: Holger Finze-Michaelsen
: Ohne Liebe - nichts Roter Faden für das Leben (1. Korinther 13)
: TVZ Theologischer Verlag Zürich
: 9783290176716
: 1
: CHF 9.90
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: Bibelausgaben
: German
: 154
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Die Liebe ist langmütig, sie ist gütig ...' Im berühmten 13. Kapitel des 1. Briefes an die Korinther schreibt Paulus von der Liebe (agape). Christliches Leben und christliche Gemeinde ohne Liebe bezeichnet er als 'nichts'. Ohne Liebe fehle der rote Faden. Nüchtern beschreibt der Apostel die Facetten gelebter Zuwendung zum anderen Menschen. Immer wieder jedoch wurden und werden in der kirchlichen Verkündigung seine Worte in den Zusammenhang mit Verliebtheit, Hochzeit und gelegentlich auch mit einem Todesfall gestellt. Der Autor liest das Kapitel über die Liebe ohne Sentimentalität, lädt zum Verweilen bei jedem einzelnen Wort ein und stellt es in den grossen Zusammenhang der paulinischen Theologie. So öffnet sich der biblische Horizont echter Hingabe an das Du im menschlichen Miteinander.

Holger Finze-Michaelsen, Dr. theol., Jahrgang 1958, ist seit 2010 Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Jenaz-Buchen/Kanton Graubünden, zuvor war er Pfarrer in den Bündner Gemeinden St. Antönien und Schiers und im Bernischen Zweisimmen.

|27| III. Paulus schreibt nach Korinth


Paulus tritt uns entgegen als Briefschreiber. Was wir an direkter Kenntnis von ihm haben, stammt in ganz elementarem Sinne aus Wörtern «in Bewegung» – aus dem Briefverkehr zwischen ihm und verschiedenen Gemeinden, wobei uns allerdings weder deren mögliche Anfragen noch Antworten überliefert sind. Auf langen Reisen wurden die Schreiben von Gemeindegliedern transportiert, meist zu Fuss, teils per Schiff. Man besuchte sich, man schrieb sich, man wusste voneinander. In den Zusammenkünften wurden die Briefe verlesen und besprochen, danach auch weitergeleitet an andere Gemeinden.

«Meine geliebten Kinder»


Paulus kam in diesem Briefverkehr eine besondere Rolle zu: Er war der erste Apostel, der als Missionar den Schritt weit über das Land Israel und das Judentum hinaus tat. Auf seinen Missionsreisen – er soll Schätzungen zufolge im Laufe seines Lebens etwa 16 000 Kilometer zurückgelegt haben – gründete er etliche Gemeinden. Eine von ihnen war Korinth. Von etwa Anfang 50 bis Mitte 51 nach Christus hielt er sich in der Stadt auf, also anderthalb Jahre. Den 1. Korintherbrief schrieb er vier bis fünf Jahre später, im Frühjahr 54 oder 55, und zwar von Ephesus aus, wo ihn eine Dreierdelegation der Gemeinde besuchte, bestehend aus Stephanas, Fortunatus und Achaikus (vgl. 1. Korinther 16,17).

Zur Gemeinde hatte er ein ausgesprochen väterliches Verhältnis. Er nennt sie «meine geliebten Kinder» (z. B. 1. Korinther 4,14–15). Er sieht sich als den, der die Gemeinde «gepflanzt» und der «als kundiger Baumeister das Fundament gelegt» hat, korrigiert aber sofort wieder und tritt vor Gottes|28| Wirken zurück: Es zählt ja «weder der, der pflanzt, noch der, der bewässert, sondern Gott, der wachsen lässt»; und «ein anderes Fundament kann niemand legen als das, welches gelegt ist: Jesus Christus» (3,6–7.10–11). Die Gründung der Gemeinde ist also nicht sein Werk; er sieht sich «als Diener des Christus und als Verwalter der Geheimnisse Gottes» (4,1).

Der Kern dessen, was Paulus als «das Evangelium verkündigt» (1. Korinther 1,17; 15,1), ist, dass «Christus von den Toten auferweckt worden ist, als Erstling derer, die entschlafenen sind» (15,20); Christus hat sich gerade als «der Gekreuzigte» (1,23) erwiesen und als «Gottes Kraft und Gottes Weisheit» (1,24). Das hat universale Gültigkeit und gilt jedem Menschen: «Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus auch alle zum Leben erweckt werden» (15,22). Es ist eine neue Zeit, eine neue Zukunft angebrochen. In das Jetzt ragt hinein das Ziel der Zeit, das Ziel der Welt, «wenn er alle Herrschaft, alle Gewalt und Macht zunichte gemacht hat»; «als letzter Feind wird der Tod vernichtet» (15,24.26) – und mit diesem letzten auch der grösste Feind des Menschen, dem dieser als aus dem Garten Eden Vertriebener tagtäglich ins Auge sehen muss. Der «Stachel» (15,55–56), also das Schmerzhafte des Todes, ist, dass er auf die schärfste Weise zum Ausdruck bringt, dass wir von Gott getrennt sind. Das ist der innere Zusammenhang zwischen unserer Sterblichkeit und unserer Sündhaftigkeit, ebenso die allen Menschen eigene Adams-Natur.

Das «Wort vom Kreuz» wird in Korinth «angenommen»


Das «Wort vom Kreuz» (1. Korinther 1,18) ist für Paulus die Richtschnur nicht nur dafür gewesen, was zu verkündigen sei als Evangelium, sondern auch in der Art, wie es weiterzugeben|29| sei: Man könnte es «kreuzweise» nennen. «Ich kam in Schwachheit un