es der richtige Tag ist. Mit einem Montag hat die Welt angefangen. Von morgens bis abends bohren wir ein Loch in einer schmalen Senke. Diese Arbeit haben wir uns selbst ausgedacht. Je nach unserer Tätigkeit haben wir uns neue Namen gegeben: Drehwurm, Klopfer, Schmierer und Schrauber. Ich heiße Dieb. Ich besorge die notwendigen Werkzeuge.
Unsere Idee ist, so lange zu bohren, bis uns der Chef nicht mehr übersehen kann. Wir glauben, er kommt nur an einem Montag. Wir können uns nicht vorstellen, dass er an einem anderen Tag seine Kontrolle macht. Wenn er vor uns steht, wollen wir ihm unsere Fragen stellen.
An den ersten Montagen hat sich niemand um uns gekümmert. Heute steht plötzlich ein Bauer am Rand der Senke und sieht uns zu. Nach einer Weile stemmt er die Arme in die Hüften und zieht den Schleim durch die Nase hoch. „Was macht ihr da?“
„Ach, wir bohren“, sagt Drehwurm. „Nur so.“
Drehwurms Kopf schaukelt auf seinem Hals wie bei einem gefangenen Tier. Der Bauer nickt.
Schmierer wirft mir einen Blick zu.
„Es funktioniert“, murmelt er.
Der Bauer geht wieder. Vielleicht holt er den Chef.
Doch den ganzen Tag kommt niemand mehr. Manchmal fürchten w